Hauptschüler gibt sich als Anwalt aus und kassiert ab

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Vor dem Landgericht Berlin findet ein Prozess gegen einen 24-Jährigen ehemaligen Hauptschüler statt. Dem Angeklagten werden 348 Straftaten vorgeworfen. Er soll sich unter anderem als Anwalt ausgegeben haben, um Prozessgebühren zu kassieren.

Die Staatsanwaltschaft benötigt über eine halbe Stunde um alle Fälle von Betrug, Urkundenfälschung, falscher eidesstattlicher Versicherung sowie Missbrauch von Berufsbezeichnungen vorzulesen. Von 2014-2016 hatte der junge Mann, der jetzt angeklagt ist, als angeblicher prozessbevollmächtigter Anwalt bundesweit Gebühren abkassiert. Dann flog er auf.

„Kanzlei N. und Partner“

In den meisten Fällen verwendete der 24-Jährige Paul N. einen Briefbogen mit der Überschrift Kanzlei N. und Partner , bezeichnete sich selbst als Kanzleiinhaber und scannte die Unterschrift von Schneider, Rechtsanwalt einfach ein. Als angeblicher Rechtsanwalt begehrte er dann diverse Gebühren.

Vor verschiedenen Amtsgerichten reichte er Kostenvorschüsse sowie Anträge für die Erstattung von Gebühren für Beratungen in sozial- und mietrechtlichen Angelegenheiten ein. Für einen anderen Mandanten erhob der 24-Jährige Klage beim Sozialgericht Berlin. Einmal erreichte er sogar ein Versäumnisurteil, weil die andere Partei nicht zur Verhandlung erschien. Vom Amtsgericht Flensburg begehrte er einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluss über 250.000 Euro gegen die Stadtwerke. Als das Gericht weitere Unterlagen sehen wollte, reagierte der junge Mann einfach nicht mehr.

Hauptschüler machte Ausbildung zum  Rechtsanwaltsgehilfen

Im März 2016 schickte er den Amtsgerichten von Aalen bis Zittau 275 Beratungshilfeanträge für seinen fiktiven Mandanten Roujieh G. Immerhin 42 der Gerichte befürworteten den Antrag. Kurz darauf wurde Paul N. verhaftet. Er sitzt inzwischen eine 5-Jährige Jugendstrafe für Taten ab, die er als Jugendlicher begangen hat. In dieser Zeit hatte er große familiäre Probleme, schaffte aber immerhin seinen Hauptschulabschluss. Danach begann er eine Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notargehilfen, die er aber nach wenigen Monaten abbrach. Offensichtlich genügte das dort gelernte aber, um ihn auf die Ideen zu bringen, sich als Anwalt auszugeben.

Bereits 2011 geriet der junge Mann in die Schlagzeilen seiner Lausitzer Heimat. Er gab sich als die Gebühreneinzugszentrale GEZ aus und verschickte unter diesem Namen Mahnungen. Wer nicht bereit sei 115,15 Euro nachzuzahlen, dem würde das Farbfernsehgerät gepfändet. Drei der Angeschriebenen zahlten. 230 erstatteten Anzeige. Im aktuellen Prozess bittet Paul N. um eine Verständigung. Er ist bereit ein Geständnis abzulegen, wenn das Gericht ihm dafür eine Strafmilderung gewährt.


Fundstelle: https://www.bz-berlin.de/

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