Ein Gefängnis-Mitarbeiter der Heilbronner Justizvollzugsanstalt soll Drogen und Handys in das Gefängnis geschmuggelt haben. Inzwischen sitzt er in Untersuchungshaft.
In Heilbronn sind erwachsene Männer untergebracht, die eine Strafe von mehr als 6 Monaten zu verbüßen haben. Bei 321 Haftplätzen und 210 Mitarbeitern kann man schon einmal den Überblick verlieren. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft soll ein 37 Jahre alter Mitarbeiter der JVA einem gut organisierten Schmugglerring angehört haben. Er sitzt inzwischen wegen Bestechlichkeit und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz selbst in Untersuchungshaft.
Geprellter Häftling packt aus
Im April soll sich ein Häftling bei der Heilbronner Stimme gemeldet und Vorwürfe gegen die Gefängnisleitung erhoben haben. Er habe Angst, dass die Gefängnisleitung “alles unter den Teppich kehren will”. Der 31-Jährige berichtet, dass einer der Justizvollzugsbeamten gegen Geld und auf Bestellung Handys, Drogen und Testosteron hinter Gitter schmuggle. Dies sei unter den Insassen ein offenes Geheimnis. Der Informant soll selbst versucht haben, über den Beamten an ein Handy zu gelangen, um seine Familie zu kontaktieren. Der Gefängnis-Mitarbeiter habe 300 Euro erhalten, das Handy aber nie geliefert. Daher habe der 31-Jährige sich nach eigenen Angaben entschlossen, den Beamten zu verraten. Er habe angeblich auch den Gefängnisleiter informiert, der für eine Stellungnahme gegenüber den Medien nicht zur Verfügung stand.
Der verdächtige Justizvollzugsbeamte soll von “mehreren Gruppierungen” im Heilbronner Gefängnis Geld erhalten haben – etwa 1.5000 Euro monatlich. Bei den geschmuggelten Betäubungsmitteln soll es sich vor allem um die Ersatzdroge Subutex handeln. Die Kombination aus Buprenophinen und Naloxonen wird auch in der Freiheit verwendet, um Opiatabhängigkeit zu behandeln. Es handelt sich dabei um Kapseln, die unter der Zunge aufgelöst werden. Offenbar standen einige Häftlinge mit Dealern außerhalb des Gefängnisses in Kontakt und organisierten, dass der Gefängnis-Mitarbeiter das Mittel dort gegen Bezahlung abholte und an die Insassen verteilte. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sollen sich auch gegen die Inhaftierten selbst sowie ehemalige Insassen richten.
Am Arbeitsplatz klickten die Handschellen
Der Vollzugsbedienstete wurde diese Woche auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz festgenommen. Die Polizei beschlagnahmte dabei eine vorbestellte Lieferung. Außerdem nahmen die Ermittler drei Kontaktpersonen des 37-Jährigen fest. Er wurde am Freitag dem Haftrichter vorgeführt und sitzt nun selbst hinter schwedischen Gardinen. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fand die Polizei weitere Betäubungsmittel.
Das Justizministerium Baden-Württemberg möchte zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben. Der vorliegende Verdachtsfall gegen einen Bediensteten ist dem Ministerium zufolge landesweit der zweite in diesem Jahr. In den Jahren 2013 bis 2017 habe es keine derartigen Vorkommnisse gegeben. Damit steht Baden-Württemberg immer noch besser das als Berlin. Dort konnten Anfang des Jahres gleich mehrere Häftlinge aus der JVA Plötzensee entwichen, was zu einigen Sicherheitsbedenken führte.
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