“Früher war mehr Lametta” – Loriot-Zitat nicht urheberrechtlich geschützt

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Das OLG München entschied 2019, dass das berühmte Loriot-Zitat “früher war mehr Lametta” nicht urheberrechtlich geschützt ist.

Der berühmte Satz des als „Loriot“ berühmt gewordenen, inzwischen verstorbenen Humoristen, Vicco von Bülow, genießt keinen Urheberschutz. Das entschieden die Richter in München. Die Erben des Humoristen scheiterten mit dem Versuch, einem Hersteller zu verbieten, das Zitat auf T-Shirts zu drucken und damit kommerziell zu nutzen.

Die Loriot-Erben beantragten zunächst beim LG München den Erlass einer einstweiligen Anordnung mit der Begründung, der Satz sei urheberrechtlich geschützt. Das Zitat “Früher war mehr Lametta” habe “eine eigene Werkqualität” im Sinne des § 2 des UrhG. Es dürfe ohne Zustimmung nicht verwendet werden. Gegen den zurückweisenden Beschluss des LG München legten die Antragsteller sofortige Beschwerde zum OLG München ein. Dieses schloss sich jedoch der ersten Instanz an.

Alltäglicher und belangloser Satz

Zunächst stellte das Gericht fest, dass es sich beim dem Satz “Früher war mehr Lametta” weder um eine “offekundige”, noch um eine “gerichtsbekannte” Tatsache iSd. § 291 ZPO handele. Sodann machte das Gericht Ausführungen zu der Frage, ob dem Loriot-Zitat “Werkqualität” iSd. Urheberrechts zukäme. Dafür müsse es sich bei dem Spruch um ein “Original” in dem Sinne handeln, dass es “eine eigene geistige Schöpfung seines Urhebers darstellt”. Die Richter am OLG schlossen sich der Ansicht des LG München an. Demnach sei das Loriot-Zitat ein “eher alltäglicher und belangloser Satz”.

Das Zitat bringe entweder schlicht zum Ausdruck, “dass früher mehr Lametta benutzt wurde oder – unter Verwendung des Wortes ‘Lametta’ als Metapher – dass früher mehr Schmuck, Glanz, festliche Stimmung oder Ähnliches war.” Der Senat teile deswegen die Auffassung des Landgerichts. Auch nach dem letzteren Verständnis könne das Gericht die für die Qualifizierung als Werk erforderliche Originalität nicht bejahen.

Die Richter unterstützten ihre Argumentation außerdem mit einer grammatikalischen Analyse des Zitats. “Dass die Wortfolge nicht den Regeln der Semantik folgt – Kombination des Verbes ‘sein’, des Komparativs ‘mehr’ und eines (beliebigen) Substantivs -, entzieht der Beurteilung des Landgerichts, es handele sich um eine alltägliche Wendung nicht die Grundlage.” Dass in der täglichen Umgangssprache die Regeln der Semantik allgemein befolgt werden und eine Abweichung hiervon der streitgegenständlichen Wortfolge bereits deshalb die erforderliche Werkqualität verleihe, könne nicht festgestellt werden.

Überinterpretation der Wortfolge

Auch von der sehr weitreichenden Interpretation der Wortfolge durch die Antragsteller zeigte sich das OLG München nicht beeindruckt. “Soweit die Antragstellerinnen weiter geltend machen, der metaphorische Anknüpfungspunkt der Wortfolge bestehe zwar in der pauschalen Aussage, dass ‘früher alles besser’ gewesen sei.” Die Behauptung, “die Aussage erschöpfe sich aber nicht darin, ein simples Beispiel zu nennen, vielmehr werde in Kombination mit der grammatikalisch falschen und daher albern klingenden Formulierung die Ansicht, früher sei alles besser gewesen, der Lächerlichkeit preisgegeben und ihrer Autorität völlig beraubt, weil die scheinbare Gegenwartskritik als bloße, inhaltsleere Kritik entlarvt werde”, stelle eine „Überinterpretation“ der streitgegenständlichen Wortfolge dar.

Früher war mehr Lametta!

Loriot, der mit bürgerlichem Namen Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow hieß, etablierte sich von den 1950er Jahren an bis zu seinem Tod in Literatur, Theater sowie Film und Fernsehen als einer der vielseitigsten deutschen Humoristen. Der Künstlername Loriot ist das französische Wort für Pirol. Der Vogel ist das Wappentier der Familie von Bülow. Loriot starb 2011 im Alter von 87 Jahren.

Einige Erfindungen und Formulierungen Loriots wurden im deutschen Sprachraum Allgemeingut. beispielsweise die Beschimpfung als “Jodelschnepfe” oder der Satz “Bitte sagen sie jetzt nichts…”. Das Zitat “Früher war mehr Lametta!” stammt aus dem Sketch „Weihnachten bei den Hoppenstedts aus einer TV-Serie aus dem Jahre 1976. In seiner Rolle als Opa Hoppenstedt bringt Loriot mit dem Spruch zum Ausdruck, dass frühere Weihnachtsfeste besinnlicher vonstatten gingen. In der Weihnachtsepisode herrscht bei den Hoppenstedts nämlich Stress und Hektik.


Fundstelle: OLG München, Beschl. v. 14.08.2019, Az. 6 W 927/19

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