Paris: Bußgeld wegen zu vieler Frauen in Führungspositionen

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Die Stadt Paris muss ein Bußgeld zahlen, weil sie zu viele Frauen in Führungspositionen beschäftigt. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo bezeichnete die Strafzahlung als “absurd”.

Die Pariser Stadtverwaltung wurde mit einer Geldbuße in Höhe von 90.000 € belegt, weil 69 Prozent der Führungsposten im Jahr 2018 mit Frauen besetzt worden waren. Von den 16 neu ausgeschriebenen Leitungsposten gingen elf an Frauen und nur fünf an Männer.

Frauen konsequent und entschlossen fördern!

Die Reaktion von Bürgermeisterin Hidalgo auf die Strafzahlung war unerwartet. Anstatt Bestürzung auszudrücken, sagte sie in einer Sitzung des Stadtrates, dass sie mit Freude erfüllt war, als sie von der Strafe erfuhr. Sie betonte: „Dieses Bußgeld ist ungerecht, unverantwortlich und gefährlich. Wir müssen Frauen mit Entschlossenheit und Konsequenz fördern, denn der Rückstand ist überall in Frankreich noch sehr groß.“

Die Geldbuße hat das Ministerium für den öffentlichen Dienst verhängt. Das kuriose: Selbst die zuständige Ministerin hält das Bußgeld für falsch. Sie meint: „Ich möchte, dass die von Paris für 2018 gezahlte Strafe zur Finanzierung konkreter Maßnahmen zur Förderung von Frauen im öffentlichen Dienst verwendet wird.”

2012 wollte der damalige Staatspräsident Nicolas Sarkozy etwas für die Förderung von Frauen in hohen Verwaltungsjobs tun. Damals betrug der Anteil der Frauen weniger als 20 Prozent. Daraus wurde ein Gesetz, das vorschreibt: Jedes Jahr müssen mindestens 40 Prozent Männer und Frauen auf hohe administrative Posten berufen werden. Das Ministerium kontrollierte die Einhaltung des Gesetzes bisher immer mit zwei Jahren Nachlauf. Im Jahr 2019 wurde das Gesetz jedoch wieder abgeschafft. Die Verwaltung muss jetzt nur noch einen Plan veröffentlichen, aus dem hervorgeht, wie sie ihren Frauenanteil erhöhen werden.

Lohnungerechtigkeit weiterhin ein Problem

Eine Studie hat außerdem ergeben, dass die Regelung zum Frauenanteil in der Verwaltung wenig dazu beigetragen hat, das Problem der Lohnungerechtigkeit zu beheben. Frauen im öffentlichen Dienst verdienen auch drei Jahre, nachdem sie ihr erstes Kind zur Welt gebracht haben, 2,6 Prozent weniger als Frauen ohne Kind.

Seit ihrer Wahl im Jahr 2014 hat Hidalgo darauf gedrängt, das ausgeprägte Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern im öffentlichen Diensten umzukehren. Die absurde Geldbuße für Paris zeigt aber, wie schwer es manchmal tatsächlich ist, bei der Gleichberechtigung der Geschlechter in der Arbeitswelt voranzukommen.

Auch in Deutschland besteht weiterhin Handlungsbedarf bei der Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen – egal, ob in der Wirtschaft, in der höheren Verwaltung oder in der Politik. In den Obersten Bundesbehörden betrug der Frauenanteil an Führungspositionen im Jahr 2019 beispielsweise 36 %. In einem weltweiten Ranking, das den Frauenanteil in Parlementen misst, landet Deutschland mit 30 % auf dem 48 Platz. Der Frauenanteil in den Vorständen der Top 200 Unternehmen in Deutschland liegt immer noch erst bei schlappen 11 %. Noch lächerlicher wird es, wenn man sich ansieht, wieviele Bürgermeisterinnen es in deutschen Gemeinden und Städten gibt. Der Anteil der Bürgermeisterinnen liegt bei 9 %, in Städten mit über 20.000 Einwohnern sogar nur bei 6 %.


Fundstelle: https://www.theguardian.com/
Fundstelle: https://www.handelsblatt.com/
Fundstelle: https://www.spiegel.de/

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