China: Mann muss nach Scheidung Hausarbeit seiner Ex-Frau vergüten

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In China ist mit einem lauten Krach ein Sack Reis umgefallen. Der Sack fiel dem Mann aus der Hand, der zum ersten mal in der Geschichte des Landes von einem Gericht dazu verdonnert wurde, die Hausarbeit seiner Ex-Frau finanziell zu vergüten.

Das Paar hatte 2015 geheiratet und lebte seit 2018 getrennt. Der gemeinsame Sohn blieb bei der Mutter. 2020 reichte der Ehemann die Scheidung ein. Er ahnte damals noch nicht, welche finanzielle Auswirkungen ihm dadurch entstehen würden.

Ein chinesisches Scheidungsgericht in Peking verurteilte den Mann dazu, seiner Ex-Frau 50.000 Yuan (6.400 €) zu bezahlen. Diese Summe stünde der Frau für die Hausarbeit und Kindererziehung zu, die sie in den fünf Jahren der gemeinsamen Ehe geleistet habe, so das Gericht. Zusätzlich muss der Mann monatlich Unterhalt in Höhe von umgerechnet 255 € leisten. Bei dem Urteil handelt es sich um einen Präzedenzfall. Es heizt die Debatte im Land neu an: Welchen Wert haben Kindererziehung, Pflege und Tätigkeiten im Haushalt?

Übernahme häuslicher Pflichten häufig durch Ehefrau

Das Urteil beruht auf einer Gesetzesänderung, die erst vor kurzem in Kraft trat. Danach kann ein Ehepartner im Rahmen einer Scheidung vom anderen eine Entschädigung verlangen, wenn er oder sie mehr häusliche Pflichten übernommen hat. Das schließt neben der allgemeinen Hausarbeit auch die Kindererziehung und Pflege für ältere Familienangehörige mit ein.

Die vorsitzende Richterin begründete das vorliegende Urteil damit, dass Hausarbeit beispielsweise die Chancen des anderen Ehepartners verbessere, persönliche und berufliche Ziele zu erreichen. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) leisten Frauen in China rund zweieinhalb Mal so viel Hausarbeit wie Männer, etwa vier Stunden täglich.

Long Jun, Juraprofessor an der Tsinghua Universität rechtfertigt das Urteil gegenüber dem chinesischen Staatsfernsehen folgendermaßen: “Der Ehepartner, der außerhalb der Beziehung arbeitet, kann nach der Scheidung immer noch die Ressourcen, Verbindungen und den Status genießen, den er zuvor hatte – und immer noch das gleiche Einkommen verdienen. Aber der Ehepartner, der sich zu Hause in aller Stille bemüht hat, wird Problem haben, in den Beruf zurückzukehren. Das bedeutet, dass die Hausfrau zusätzlich zu den Bemühungen, die sie während der Ehe hatte, versteckte Kosten zu tragen hat.”

Unbezahlte Care-Arbeit auch in Deutschland!

Hört sich bekannt an? Sollte es auch! Denn die genau gleiche Diskussion gibt es seit Jahren unter dem Stichwort “Unbezahlte Care-Arbeit” in Deutschland. Frauen wenden pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Hausarbeit auf als Männer. Bei Frauen reden wir von etwas mehr als vier Stunden. Jeden Tag! Dieser Unterschied wird als “Gender Care Gap” bezeichnet.

Das deutsche Familienrecht kennt dabei aber immerhin den Ausgleich sogenannter “ehebedingter Nachteile”. So wird der Ex-Partner oder die Ex-Partnerin zwar nicht für die geleistete Hausarbeit entlohnt, es findet jedoch immerhin ein Ausgleich dafür statt, dass einer der Ehepartner dadurch berufliche Nachteile erlitten hat, dass er oder sie sich zu Hause um die Kindererziehung gekümmert hat.


Fundstelle: https://www.bbc.com
Fundstelle: https://www.spiegel.de/

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