In den USA erfuhr eine Frau nach 21 Jahren, dass sie polizeilich gesucht wird. Weil sie eine ausgeliehene VHS-Kassette nicht in eine Videothek zurückgebracht haben soll.
Im Jahr 1999 lieh sich Caron McBride eine VHS-Kassette der beliebten TV-Serie “Sabrina – Total verhext” in ihrer lokalen Videothek aus. Und brachte sie wohl nie zurück. So lautet zumindest der Vorwurf der Polizei. Diese hatte damals einen Haftbefehl gegen die Frau beantragt. McBride erfuhr jedoch erst 21 Jahre später davon.
Um nach ihrer Heirat den Namen auf ihrem Führerschein zu ändern, hatte die Frau einen Termin bei den Behörden in Texas angefragt. Doch in der Antwortmail wurde ihr mitgeteilt, dass sie in ihrem Heimatbundesstaat Oklahoma polizeilich gesucht werde. McBride sollte sich diesbezüglich bei den Behörden melden. Auf Anruf teilte der Bezirksstaatsanwalt von Cleveland County ihr mit, dass gegen sie eine Anzeige wegen der Veruntreuung von entliehenem Eigentum aus dem Jahr 2000 vorliege. Wegen einer nie zurückgebrachten VHS-Kassette. “Ich musste sie bitten, es zu wiederholen, weil ich es so verrückt fand”, erzählte McBride dem TV-Sender KOKH Fox 25.
Frau kann sich an VHS-Kassette nicht erinnern
Laut der Anklageschrift soll sie die VHS-Kassette 1999 in einer Videothek in Norman ausgeliehen haben. McBride gibt jedoch an, sich nicht daran erinnern zu können. Sie habe die Serie “Sabrina – Total verhext!” noch nie in ihrem Leben gesehen. McBride vermutet, dass die VHS-Kassette möglicherweise von jemand anderem auf ihr Konto ausgeliehen wurde. Der Mann, mit dem sie damals zusammenlebte, habe zwei Töchter im Alter von 8 und 10 Jahren gehabt, die sich eventuell für die Kinderserie begeistern konnten.
Aber es kommt noch kurioser: Die Videothek wurde bereits 2008 geschlossen. Nachforschungen dürften der Polizei also schwerfallen. Ed Blau von der Anwaltskanzlei Blau meinte deswegen, dass es zwar technisch gesehen kein Opfer in dem Fall gäbe. Er warnt aber trotzdem eindringlich davor, dass man auch derart alte Fälle grundsätzlich weiter verfolgen könnte, weil Anklage und Haftbefehl formal noch vorliegen. Die Staatsanwaltschaft teilte im Fall von McBride jedoch mit, die Anzeige fallen zu lassen.
Für McBriden hatte der Fall trotzdem ein Nachspiel. Sie erzählte, dass sie in den letzten 20 Jahren mehrfach plötzlich ihren Job verloren habe. Rückblickend kann sie sich das nur so erklären, dass ihre Arbeitgeber:innen jeweils einen “Background Check” gemacht und dabei auf den Haftbefehl gestoßen seien. Diese falschen Verdächtigungen dürften jetzt aber auch der Vergangenheit angehören.
Die Serie rund um die Junghexe “Sabrina” schaffte es bereits 2018 in die Medien. Damals hatte die Sekte The Satanic Temple den Streaming-Dienst und Produzent Netflix auf Schadensersatz in Höhe von 50 Millionen Dollar verklagt. Grund dafür war ein Remake der Serie, in der ein angebliches Plagiat einer Teufels-Statue gezeigt wurde.
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