Wer ist Landolf Ladig? AfD-Landeschef Björn Höcke verklagt

Die Junge Gemeinde Stadtmitte in Jena hat den AfD-Landeschef Björn Höcke vor dem Landgericht Erfurt auf Unterlassen verklagt. Erfolglos. Aber wer ist denn nun Landolf Ladig?

Ausnahmsweise ging es vor Gericht nicht um verbale Entgleisungen des AfD’lers, sondern um einen geheimnisvollen Herrn “Landolf Ladig”. Unter diesem Pseudonym veröffentlicht eine namentlich nicht bekannte Person bereits seit 2011 Artikel in als rechtsextrem geltenden Zeitschriften. Unter anderem in den NPD-nahen Blättern “Volk in Bewegung” und “Eichsfeld-Stimme”.

Auslöser der Klage ist das MDR-Sommerinterview aus dem August 2019. Höcke wurde dort gefragt, ob er Landolf Ladig sei. Der AfD-Landeschef antwortete, man solle sich in der Sache an die Junge Gemeinde Jena wenden. “Ich habe also aus zuverlässiger Quelle gehört, dass dort der Geburtsort von “Landolf Ladig” ist”, so Höcke. Die Junge Gemeinde Jena wies dies als “absurde Falschbehauptung” zurück und reichte Unterlassungsklage gegen den AfD-Landeschef ein. Die Junge Gemeinde Jena wurde lange von Pfarrer Lothar König geleitet, der sich unter anderem gegen Rechtsextremismus engagierte.

Wer steckt hinter Landolf Ladig?

Das kuriose daran: Zuvor war in den Medien diskutiert worden, ob nicht Höcke selbst hinter dem Pseudonym stecke. Der Soziologe Andreas Kemper analysierte bereits 2015 die Texte von Landolf Ladig und fand Übereinstimmungen bei Begriffen und Formulierungen, die in diesen Artikeln und in den Reden und Schriften Björn Höckes verwendet wurden. Im März 2017 war selbst der AfD-Bundesvorstand überzeugt davon, dass Höcke hinter dem Pseudonym stecke und eröffnete gegen ihn ein Parteiausschlussverfahren. Das Landesschiedsgericht der Partei lehnte den Antrag des AfD-Bundesvorstands jedoch ab.

Und auch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) vermutete Höcke hinter dem Pseudonym. Seine eigene Partei verlangte von Höcke deswegen, eine eidesstattliche Versicherung abzugeben, dass er nicht Landolf Ladig sei. Dies verweigerte der AfD-Landeschef jedoch bisher. Der NPD-Funktionär Thorsten Heise, der Herausgeber der beiden Zeitschriften ist, will ebenfalls nicht verraten, wer hinter dem Pseudonym steckt. Er behauptet, bei Landolf Ladig handele es sich um eine “nettere, ältere Person”. Vielleicht sogar eine Frau?

Unterlassungsklage abgewiesen!

Das Gerichtsverfahren hat inzwischen so hohe Wellen geschlagen, dass es sogar schon Merchandise mit dem Namen Landolf Ladig zu erwerben gibt. Beispielsweise beim Zentrum für politische Schönheit, einem Zusammenschluss von Aktionskünstler:innen, die sich gegen rechts engagieren. Um die Klage finanziell abzusichern, sammelte die Junge Gemeinde Jena per online Fundraising Geld. Inzwischen sind über 8.000 Euro zusammengekommen.

Anne Neumann von der Jungen Gemeinde Jena meint gegenüber dem mdr: “Schon viel zu lange kommen Höcke und die AfD damit durch, in hoher Frequenz Falschbehauptungen zu streuen, deren jeweilige Überprüfung für die meisten Leute gar nicht zu leisten ist. Und gerade wegen der Brisanz der Texte, um die es geht, haben wir für uns beschlossen, diese absurde Falschbehauptung nicht einfach so stehen zu lassen.”

Das LG Erfurt verkündete sein Urteil am 25. Juni und wies die Unterlassungsklage ab. Der AfD-Politiker habe in dem Interview “ironisch” geantwortet. Es handele sich bei seiner Äußerung um eine Meinungsäußerung und ein Werturteil und nicht um eine unwahre Tatsachenbehauptung. Die Meinungsäußerung Höckes sei auch keine Schmähkritik, “sondern eine zulässige Aussage, die im politischen Meinungskampf geduldtet werden muss”, so die Richter:innen.


Fundstelle: https://www.zdf.de/
Fundstelle: https://www.lto.de/
Fundstelle: https://www.mdr.de/

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