Leipzig: Muss die “Juristenfakultät” umbenannt werden?

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Insgesamt haben in Deutschland über 40 Universitäten eine “Juristische Fakultät”, in denen Studierenden die Schönheit des Rechts gelehrt wird. Nur eine dieser Einrichtungen nennt sich ausdrücklich “Juristenfakultät”. Um diesen Namen ist in Leipzig im Rahmen der Gender-Debatte jetzt ein Streit ausgebrochen.

Die Uni Leipzig wurde 1409 gegründet und ist damit nach Heidelberg die zweitälteste deutsche Universität. Seit 1446 gibt es dort die “Jurafakultät”. Eine altehrwürdige Einrichtung also, in der bereits Carl Gotthard von Bistram, Gottfried Ferdinand von Buckisch und Löwenfels, Georg Crusen, Lorenz Hochwart und Karl Friedrich Ludwig Schäffer alles über die Juristerei lernten. Heute studieren hier über 2.000 junge Menschen im Studiengang Rechtswissenschaften.

Umfrage unter Studierenden fällt knapp aus

Bereits seit einigen Jahren treibt die Studierenden die Frage um, ob es nicht gerechter wäre, die “Juristenfakultät” in “Juristische Fakultät” umzubenennen. Die Gleichstellungsbeauftragte führte deswegen eine offizielle Umfrage zur Änderung des Fakultätsnamens durch. An dieser nahm rund ein Drittel der Fakultätsangehörigen teil. 42 Prozent haben sich danach für eine Umbenennung ausgesprochen, 58 Prozent dagegen. “Die Fakultät hat daraufhin in ihrem Entwicklungskonzept für die Jahre 2020-2025 festgelegt, es bis auf Weiteres bei dem traditionellen Namen zu belassen und in der Gleichstellungsarbeit anderen Dingen den Vorrang zu geben”, so der Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät Prof. Dr. Tim Drygala gegenüber LTO.

Damit hat die Diskussion um die Umbenennung jedoch noch lange nicht ihr Ende erreicht. Studierende kritisieren, dass nur ein Drittel aller Betroffenen überhaupt an der Umfrage teilgenommen hätten. Außerdem zeige diese auch, dass sich über 40 Prozent durch die aktuelle Bezeichnung der Fakultät nicht angesprochen fühlen. Ein sehr hoher Prozentsatz, der nicht mehr als “unbedeutende Minderheit” abgetan werden kann. So sieht das auch Prof. Dr. Elisa Hoven, die seit 2018 den Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Medienstrafrecht in Leipzig innehat. “Der Name der Fakultät stammt aus einer Zeit, in der Frauen nicht ‘mitgemeint’, sondern ganz ausdrücklich ausgeschlossen waren. Heute ist das Bild ein anderes”, erklärte sie gegenüber LTO.

Eine inoffizielle Umfrage auf dem Instagram-Kanal von JURios ergab außerdem, dass sich 55% unserer Leser:innen für eine Umbenennung der Fakultät in Leipzig aussprechen.

Diskriminierung von Frauen reales Problem

Noch immer sieht es in den Rechtswissenschaften bei der Gleichberechtigung nämlich düster aus. Zwar liegt der Frauenanteil heute im Jurastudium bundesweit bei knapp 60 Prozent, doch in Forschung, Lehre und Beruf werden Frauen noch immer diskriminiert. So liegt der Frauenanteil bei den Promovierenden nur noch bei 38 Prozent. Von denjenigen, die eine Habilitation abschließen, sind sogar nur noch knapp 17 Prozent weiblich. In Deutschland stehen zurzeit den etwa 880 Professoren in der Rechtswissenschaft nur 120 Professorinnen gegenüber, also gerade einmal 13,6 Prozent.

Auch der Fachschaftsrat Leipzig spricht sich deswegen für eine Umbenennung aus. “Der Name stammt aus einer Zeit, in der Frauen nicht studieren durften. Statt den erfolgreichen Kampf der Frauenbewegung für das Recht, studieren zu dürfen, sprachlich zu würdigen, wird an einem antiquierten Begriff festgehalten”, so ein Sprecher des Fachschaftsrats gegenüber LTO.

Und schließlich fordert auch niemand, die Einrichtung in “Jurist:innen-Fakultät” umzubenennen. Die sprachliche Änderung wäre also nur minimal und im Rahmen der Gleichberechtigung absolut angemessen. Dass dies an den realen Problemen noch lange nichts ändert, ist den Befürworter:innen klar. Es wäre aber ein schönes Zeichen auf dem Weg hin zu einer Gesellschaft, die alle (auch sprachlich) einbezieht.


Fundstelle: https://www.lto-karriere.de/ und https://www.lto-karriere.de/

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