Wie lernt man mit Serien wie „Spongebob Schwammkopf“ Jura?

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Ja, wir geben es zu. Unser Fernsehkonsum als Kind war einer Serie besonders gewidmet. Die Serie „Spongebob Schammkopf“ ist aber – wie Ihr bereits in einem anderen Aufsatz gesehen habt (klick) – nicht nur ein Quell an Freude für uns, sondern auch ein schönes Rahmengerüst, um Jura noch spannender zu gestalten. Die Frage, warum das so ist, muss nun zwangsläufig gestellt werden. Es liegt daran, dass durch Lieblingsserien, komplexe und manchmal auch trockene Sachverhalte viel lebhafter und intensiver dargestellt werden können, was letztendlich zu einem größeren Lernerfolg führt.

Nachfolgend einige Beispiele, um diesen abstrakten Ansatz besser nachzuvollziehen:

  • Lernen durch Vergleiche. In der Serie kommt beispielsweise ein Court House vor. Das lässt darauf schließen, dass wir uns womöglich im US-amerikanischen Rechtskreis befinden und hier auf eine „akkuratere“ Übertragung der Realität geachtet wurde. Die Vergleiche zielen alle darauf ab, reale Konzeptionen mit denen der Serie gegenüberzustellen.
  • Lernen durch Zitate. Gut, dieser Aspekt ist definitiv losgelöst vom materiellen Lernen, doch bringt er insoweit einen Mehrwert, indem man motivationale Sprüche aus seiner Lieblingsserie als Lernmotivation ziehen kann. Unser Lieblingsbeispiel hierfür ist die Ansage seitens Mr. Krabs an Thaddäus, als dieser auf Mr. Tentakels abgedroschene Redewendung („…verschiebe stets auf Morgen!“) antwortet: „What is today’s, but yesterday’s tomorrow?“ Dieser Satz prägt uns immer wieder, wenn Deadlines anstehen.
  • Lernen durch aufgemotzte Beispielaufgaben. Klar, wenn nicht A und B, sondern möglicherweise Mr. Krabs oder Planktion einen Hausfriedensbruch nach § 123 I StGB bei Spongebob begehen, ist dies für einen Fan dieser Serie ein großer Segen, wenn nicht sogar eine erhebliche Erleichterung, um manche komplexeren Sachverhalte besser zu verinnerlichen.

Der rechtsvergleichende Ansatz

Bleiben wir beim ersten Punkt: der (Rechts-)Vergleichung. Bereits im ersten Artikel haben wir gewisse Elemente aufgegriffen, um den Leser:innen zu zeigen, dass der Vater Spongebobs, Stephen Hillenburg, vom amerikanischen Rechtssystem beeinflusst wurde und es deswegen auch in die Serie eingebaut hat. Dies zeigt sich beispielsweise in der Folge „Krabs gegen Plankton“ (Staffel 4, Ep. 2). In dieser Folge geht es vereinfacht gesagt darum, dass Plankton mal wieder in die Krosse Krabbe ging, um die Krabbenburgerformel zu entwenden. Hierbei rutscht er aber auf einem frisch gewischten Boden aus, was nicht durch Beschriftungen usw. gekennzeichnet wurde. Prompt verklagte Plankton Mr. Krabs. Was diese Folge hier so besonders macht, ist die Liebe zum Detail. Es wird u. a. ein Gerichtssal gezeigt, der die typische Aufteilung eines amerikanischen Courtrooms hat, eine Jury hilft bei der Entscheidungsfindung mit und der zu Beginn eingesetzte Rechtsanwalt von Mr. Krabs hat auf seiner Visitenkarten Attorney at Law stehen, was v. a. auf einen US-amerikanischen Titel hinweist.

Für alle, die diese Folge nicht kennen, hier ein entsprechendes Reaktionsvideo von einem US-amerikanischen Rechtsanwalt:

PS: Bei diesem Video sieht man, dass wir mit der Suche nach Verbindungen von Jura und Serien nicht allein sind. Auch eine tröstliche Erkenntnis. Gehen wir aber nun in medias res und zeigen auf, was uns diese spezielle Folge sagt:

Gerichtsprozesse (USA/Deutschland)

Aufgrund der behandelten Angelegenheit, nämlich der Klage auf Schmerzensgeld seitens Planktons, wissen wir, dass wir uns im Zivilprozess befinden. Zwar werden keine konkreten Summen genannt, doch wird von Plankton suggeriert, dass er Mr. Krabs auf alles verklagen will, was er innehat. Dies umfasst natürlich auch die von ihm begehrte Krabbenburgerformel. Dass dies auch in einem amerikanischen Prozess Blödsinn wäre, sollte jedem klar sein. Auch hier müssen konkrete Summen genannt werden. Dabei unterscheidet man zwischen compensatory damages – ein Schadensersatz, der den eigentlichen Schaden im Stile der Naturalrestitution (§ 249 II BGB) herstellen soll – sowie punitive damages – ein Strafschadensersatz, der die Verursacher:innen empfindlich treffen und dadurch präventiv für weitere Vorfälle eingesetzt werden soll. Um hier unserem selbstgewählten Bildungsauftrag gerecht zu werden, muss natürlich gesagt werden, dass ein punitive damage in Deutschland so nicht existiert. Zivilrechtliche Prozesse haben in Deutschland die Intention des Ausgleichs, nicht der Bestrafung. Darüber hinaus ist auch die Tatsache, dass Spongebob als nicht eingetragener Attorney Mr. Krabs vertreten kann, ein weiteres Unding in den USA. Attorneys (also Rechtsanwält:innen) müssen im jeweiligen Federal State in der Rechtsanwaltskammer (State Bar Association) zugelassen sein. Dies ist auch in Deutschland nicht möglich. Entweder verteidigt man sich selbst (dies funktioniert z.B. in Zivilsachen bei den Amtsgericht) oder man beauftragt eine:n Rechtsanwält:in. Eine Verteidigung, die von einem Laien für eine andere Person ausgeht, wäre unzulässig.

Dubioses Ende, wenn man vom deutschen Recht ausgeht

Am Ende der Folge kommt Spongebob, der mittlerweile der Anwalt von Mr. Krabs ist (ja, es war eine dieser Folgen), auf die glorreiche Idee, den Betroffenen Plankton in den Zeugenstand rufen zu lassen. Ansatzpunkt dafür war, dass Spongebob beweisen wollte, dass Plankton nur in die Krosse Krabbe gekommen ist, um dort das Rezept zu stehlen. Wer sich jetzt mit deutschem Recht auskennt, der würde schon die Antwort der Richter:innen erwarten: „Ja und? Gab es ein vorheriges Hausverbot gegen ihn oder kam der Diebeswille sonst irgendwie zum Vorschein?“ Nein, im Gegensatz zu sonst kam Plankton sogar normal durch die Vordertür. Nach dem Bundesgerichtshof muss sich die Diebstahlsabsicht aber in irgendeiner Art und Weise manifestieren, damit der allgemeine Wille des:r Geschäftsinhaber:in, alle Personen in sein Lokal zu lassen, negiert wird.

Zur Verteidigung von Mr. Krabs muss aber dennoch gesagt werden, dass zwar ein Hausverbot nicht explizit erwähnt wurde, es aber durch die vorherigen, gescheiterten Diebstahlsversuche seitens Planktons wohl irgendwanneinmal ausgesprochen worden sein muss. Einer echten, amerikanischen Jury hätte diese doch sehr treffend emotional aufgeladene Vorführung des Krabbenburgers, die durch Spongebob adäquat inszeniert wurde, gefallen können, hatte sie doch die Intention, Gerechtigkeit vor Recht zu stellen.


Wie lernt man also Jura mit Serien? Tja, indem man aufmerksam ist und das Gesehene reflektiert! Du willst gleich anfangen? Dann versuch es doch mal mit folgenden Artikeln:

  • “The Wire“ und das Experiment „Hamsterdam“: Wie eine Polizeiserie eine liberalere Drogenpolitik inspirierte” (klick)
  • “Wie das Minderjährigenrecht den vierten Harry Potter Band ruinieren würde” (klick)
  • “Der kleine Hobbit: Bilbo Beutlins Meisterdieb-Vertrag” (klick)
  • “Harry Potter: Erlaubt das Strafgesetzbuch Notwehr gegen Dementoren?” (klick)
  • “Gotham City: Was wir von Batman über die Broken Window Theorie lernen können” (klick)
  • “Harry Potter und das Sorgerecht der Muggel” (klick)
  • “Richard Wagner auf juristisch: Wem gehört der „Ring des Nibelungen“ zivilrechtlich?” (klick)
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