Ukrainische Anwältin Larysa Denysenko über Vergewaltigungen im Krieg

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Die deutsche Prostitutions-Aussteigerin und Aktivistin Huschke Mau hat mit der ukrainischen Anwältin Larysa Denysenko über Kriegsvergewaltigungen in der Ukraine gesprochen.

Die Vergewaltigung von Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten ist ein Problem, das so alt ist, wie der Krieg selbst. Laut der Bundeszentrale für politische Aufklärung (bpb) hat sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten heute ein fast epidemisches Ausmaß angenommen. Dabei wird die sexuelle Gewalt sowohl durch staatliche Streitkräfte als auch durch nichtstaatliche Organisationen wie Boko Haram ausgeübt. Vergewaltigungen werden vorsätzlich und systematisch als Methode der Kriegsführung eingesetzt. So beispielsweise in Bosnien und Herzegowina sowie in Ruanda, aber auch im Nahen Osten durch die Taliban. Die UN-Resolution 1820 aus dem Jahr 2008 fordert deswegen einen sofortigen Stopp jeglicher sexueller Gewalt als Methode zur Kriegsführung. Seitdem ist auch offiziell geregelt: Kriegsvergewaltigungen sind Kriegsverbrechen!

In Kriegszeiten sind Frauen und Mädchen besonders schutzlos, denn sie sind nicht nur kriegerischer Gewalt ausgesetzt, sondern zusätzlich patriarchaler und sexualisierter Gewalt. So ist es nicht verwunderlich, dass auch im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine vermehrt von Vergewaltigungen berichtet wird. Dabei gibt es sowohl Vergewaltigungen durch russische Soldaten als auch Vergewaltigungen geflüchteter Frauen an den Grenzen anderer Länder. Flüchtende Frauen und Mädchen – beispielsweise in Moldawien, Rumänien und Polen – werden ausdrücklich auch vor Menschenhändlern entlang der Fluchtrouten gewarnt. Auch in Deutschland gibt es Männer, die versuchen, die Not und Hilfsbedürftigkeit der Ukrainerinnen auszunutzen.

Ukrainische Anwältin unterstützt betroffene Frauen

Die deutsche Aktivistin Huschke Mau hat das zum Anlass genommen, um mit der ukrainischen Juristin Larysa Denysenko über Vergewaltigungen im Krieg zu sprechen. Larysa Denysenko ist Rechtsanwältin und lebt und arbeitet in Kyjiw. Bevor Russland in ihre Heimat einmarschierte, arbeitete sie an ganz normalen Rechtsfällen, hielt Vorträge über Feminismus und engagierte sich für Frauenrechte. Seit Kriegsbeginn setzt sich die Anwältin vermehrt für Frauen ein, die von russischen Soldaten vergewaltigt wurden. Dazu startete sie einen Aufruf auf Social Media. Innerhalb kürzester Zeit meldeten sich bei Larysa Denysenko viele Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben. Sie geht deswegen davon aus, dass die Vergewaltigungen “System” haben und gezielt von Russland als “Waffe gegen die Zivilbevölkerung” eingesetzt werden.

Die Anwältin unterstützt die Betroffenen und die Behörden dabei, die Kriegsverbrechen gemäß den UN-Protokollen zu dokumentieren. Denn nur so sei sichergestellt, dass jeder Fall untersucht wird. Dafür wurde in der Ukraine auch eine spezielle Website der Generalstaatsanwaltschaft eingerichtet. https://warcrimes.gov.ua/

Frauen müssen geschützt und in Sicherheit gebracht werden

Auf die Frage, wieso ihre Arbeit so unglaublich wichtig ist, antwortet Larysa Denysenko: “Unsere juristischen Grundlagen zur sexuellen Gewalt gegenüber Frauen stammen aus Friedenszeiten. Der Krieg erfordert sie anzupassen. Ausübung sexueller Gewalt durch die Okkupanten ist ein Kriegsverbrechen. Es ist äußerst wichtig, den Frauen das zu erklären. Sie müssen sicher sein, dass sie, erstens, von niemandem diffamiert werden oder von gar ihrer Mitschuld geredet wird. Zweitens müssen sie selbst entscheiden, wann sie ihre tragischen Geschichten erzählen, wann sie sich an ein Gericht wenden. Drittens, und das ist am wichtigsten, dass die Frauen in Sicherheit sind und die nötige Unterstützung erhalten, dass ihre Privatsphäre respektiert wird, ihre persönlichen Daten, und damit niemand ihren Kindern Schaden zufügt. Doch es fällt mir immer schwerer zu sagen: Ja, ich verstehe Sie, ich weiß, wie man damit umgehen muss, ich bin bereit Ihnen zuzuhören, ich werde Sie unterstützen, informieren und juristischen Beistand leisten.”

Von den deutschen Politiker:innen wünscht sich die Juristin, dass diese den Ukrainerinnen zuhören und, dass Deutschland der Ukraine schwere Waffen liefert. Denn ihr Land wolle und müsse sich aus der russischen Gewaltherrschaft befreien.

Das gesamte Interview könnt Ihr hier nachlesen: https://huschkemau.de/

In den letzten Monaten haben wir bereits mehrfach über die Ukraine berichtet. So sprachen wir mit dem Twitter-Aktivisten „Der willkürlich urteilende Gerichtshof“ darüber, wie er Flüchtende Ukrainer:innen mit einem Kleinbus über die Grenze nach Moldawien bringt. Der ukrainische Doktorand Serhii erzählte uns im Interview, wie er in einem Bunker in Kharkiv ausharrt. Und wir hinterfragten juristisch, ob das Z-Symbol, das von russischen Aktivist:innen missbraucht wird, in Deutschland nicht verboten werden kann.


Fundstelle: https://www.bicc.de/

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