Juraexamen: Welches Repetitorium passt zu mir? Kommerziell oder Unirep?

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Gegen Ende ihres Jurastudiums stehen viele Jurastudierende vor einer entscheidenden Frage: Mit welchem Repetitorium soll ich mich auf das Erste Staatsexamen vorbereiten? Wir geben Entscheidungshilfe und erklären, welche Faktoren du bei der Wahl des richtigen Repetitoriums unbedingt beachten solltest.

Eines vorweg: Die Entscheidung, wie du dich auf das Staatsexamen vorbereitest, kann dir niemand abnehmen. Die Wahl des richtigen Repetitoriums ist so individuell wie die Studierenden selbst. Wir können dich aber in diesem Artikel an die Hand nehmen und dir einige wichtige Entscheidungsfaktoren vorstellen.

Tipps fürs Jurastudium

Unirep oder kommerzielles Repetitorium

Zunächst solltest du dir folgende Frage stellen: Fühle ich mich auf das Staatsexamen gut vorbereitet? Wenn du diese Frage ganz klar mit “ja” beantworten kannst, benötigst du vielleicht überhaupt kein Repetitorium. Mit dieser Entscheidung würdest du allerdings zu einer winzigen Minderheit gehören. Für die meisten Jurastudierenden stellt sich eher die Frage, ob sie ein kommerzielles Repetitorium besuchen sollten oder ob das kostenlose Repetitorium der Universität ausreicht. Das hängt ganz stark davon ab, an welcher Universität du studierst. Einige Juristische Fakultäten haben in den letzten Jahren mit viel Liebe eigene Vorbereitungskurse auf das Staatsexamen eingerichtet. Diese sind im Gegensatz zum kommerziellen Repetitorium kostenlos. Ehrlicherweise muss man an dieser Stelle aber auch sagen, dass die Unireps an vielen Universitäten qualitativ noch deutlich hinterherhinken. Positive Beispiele:

Dabei besteht die strukturelle Vorbereitung auf das Staatsexamen grob gesagt aus drei Bausteinen. Vorlesungen bzw. mündliche Besprechungen des Examensstoffes, schriftliche Materialien wie Arbeitsblätter und Skripte zur Wiederholung und der Klausurenkurs. Beim Thema Vorlesungen steht das Unirep den kommerziellen Repetitorien meistens in nichts nach. Was du an der Universität aber selten bis gar nicht bekommst, sind gute Materialien zum Wiederholen des Stoffes. Die wenigsten Professor:innen bietn tatsächlich ausführliche Skripte oder Arbeitsblätter an. Hier haben die kommerziellen Repetitorien eindeutig die Nase vorne. Und auch das Schreiben, Korrigieren und Besprechen von Examensklausuren klappt an der Universität meistens nicht so strukturiert wie im kommerziellen Repetitorium. Aber auch bei der Qualität des Klausurenkurses hängt viel von deinem Uniort ab.

Das wichtigste Entscheidungskriterium: Wie gut bist du selbst organisiert und wie wichtig ist es dir, dass du an die Hand genommen und der komplette Stoff noch einmal mit dir durchgesprochen wird? Bist du eher unsicher? Hast du noch große Wissenslücken? Kannst du dich schlecht selbst organisieren und motivieren? Dann wähle das kommerzielle Repetitorium. Hier bekommst du einen all-inclusive Service. Ansonsten: Geld sparen und das Unirep nutzen!

Vorteile und Nachteile im Überblick

Sowohl das universitäre Repetitorium als auch kommerzielle Repetitorien haben Vor- und Nachteile. Aber Achtung: Die meisten davon sind standortabhängig.

Vorteile Uni-Rep:

  • Kostenlos
  • Betreuung durch erfahrene Professor:innen
  • Kontakt zu Mitstudierenden
  • In den letzten Jahren ist die Qualität deutlich gestiegen

Nachteile Uni-Rep:

  • Unvollständige Stoffwiederholung
  • Schlecht organisiert
  • Wenige Materialien zum Wiederholen (Skripte müssen zugekauft werden)
  • Nur wenige Übungsklausuren
  • Lange Wartezeiten auf Korrekturen
  • Betreuung durch HiWis oft unzureichend
  • Stoff wird zu „verkopft“ gelehrt und weniger auf Examensrelevanz ausgelegt.

Vorteile kommerzielles Rep:

  • Strukturierte Stoffwiederholung an festen Tagen
  • Einbindung in einen straffen Zeitplan, der motiviert
  • Dozent:innen kennen das examensrelevante Wissen
  • Viele gute Materialien (Skripte und Klausuren)
  • Kurze Korrekturzeiten, zeitnahe Besprechung

Nachteile kommerzielles Rep:

  • Sehr, sehr teuer
  • Normalerweise Großgruppen (wer nicht mitkommt, bleibt auf der Strecke)
  • Dozent:innen können „Angstmacher“ sein
  • Qualitätsschwankungen je nach Standort

Repetitorien im Preisvergleich

Hast du einmal entschieden, ob für dich ein kommerzielles Repetitorium oder das Unirep in Betracht kommt, gibt es bestimmte Punkte, die du vorher abchecken solltest. Denn auch bei den kommerziellen Anbietern gibt es verschiedene Angebote. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt: der Preis!

  • Hemmer: ca. 190 Euro/Monat
  • Alpmann Schmidt: ca. 170-190 Euro/Monat
  • Jura Intensiv: ca. 150 Euro/Monat
  • Lecturio: ca. 80 Euro/Monat (online)
  • Jura Online: ca. 50 Euro/Monat (online)
  • JurAcademy: ca. 20 Euro/Monat (Kurspakete)
  • Kiss Academy: ca. 2.000 Euro (Vollkurs)
  • Akademie Kraatz: ca. 3.000 Euro (Komplettkurs)
  • Vom Feld Repetitorium: ca. 100 Euro/Einzelstunde
  • Abels & Langels: ca. 200-300 Euro/Einzelstunde
  • Repetitorium Hoffmann: ab 50 Euro/Einzelstunde
  • Kaiserseminare: ca. 120-170 Euro/Kurs (2. Examen)

Weitere Entscheidungsfaktoren

Doch mehr als der Preis (das Uni-Rep ist sowieso kostenlos) sollte dich der Inhalt und die Organisation des Repetitoriums interessieren.

  • Online oder Präsenz?

Corona hat viele Repetitorien in den virtuellen Raum verlagert. Das kann vor allem für Pendler:innen, aber auch für introvertierte Menschen ein großer Vorteil sein. Andere lernen lieber vor Ort und in der Gesellschaft „echter“ Menschen aus Fleisch und Blut. Beide Präferenzen sind absolut verständlich und werden auf dem Markt heutzutage abgebildet. Informiere dich einfach vorher, was für dich in Betracht kommt.

  • Stoffmenge und Struktur

Je größer die eigenen Wissenslücken sind, desto wichtiger ist es, ob der examensrelevante Stoff vollumfänglich besprochen wird. Stehen wirklich alle Rechtsgebiete im Kursplan? Werden auch Themen aus dem ersten Semester nochmal wiederholt? All das erfährst du, wenn du dir vorab den Kursplan aushändigen lässt. Und: Ist das Repetitorium sinnvoll strukturiert? Werden die Rechtsgebiete beispielsweise abwechselnd besprochen? Das kann sehr wichtig sein, wenn es darum geht, ob sich das Gelernte in deinem Langezeitgedächtnis festigt.

  • Passen die Kurszeiten in deinen Tagesplan?

Egal, ob Uni oder kommerziell: Der Kursort und die Kurszeiten müssen zu deinem Tagesplan passen. Fängt das Repetitorium schon um 8 Uhr an und du hast über eine Stunde Anfahrt? Dann ist das für Spätaufsteher:innen eher nichts! Der eine Anbieter liegt zentral am Bahnhof und in Uninähe? Dann ist das attraktiver als ein Anbieter in einem abseits gelegenen Dorf am Ende der Welt. Entscheidend können auch attraktive Kursräumlichkeiten sein. Beispielsweise, weil es für heiße Sommertage eine Klimaanlage gibt.

  • Wer sind die Professor:innen / Dozent:innen?

Entscheidend kann auch sein, wer das Repetitorium hauptsächlich hält. Meistens sind die drei Rechtsgebiete unter mehreren Professor:innen/Dozent:innen aufgeteilt. Fast noch wichtiger als Berufserfahrung und Fachwissen ist die Frage, ob du mit der Art, wie der:die Dozent:in spricht, klarkommst. Ist dir die Person sympathisch? Passt das Sprechtempo zu dir? Hast du das Gefühl, der Person lange zuhören zu können? Und: Vermittelt die Person altbackenes Professor:innen-Wissen aus den 70ern oder tatsächlich examensrelevantes Prpfungswissen?

  • Material: Skripte, Arbeitsblätter usw.

Wichtig zum Wiederholen: Welche Arbeitsmaterialien bietet das Repetitorium? Muss du mit dicken, selbstbezahlten Lehrbüchern lernen? Oder sind im (kommerziellen) Rep bereits die meisten Skripte enthalten? Reichen dir die Skripte vom Umfang her, decken sie den gesamten Stoff ab? Und: Wie gut sind sie gegliedert, strukturiert und geschrieben? Gibt es zusätzlich Arbeitsblätter, Übersichten, Lernpläne und Rechtsprechungszusammenfassungen? Ein Beispiel: Das Juristische Forum Dr. Jacoby (Repetitorium in Tübingen) bietet ausschließlich Karteikärtchen an. Würdest du damit klarkommen?

  • Das Herzstück: Der Klausurenkurs

Das Herzstück eines jeden Repetitoriums ist sein Klausurenkurs. Denn: Nur mit dem theoretischen Wissen aus der Uni kommst du kaum weiter. Es ist wichtig, den Prüfungsfall zu simulieren und innerhalb von fünf Stunden echte Examensklausuren zu lösen. Nur so kannst du für den Ernstfall trainieren und besser werden. Ganz entscheidend ist dabei auch die Qualität der Korrektur. Denn nur wenn du weißt, wo deine Fehler liegen, kannst du tatsächlich besser werden. Das ist besonders deswegen wichtig, weil man an der Universität in dieser Hinsicht erfahrungsgemäß nicht genügend Feedback bekommt. Schreibe einfach mal eine Klausur des Uni-Klausurenkurses mit. Das kostet nichts und nur so kannst du einschätzen, ob der Klausurenkurs etwas taugt. Auch kommerzielle Repetitorien geben bestimmt gerne eine alte Klausur zur Ansicht an dich heraus.

Tipp: Unbedingt Probehören!

Du siehst also: Bei der Wahl des richtigen Repetitoriums gibt es viele Faktoren zu berücksichtigen. Wir empfehlen dir deswegen unbedingt, die Möglichkeit des sog. Probehörens zu nutzen. Alle Repetitorien – gerade die kommerziellen – bieten an, dass du sie mehrere Stunden kostenlos besuchen kannst. Nutze diese Chance unbedingt, damit du danach eine informierte Entscheidung treffen kannst.

Und: Falls du Sorge hast, das Repetitorium nicht bezahlen zu können, an dieser Stelle ein Tipp: Fast alle Repetitorien bieten auf Rückfrage die Möglichkeit der Ratenzahlung an. Es gibt außerdem die Möglichkeit, einen KfW-Studienkredit (Achtung bei der Anbieterwahl, der Verzinsung und dem Rückzahlungszeitpunkt!) für das Repetitorium aufzunehmen.

Eine echte Alternative zu den Repetitorien stellt eine eigene Lerngruppe dar. Auch gemeinsam mit einer festen Gruppe von Kommiliton:innen kann man sich gut auf das Staatsexamen vorbereiten. Voraussetzung dafür ist einerseits, dass du geeignete Personen für Deine Lerngruppe findest, andererseits aber auch, dass Ihr Euch selbst sehr gut organisieren könnt.

Tipps dazu gibt es in diesem Artikel: “How to Lerngruppe”: Wie man sich mit einer Lerngruppe im Jurastudium auf Prüfungen vorbereitet


Einen guten Überblick über die kommerziellen Rep-Anbieter findest du in der BRJ Sonderausgabe 01/2016.

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Redaktion
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JURios. Kuriose Rechtsnachrichten. Kontakt: redaktion@jurios.de

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