Die beliebte deutsche Fernseh-Richterin Barbara Salesch ist wieder in ihrer Rolle im Deutschen TV zu sehen. Nach zehnjähriger Pause spricht Richterin Salesch ab September in der Sendung “Barbara Salesch – Das Strafgericht” auf RTL wieder Recht.
Das niveauvolle deutsche Fernsehen hat so einiges zu bieten. Und das ist auch gut so. Schließlich liegt uns der GEZ-Beitrag schwer auf der Tasche! Spaß beiseite: Trash-TV ist kaum auszuhalten. Zu den Tiefpunkten der juristischen TV-Unterhaltung gehören dabei sicherlich „Richter Alexander Hold“ und „Richterin Barbara Salesch“ auf Sat.1. Bei beiden Sendungen handelt es sich um pseudo-dokumentarische Gerichtsshows, in der fiktive Gerichtsverhandlungen in Strafsachen dargestellt werden. Und dieser dokumentarische Charakter ist das größte Problem solcher Serien. Weniger versierte Zuschauer:innen könnten auf den naiven Gedanken kommen, dass es vor den deutschen Gerichten tatsächlich so abläuft…
Salesch wollte nie Richterin werden
Aber immerhin handelt es sich bei Salesch um eine „echte“ Richterin. Die heute 72-Jährige studierte in Freiburg im Breisgau, Hamburg und Kiel Rechtswissenschaften. Ab 1979 arbeitete sie als Staatsanwältin in Hamburg. Seit 1985 war Salesch als Richterin am Landgericht Hamburg für Rauschgiftkriminalität zuständig. Von 2000-2012 spielte sie für Sat.1 die „Richterin Barbara Salesch“.
In einem Interview verriet Salesch, dass sie eigentlich nie Richterin werden wollte: „Mein Berufswunsch war immer Rechtsanwältin, weil ich unbedingt selbstständig sein wollte“. Sie habe sich im Rechtsreferendariat spontan umentschieden, nachdem sie am OLG Hamburg einen „super und zugleich witzig, chaotisch und ungemein menschlichen“ Ausbilder gehabt habe. Ihre Berufswahl habe sie bis heute nie bereut, weil sie als Richterin alle Seiten anhören könne, ohne die Interessen einer Partei vertreten zu müssen.
Am 13. April 2012 wurde die letzte und 2.147 Folge der Gerichtssendung ausgestrahlt. Zum Anschluss hatte Salesch ihren TV-Richtertisch zersägt und Teile davon signiert. Auch privat ist Salesch längst im Ruhestand. Sie ist unverheiratet, hat keine Kinder und lebt in Petershagen. In den letzten Jahren hat Salesch ihre Liebe zur Kunst entdeckt. Die Juristin begann ein Kunststudium an der Kunstakademie Bad Reichenhall und betrachtet ihre künstlerische Tätigkeit inzwischen als ihren „neuen“ Beruf.
“Beim Biertrinken” TV-Karriere gestartet
Zum Fernsehen kam Salesch damals „beim Biertrinken“. In einem Interview gibt sie an: „Die damalige Präsidentin des Landgerichts Hamburg hat mich bei einem Betriebsfest darauf angesprochen, dass das Fernsehen für eine (damals) Schiedsgerichtssendung eine Richterin sucht und ob sie dafür meinen Namen weitergeben kann.“
Doch von ihrer TV-Karriere will sich die 72-Jährige doch noch nicht ganz verabschieden. Im Sommer 2022 kündigte RTL an, eine weitere Gerichtsshow mit Salesch zu produzieren. Jetzt ist auch der Tite bekannt: “Barbara Salesch – Das Strafgericht”.
Die Vorgängersendung gilt heute als eine der erfolgreichsten Sendungen im deutschen TV. „Richterin Barbara Salesch“ erreichte mit ihren fiktiven Straffällen einen Marktanteil von rund 30 Prozent. Neben Laienschauspieler:innen traten auch immer wieder „echte“ Rechtsanwälte in Saleschs Verhandlungen auf. Beispielsweise Nicolai Mameghani, Bernd Römer, Ulrike Tasic, Uwe Krechel und Kirsten Klingenberg.
Skurrile Folgen sind Kult
Einige der besonders skurrilen Folgen sind heute fast schon Kult. So beruht beispielsweise Stefan Raabs Song “Maschen-Draht-Zaun” auf einer der früheren Episoden von „Richterin Barabara Salesch“. Darin geht es um eine Sächsin, die von ihrem Nachbarn verlangt, dieser möge seinen Knallerbsenstrauch stutzen, da er ihren Maschendrahtzaun beschädigte. Die Klage wurde abgewiesen.
Eher unschön wird es, wenn das deutsche Nachmittagsprogramm versucht, auf Jugendtrends einzugehen. So beispielsweise in einer Folge aus dem Jahr 2009, in der es um sogenannte „Shagbands“ ging. Verschiedenfarbige Armbänder, die für unterschiedliche Sexualpraktiken standen und von Jugendlichen in Großbritannien getragen wurden. Schaffte man es, einer Person ihr Armband abzureißen, durfte man mit der Person das tun, was das Armband versprach. In Saleschs fiktivem Gerichtssaal versuchte daraufhin der 18-jährige Conrad mit dem Trend der “Shagbands” die Vergewaltigung der 16-jährigen Marika zu rechtfertigt.
“Fälle, die Menschen berühren und interessieren”
Der Kreativität der Autor:innen waren dabei keine Grenzen Gesetz. Denn: je skurriler die Fälle, desto höher die Einschaltquote. So wurde in einer Folge ein Vibrator mit tödlichem Schlangengift präpariert und damit eine Frau ermordet. In einer anderen Episode sendete eine sexuell frustrierte Frau ein Penisfoto ihres Ehemannes an einen Wahrsager, der Abhilfe mittels eines Geschlechtsteil-Horoskops versprach. Oder: das Opfer wurde mit einem Gartenzwerg niedergeschlagen und ausgeraubt.
Salesch wehrt sich vehement gegen den Vorwurf, “Unterschichtenfernsehen” zu betreiben, sie selbst sagt in einem Interview dazu: „Wir zeigen Fälle, die die Menschen berühren und interessieren, es sind z.B. spannende, traurige oder dann wieder komische Fälle, Fälle die schwere Kriminalität zeigen, oder nur einfaches Fehlverhalten oder Unfälle und sie zeigen, welche Hintergründe und Motive die Personen hatten oder wie zufällig alles zusammen gekommen ist. Die Fälle sind so bunt wie das Leben.“
Trotz aller Trash-Inhalte sind wir gespannt auf die neue Sendung und sind uns sicher, dass auch der eine oder die andere Jurist:in einschalten wird. Die Ausstrahlung beginnt ab dem 5. September auf RTL. Immer Mittwoch, um 11.00 Uhr.
Fundstelle: https://www.rtl.de/cms/