„She-Hulk: Die Anwältin“: Eine Marvel-Serie voller Jura-Inhalte

Im August 2022 erschien die neue Marvel Serie „She Hulk: Die Anwältin“ erstmals auf dem Streamingdienst Disney+. Wer sich epische Schlachten mit Aliens im Weltraum wünscht, wird hier aber enttäuscht. Denn die Serie dreht sich rund um die erfolgreiche Anwältin Jennifer Walters (Tatiana Maslany). Damit ist “She-Hulk” die erste Marvel-Serie bei der auch Jurist:innen auf ihre Kosten kommen.

Nachdem sie und ihr Cousin Bruce Banner (Mark Ruffalo) einen Autounfall haben, steckt sich „Jen“ mit dem Blut des Hulk an. Sie selbst verwandelt sich daraufhin ebenfalls in das grüne, muskelbepackte Monster. Sehr zur Überraschung ihres Cousins Bruce behält Jen aber auch während ihrer Verwandlung ihren Intellekt bei. Zur Begründung führt Jen an, dass sich Frauen täglich ihrer Wut und Angst stellen müssten und die Kontrolle zu behalten für sie deswegen ein Kinderspiel sei. Jens Superkräfte sind denen des Hulk ebenbürtig.

Bruce Banner: “Deine Verwandlungen werden durch Wut und Angst ausgelöst.”
Jennifer Walters: “Als gäbe es eine Frau, die sich damit nicht bestens auskennt. Hier ist die Sache, Bruce, ich bin großartig darin, meine Wut zu kontrollieren. Das mache ich die ganze Zeit. Wenn ich auf der Straße angerufen werde, wenn inkompetente Männer mein eigenes Fachgebiet erklären, mache ich das fast jeden Tag, denn wenn ich das nicht tue, werde ich als emotional oder schwierig bezeichnet oder könnte einfach buchstäblich ermordet werden. Also bin ich ein Experte darin, meine Wut zu kontrollieren, weil ich es unendlich viel mehr tue als du.“

Kanzlei für Supermenschenrechte

Im Gegensatz zu Bruce will Jen jedoch keine Vollzeit-Superheldin werden. Schließlich hat sie lange Jura studiert und verfolgt eine Karriere als Staatsanwältin. Nachdem eine ihrer Verhandlungen von der Antiheldin Titania (Jameela Jamil) unterbrochen wird und sich Jen im Gerichtssaal mit ihrer Widersacherin prügelt, verliert sie ihren Job bei der Staatsanwaltschaft allerdings. Jen ist am Boden zerstört.

By: MARCIOABREU7 (DeviantArt)

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Jennifer: “Ich bin keine Superheldin. Das ist was für Milliardäre und Narzissten und erwachsene Waisen… aus irgendeinem Grund. Ich bin Anwältin. Und zwar wie sie im Buche steht.”
“Wong: “Im Buch der Vishanti.”
Jennifer: “Nein, im Buch der… amerikanischen Gesetze.”

Doch die berufliche Niederlage ist nur von kurzer Dauer. Holden Holliway, der Chef der prestigeträchtigen Anwaltskanzlei GLK&H, gründet in seiner Kanzlei eine Abteilung für Supermenschenrechte. Und “She-Hulk” – wie die Öffentlichkeit Jen inzwischen getauft hat – soll diese Abteilung anführen. Gemeinsam mit ihrer exzentrischen Rechtsanwaltsfachangestellten Nikki Ramos (Ginger Gonzaga).

Und ab da geht es richtig rund: Im Gerichtssaal vertritt She-Hulk ab jetzt Menschen mit Superkräften in den verrücktesten Verfahren. Beispielsweise Emil Blonsky alias Abomination, der behauptet, rehabilitiert zu sein. Oder auch Donny Blaze, einen Magier, der wegen unethischen Gebrauchs seiner Kräfte aus dem Kamar-Taj ausgeschlossen wurde und sich jetzt als Gelegenheitszauberer durchschlägt. Besonders unterhaltsam ist auch der Fall von Mr. Immortal, der mit insgesamt acht Frauen verheiratet war und – statt sich scheiden zu lassen – die Beziehung jeweils beendete, indem er seinen Tod vortäuschte. Die betrogenen Ex-Frauen sind jetzt auf Unterhalt und Schadensersatz aus.

Copyright-Verfahren gegen Titania

Doch auch Jen selbst wird verklagt. Nämlich von der Influencerin Titania, die sich die Marke „She-Hulk“ eintragen ließ und unter dem Namen jetzt Kosmetikprodukte vertreibt. Weil Jen weiterhin als She-Hulk in der Öffentlichkeit auftritt, reicht Titania schließlich Klage ein. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung über die Frage, wer den Namen She-Hulk in Zukunft verwenden darf. Titania macht geltend, dass Jen auch weiterhin als „die Anwältin Jennifer Walters“ auftritt. Sie argumentiert, dass Jen gerade nicht als She-Hulk wahrgenommen werden will, sondern als seriöse Juristin. Dummerweise entspricht das dem, was Jen tatsächlich in mehreren Fernsehshows gesagt hatte (Jen: “Dieser Name bleibt hoffentlich nicht, er ist so dämlich”). Die Aufnahmen werden von Titania sodann schamlos als Beweise vor Gericht präsentiert.

Womit ihre Widersacherin aber nicht gerechnet hat: Nachdem die „echte“ Jen ein erfolgloses Liebesleben führt, hat sie sich als She-Hulk ein Dating-Profil eingerichtet. Und kann sich vor Anfragen nicht retten. Ihre einzelnen Dates sagen daraufhin vor Gericht zu She-Hulks Gunsten aus. Denn jeder der Männer gibt an, She-Hulk wegen ihrer Superkräfte gedatet zu haben. An der Anwältin Jennifer Walters hatten die Rosenkavaliere hingegen kein Interesse. Die Zeugenaussagen überzeugen die Richterin davon, dass Jen die Identität der She-Hulk tatsächlich aktiv nutzt. Titania verliert den Prozess und verlässt wutschnaubend den Gerichtssaal. Ende gut, alles gut? Natürlich nicht! Titania wäre nicht Titania, wenn sie nicht auf Rache aus wäre…

Das echte Copyright-Problem hinter She-Hulk

Was viele nicht wissen: Rund um den Charakter der She-Hulk gab es tatsächlich ein Copyright-Problem. Und das ähnelt dem fiktiven Copyright-Fall aus der Serie so sehr, dass es sich dabei um keinen Zufall handeln kann. Dr. Bruce Banner und sein Alter Ego Hulk sind Comicfiguren, die von Comic-Urgestein Stan Lee entwickelt und von Jack Kirby gezeichnet wurden. Der Hulk erschien erstmals 1962 in der ersten Ausgabe des Comics „The Incredible Hulk“. Nachdem der Hulk ab 1978 erfolgreich als TV-Serie adaptiert wurde, begann sich Stan Lee jedoch Sorgen um die Zukunft „seines“ Charakters zu machen. Er fürchtete, dass Universal, die Produktionsfirma hinter der Serie, eine weibliche Hulk-Figur erschaffen würde, an der dann Universal – und nicht Marvel – die Urheberrechte besitzen würde. Um Universal zuvorzukommen, schuf Stan Lee deswegen 1979 selbst einen 17-seitigen She-Hulk-Comic. Die damalige Origin Story unterscheidet sich jedoch von der heutigen Serie. Es gab keinen Autounfall, sondern die Anwältin Jennifer Walters wurde von der Mafia niedergeschossen und erhielt eine lebensrettende Bluttransfusion von ihrem Cousin Bruce Banner. Zack, She-Hulk geschaffen und Urheberrechte gesichert!

Kurzweilige Unterhaltung mit überraschenden rechtlichen Fragestellungen

Während die erste Folge der Serie infantilen Humor aufweist und mit wenig origineller Story aufwartet, nimmt die Serie in den kommenden Folgen wirklich Fahrt auf. Den seltsam animierten Gang von She-Hulk macht Tatiana Maslany mit ihrer gekonnten Darstellung der Jen wieder wett. Die einzelnen Folgen sind kurzweilig, unterhaltsam und humorvoll. Mit der schlagfertigen Jen bekommt das Marvel Cinematic Universe auch endlich eine Prise Feminismus eingeimpft. Marvel-Nerds werden sich vor allem über die zahlreichen Crossover-Auftritte anderer Superhelden sowie Anti-Helden freuen. Jurist:innen hingegen kommen auf Grund der vielen Rechtsstreitigkeiten auf ihre Kosten. Denn die rechtlichen Fragestellungen, mit denen sich die Abteilung für Supermenschenrechte befassen muss, sind wirklich interessant. Haben Superheldinnen eine Krankenversicherung? Wer haftet für die Schäden, die beim gutgemeinten Kampf gegen Monster und Aliens entstehen? Müssen alle Superhelden ihren Namen als Marke eintragen? Oder nur die, die nicht ihren eigenen “Namen” (z.B. Dr. Strange) benutzen? Wie können Superhelden ihre “Geheimidentität” wirklich geheim halten? Und wann ist Mr. Immortal wirklich “tot” im Sinne des Gesetzes?

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