Der dreifache Mörder Alan Eugene Miller hat den US-Bundesstaat Alabama verklagt. Der skurrile Grund: Dem Gefängnispersonal war es mehrfach nicht gelungen, die Todesstrafe mittels einer Injektion zu vollstrecken.
Miller, der als LKW-Fahrer arbeitete – hatte im Jahr 1999 drei ehemalige Kollegen in zwei Bürogebäuden in Alabama erschossen. Er konnte kurz nach der Tat von der Polizei gefasst werden. Das Motiv für die Tat soll unter anderem gewesen sein, dass sich Miller gegenüber seinen Kollegen benachteiligt fühlte. Angeblich wurden den Kollegen immer die „besseren Routen“ zugeteilt. Er behauptete außerdem, seine Kollegen hätten Gerüchte über seine Sexulaität verbreitet. Miller war als Einzelgänger bekannt und sein Strafverteidiger beschrieb ihn im Prozess als „sehr langsam im Kopf“. Im Strafverfahren plädierte er auf Grund der beschränkten geistigen Kapazitäten Millers deswegen auf „schuldunfähig“ („innocent by reason of mental disease or defect“) und regte eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus statt in einem Gefängnis an. Trotzdem wurde er 1999 von einer Jury zum Tode verurteilt. Seitdem sitzt Miller im Todestrakt und wartet auf seine Hinrichtung.
18 mal eingestochen und keine Vene gefunden
Die Todesstrafe sollte am 22. September 2022 vollstreckt werden. Nachdem Miller seine Henkersmahlzeit eingenommen hatte, wurde er in den Hinrichtungsraum geführt. Dort sollte der inzwischen 57-Jährige mit einer tödlichen Injektion hingerichtet werden. Doch die Vollstreckung der Todesstrafe misslang. Insgesamt 18 mal wurde Miller mit einer Nadel gestochen. Und jedes Mal verfehlte das Personal die Vene. Miller wurde dabei wiederholt in Arme, Beine, Füße und Hände gestochen, wobei das Personal zeitweise sogar eine Handy-Taschenlampe benutzten, um nach einer Vene zu suchen.
Die Behandlung führte laut seinen Anwälten bei Miller zu „Übelkeit, Orientierungslosigkeit, und Verwirrung“. Einige der Einstichstellen begannen zu bluten. Nach rund zweieinhalb Stunden sei die Hinrichtung abgebrochen worden.
In seiner Klage machen Millers Anwälte jetzt geltend, der Dreifachmörder habe bei der missratenen Hinrichtung „geistige und körperliche Qualen“ erlitten. Sie argumentieren, dass der Bundesstaat Alabama ein Gesetz verletzt habe, welches Gefangenen Schutz vor grausamer Bestrafung garantieren soll. Miller hatte zuvor um eine andere Hinrichtungsmethode gebeten. Auf Grund seines Körpergewichts von rund 160 kg hätte das Gefängnispersonal bereits in der Vergangenheit Probleme gehabt, eine Vene bei ihm zu finden. Miller regte deswegen an, stattdessen mit Stickstoff getötet zu werden. Diesen Wunsch hatte ein Gericht jedoch abgelehnt.
Der State Alabama kündigte an, schnellstmöglich nach einem neuen Hinrichtungstermin für Miller zu suchen. Dies war mindestens das dritte Mal, dass Alabama Probleme bei der Vollstreckung der Todesstrafe mittels einer tödlichen Injektion hatte. Bei der Hinrichtung von Joe Nathan James im Juli dauerte es mehr als drei Stunden, bis das Personal eine passende Vene gefunden hatte. Die Hinrichtung von Doyle Hamm im Jahr 2018 wurde abgesagt, nachdem es nicht gelungen war, einen intravenösen Zugang zu legen. Hamm starb 2021 im Gefängnis an Krebs.
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