Jurastudium: Der Schwerpunkt Kriminalwissenschaften mit dem Vertiefungsbereich Medizinstrafrecht

Das Schwerpunktstudium an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) im gemütlichen Erlangen wurde vor kurzer Zeit (Sommer 2022) erst reformiert. Ausgangspunkt war die JAPO, also die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für Juristen in Bayern, welche eine Änderung vorgesehen hatte.

Als ich meinen Schwerpunkt im fünften / sechsten Semester wählen musste, hatte ich ehrlicherweise keine Ahnung, was zu beachten ist. Deswegen fiel die Wahl auch relativ schnell auf Kriminalwissenschaften, da es der einzige Schwerpunktbereich war, der mit dem interessanten Strafrecht zu tun hatte. Es war aber auch der einzige Schwerpunkt, der einen numerus clausus (NC) hatte, da es zu viele Bewerberinnen und Bewerber gab. Man musste also in den Zwischenprüfungen bereits befriedigend bis vollbefriedigend gewesen sein.

Im Nachhinein kann ich zwar sagen, dass ich die besten Professoren hatte, die man sich wünschen kann (Prof. Kudlich und Prof. Jäger). Allerdings würde ich im Nachhinein aus einem wichtigen Grund doch einen anderen Schwerpunkt wählen. Diesen Grund erkläre ich am Ende des Beitrags im Fazit, da es zwischendrin noch viel zu erzählen gibt.

Tipps fürs Jurastudium

Zusammensetzung der Prüfungsnoten

An der FAU Erlangen-Nürnberg funktioniert die Zusammensetzung der Noten folgendermaßen: Die Schwerpunktbereichs-Note fließt zu 30% mit in die Examensnote ein und kann den Schnitt wirklich erheblich verbessern – in 2018 betrug der prozentuale Anteil nur 25%. Die aktuellen 30% setzen sich zusammen aus einer Seminararbeit und einer mündlichen Prüfung von 20 Minuten. Die Seminararbeit und die mündliche Prüfung (bei uns auch „JUP“ genannt) stehen im Verhältnis 50:50.

Schwerpunktbereich Kriminalwissenschaften

Da es keine Anwesenheitspflicht gab, war der Besuch der Schwerpunktbereiche nicht meine höchste Priorität während der Uni. Nebenbei war bei mir persönlich nämlich der Besuch des Repetitoriums wichtiger. Außerdem war es fast unmöglich, den Stoff bis zur mündlichen Schwerpunkt-Prüfung nach dem Staatsexamen im Gedächtnis zu behalten. Deshalb holte ich mir alle Informationen im Nachhinein und hatte dabei Glück, dass die Vorlesungen (Pandemie-bedingt) aufgezeichnet wurden. Zu den Vorlesungen meines Schwerpunktes Kriminalwissenschaften gehörten:

  • Jugendstrafrecht
  • Medizinstrafrecht
  • Wirtschaftsstrafrecht
  • Sanktionenrecht
  • Strafprozess- und Strafvollzugsrecht
  • Kriminologie

Eine genaue Information zu den einzelnen Bereichen gibt es auf der Homepage der rechtswissenschaftlichen Fakultät. Neben diesen Basis-Vorlesungen gibt es außerdem vier “Vertiefungsvorlesungen”. Ich habe damals den Bereich Medizinstrafrecht gewählt.

Der Teilbereich Medizinstrafrecht wird folgendermaßen Beschrieben „In der Vorlesung Medizinstrafrecht werden Straftaten im Bereich der medizinischen Versorgung behandelt. Themen sind hier etwa Reproduktionsmedizin, Schwangerschaftsabbruch, Selbsttötung und Sterbehilfe, Heileingriff und strafrechtliche Arzthaftung sowie Organtransplantation.“

Schwerpunktseminar: Vor oder nach dem staatlichen Teil?

Die Frage hat mich keine Sekunde beschäftigt, da ich meinen Schwerpunkt unbedingt vorher erledigen wollte, um mich voll und ganz auf den staatlichen Examensteil vorbereiten zu können. Selbstverständlich ist es allen Studierenden selbst überlassen, wie diese Entscheidung ausfällt. Es gibt auch genug Pro-Argumente dafür, den Schwerpunkt nach der staatlichen Prüfung zu machen. Man muss sich aber dann bewusst sein, dass das Staatsexamen bis zur Vollendung noch in der Schwebe hängt.

So war es bei mir beispielsweise, weil meine mündliche Schwerpunkts-Prüfung erst nach der staatlichen Prüfung stattfand. Das war alphabetisch bedingt. Man konnte sich also erst endgültig freuen, als die letzte Prüfung vorbei war, auch wenn sie nur zu einem kleinen Teil in die Notengebung einfließt. Deswegen ist es für mich persönlich wirklich einfach gewesen: Alle universitären Pflichten abschließen und erst dann den staatlichen Teil in Angriff nehmen!

Karriere-Chancen und persönliche Empfehlung

Ich will ganz ehrlich sein: Karrieretechnisch ist der Schwerpunktbereich sehr speziell. Das bedeutet, dass man nicht viele Stellenausschreibungen mit dieser Voraussetzung findet. Andererseits kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass ich mit einem befriedigenden Examen trotzdem ein Job-Angebot einer Top-Kanzlei in Nürnberg bekommen habe. Das lag daran, dass die Großkanzlei sehr viel Medizinrecht und Medizinstrafrecht behandelt. Das war auch in meinem Bewerbungsgespräch ein Thema. Letztendlich habe ich das Angebot aber abgelehnt, da es nicht gepasst hat.

Da ich mich wahnsinnig für Urheberrecht und geistiges Eigentum interessiere, hätte ich stattdessen lieber diesen Schwerpunkt gewählt. Das Interesse daran kam aber leider erst etwas später. Für meinen weiteren Karriere-Weg wäre es aber bestimmt vorteilhafter gewesen, wenn ich diesen Schwerpunkt gewählt hätte. Denn es gibt deutlich mehr auf Urheberrecht spezialisierte Kanzleien als Anwält:innen, die Medizinstrafrecht machen.

Abschließendes Fazit zum Schwerpunktbereich

Ich will abschließend aber allen Studierenden eine Sache mit auf den Weg geben: Wählt den juristischen Schwerpunkt mit Bedacht und überlegt gut, in welcher Branche ihr später tätig sein wollt (z.B. Großkanzlei oder Unternehmen).

Der Schwerpunkt kann einen entscheidenden Vorteil im Lebenslauf bieten. Wenn sich beispielsweise zwei Studierende mit den gleichen Noten auf eine Stelle bei einer großen Wirtschaftskanzlei bewerben, dann hat die Person einen Vorteil, der schwerpunkt-technisch bereits Wirtschaftsrecht oder Steuerrecht gewählt hat. Aber bitte macht euch wegen diesem fiktiven Beispiel nicht gleich verrückt!

Es spielen natürlich auch sehr viele andere Faktoren, wie Sprachkenntnisse, Praktika und Nebenjobs eine Rolle. Außerdem merken immer mehr Sozietäten und Unternehmen, dass die Staatsexamens-Note für einen engagierten und motivierten Interessenten nicht ausschlaggebend ist. Die Persönlichkeit und auch eure Soft-Skills werden immer mehr berücksichtigt. Eine weitere Spezialisierung erfolgt außerdem im Referendariat. Und man kann sich später auch immer noch umentscheiden und beruflich etwas ganz anderes machen.

Viel Erfolg in eurem Schwerpunkt-Bereich!

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