Party, Palmen und Prozessrecht – mein Auslandspraktikum in Spanien

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Stell‘ dir vor, du könntest einfach so unter Palmen an einen Pool an einem Laptop arbeiten und dabei Geld verdienen und deinen Lebenslauf aufbessern. Das klingt jetzt vielleicht etwas reißerisch und zu schön, um wahr zu sein. Aber hast du schon einmal mit dem Gedanken gespielt, eines deiner Pflichtpraktika im Ausland zu absolvieren?

Ich habe eines meiner Praktika in Madrid (Spanien) gemacht. Und vorab: nein, ich habe nicht am Pool gesessen und Palmen wachsen in der spanischen Hauptstadt auch kaum. Trotzdem war es für mich eine sehr schöne Erfahrung.

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Meine Gründe für ein Auslandspraktikum

Ich wollte im Studium immer reisen und später einmal in einem internationalen Kontext arbeiten. Auf unpersönliche Gruppenpraktika am Gericht hatte ich keine Lust, daher habe ich beschlossen, einfach ein paar Kanzleien im Ausland anzufragen und mein Glück zu versuchen. Da ich auch angenommen wurde, habe ich mein Praktika teilweise im Ausland absolviert. Mein erstes fand in Sao Paulo (Brasilien) statt, das zweite in Madrid. Davon abgesehen ähneln die Aufgaben in einem Auslandspraktikum sehr denjenigen eines Praktikums im Inland. So liest man Akten von Fällen, recherchiert, begleitet die Anwälte zu ihren Terminen usw. Ich war bei einer allgemeinen Anwaltskanzlei, die sowohl deutsche als auch spanische Mandate übernommen hat.

Wenn du über den „juristischen Tellerrand” hinausschauen möchtest, einfach etwas Abwechslung von der Drittschadensliquidation oder Drittschutz im Baurecht brauchst, dann kann ich dir ein Auslandspraktikum nur ans Herz legen. Auch, wenn du dich für internationale Themen bzw. Fremdsprachen interessierst und in dieser Richtung später einmal arbeiten möchtest, solltest du ins Ausland gehen. Ebenso kann ich das jedem empfehlen, der noch dabei ist, „sich zu suchen“ und unsicher ist, ob die Juristenausbildung zu ihm passt. Wenn du dein Studium schnell hinter dich bringen möchtest und direkt im Freischuss mit einem zweistelligen Prädikat bestehen willst oder Reisen nichts für dich ist, dann kannst du von einem Auslandspraktikum direkt absehen.

Die Vorteile und Nachteile eines Auslandsparktikums

Ein Auslandsparktikum hat den Vorteil, dass man sich durch die neuen Herausforderungen in seiner Persönlichkeit weiterentwickeln kann. Auch sticht ein Auslandsaufenthalt positiv im Lebenslauf hervor. Schwierig daran ist jedoch, dass ein solches Praktikum relativ kostenintensiv ist. Jedoch kann man sich diesbezüglich an den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) wenden und dort ein Stipendium beantragen. Ich habe Erspartes zur Finanzierung genutzt. Nachteilig ist weiterhin, dass kein Wissen für das erste juristische Staatsexamen vermittelt wird, da man sich entweder mit sehr speziellen Fragen oder ausländischem Recht auseinandersetzt. Auch ist es nicht möglich, parallel dazu Hausarbeiten zu schreiben, was den Studienverlauf verlängern kann. Demgegenüber ist ein Auslandspraktikum deutlich weniger zeitaufwendig als ein „Master of Law“ oder ein Erasmussemester im Ausland, da man das Praktikum nur für einen bis drei Monate macht. Bei einem Auslandssemester findet man schneller und einfacher Freunde, da es überall entsprechende Veranstaltungen gibt. Wer ein Auslandspraktikum absolvieren möchte, sollte sich davon jedoch nicht abschrecken lassen.

Ein Vorteil des Auslandspraktikums gegenüber dem Auslandssemester ist, dass man auch in Nicht-EU-Ländern bei einem Aufenthalt unter 90 Tagen kein Visum braucht, da in der Regel ein Touristenvisum ausreichend ist. Für mein Praktikum musste ich neben der Praktikumsstelle nur eine Unterkunft, Flüge sowie die finanziellen Aspekte organisieren.

Am Wochenende können dann noch Kurztrips unternommen und das Land bzw. die Kultur entdeckt werden. Wichtig ist, dass man sich für das Land und deren Sprache interessiert. Ebenso ist es zwingend, dass man entsprechende ernstzunehmende Sprachkenntnisse vorweisen kann. Letztlich ist ein Praktikum weniger „Committment“ als ein Auslandssemester.

Wie finde ich eine Praktikumsstelle?

Nur eins: wo ein Wille ist, ist immer ein Weg. Ich habe meine Praktikumsstelle darüber gefunden, dass ich Anwaltskanzleien in den Städten, für die ich mich interessiert habe, suchte und einfach anschrieb. Dabei möchte ich jedoch betonen, dass mir die Auswahl in Falle meines zweiten Praktikums von einem spanisch-sprachigen Land wichtiger war als eine bestimmte Großkanzlei. Erfahrungsgemäß wird man bei Kanzleien auch relativ einfach und schnell genommen. Ein engagierter und fleißiger Praktikant ist immer willkommen. Man kann sein Glück auch bei der deutschen Botschaft im Ausland versuchen. Jedoch braucht man dafür viel Glück und herausragende Qualifikationen.

Fazit

Ein Auslandspraktikum ist alles in allem sehr empfehlenswert, weil man dadurch in seiner Persönlichkeit wachsen und sich weiterentwickeln kann. Ich persönlich liebe Madrid sehr und würde jederzeit dort wieder arbeiten/leben wollen. Jedoch bringt ein Praktikum im Ausland auch gewisse Herausforderungen mit sich. Ob man diese in Kauf nimmt oder nicht, sollte jeder für sich entscheiden.

Was für und gegen ein Auslandssemester spricht, erfährst du in unserem Artikel “Im Jurastudium ins Ausland – und wenn ja, wie?”, der von Helen Arling verfasst wurde, die ein Semester in Kolumbien verbrachte.

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Julia Schmidt
Julia Schmidt
Die Autorin hat an der Universität Leipzig Jura mit Schwerpunkt internationalen Privatrecht studiert.

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