Jurastudium: Das Verwaltungspraktikum bei Straßen.NRW

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In vielen – aber nicht allen – Bundesländern gehört das Verwaltungspraktikum zu den Pflichtpraktika im Jurastudium. In diesem Beitrag möchte ich euch von meinem Verwaltungspraktikum bei Straßen.NRW erzählen.

Doch bevor ich das mache, muss ich etwas ausholen. Seit dem Sommersemester 2020 studiere ich Jura an der Universität in Bielefeld. Ihr könnt euch sicher denken, auf was ich hinaus möchte. Ich habe mein Studium mitten zu Beginn der Pandemie begonnen, was sich nicht nur auf den Studienbeginn, sondern auch auf alles, was mit Praktika zu tun hatte, ausgewirkt hat. Deswegen entschied ich mich dazu, meine Praktika nach hinten auf ein mögliches Ende der Pandemie oder auf einem Zeitpunkt zu schieben, zu dem es besser möglich wäre.

Auch wegen der Coronapandemie war es dann gar nicht so einfach, eine Stelle für das Praktikum zu finden. Ich wäre sehr gerne in die Staatskanzlei des Landes gegangen, aber letztendlich habe ich mein Praktikum bei Straßen.NRW nicht bereut. Aber lest selbst:

Tipps fürs Jurastudium

Landesbehörde für Bau. Betrieb und Unterhalt von Straßen

Sicher fragt ihr euch jetzt, was ist Straßen.NRW? Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen, kurz Straßen.NRW, ist eine 2001 gegründete Landesbehörde mit Sitz in Gelsenkirchen. Straßen.NRW kümmert sich um den Bau, Betrieb und Unterhaltung der Bundes-, Landes-und Kreisstraßen in NRW. Die Autobahnen, die durch NRW führen, nehmen dabei eine Sonderstellung ein (in den anderen Bundesländern ist es genauso). Bis Ende 2020 wurden auch die Autobahnen von Straßen.NRW betreut, dies übernimmt aber seit dem 1. Januar 2021 die Autobahn GmbH des Bundes. Früher (bis Ende 2000) wurden all diese Aufgaben von den zwei Landschaftsverbänden (LWL, LVR) übernommen.

Bei Straßen NRW arbeiten gut 4.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich auf den Hauptsitz in Gelsenkirchen, acht Regionalniederlassungen mit Außenstellen, 55 Straßenmeistereien und die Landesverkehrszentrale in Leverkusen aufteilen. Um das alles besser händeln zu können, ist das Land NRW in zwei Regionen gegliedert und diese Regionen sind auch nochmal untergliedert. Ich habe meine sechs Wochen im Justiziariat im Hauptsitz in Gelsenkirchen absolviert.

Arbeitsalltag im Justiziariat

Mein Praktikum bei Straßen.NRW habe ich im August/September 2022 absolviert und dabei interessante und lehrreiche Einblicke gewinnen können. Der erste Tag meines Praktikums war von einem gegenseitigen Kennenlernen geprägt. Ein Jurist, der im Justiziariat tätig ist, erklärte mir den Ablauf der sechs Wochen und erläuterte mir die rechtlichen Aufgabenschwerpunkte.

Das juristische Spektrum von Straßen.NRW ist zum Großteil im öffentlichen Recht und Zivilrecht zu verorten. Strafrechtliche Schwerpunkte sind eher selten in der täglichen Arbeit anzutreffen. Konkret befasst sich das Justiziariat mit dem Aspekt der Verkehrssicherungspflicht, der Erteilung oder Nichterteilung einer Sondernutzungserlaubnis, Baurecht, Schadensrecht, Straßen-und Wegerecht und Kreuzungsrecht.

All dies wurde mir detailliert erklärt und ich wurde wirklich mit offenen Armen empfangen. Als kleine Arbeitsunterstützung hatte ich einen vollständig eingerichteten Dienstlaptop für die nun kommenden sechs Wochen erhalten, der mir für meine Aufgaben zur Verfügung stand. Meine Aufgaben bestanden im Wesentlichen aus kleinen oder größeren Rechercheaufträgen zu verschiedenen rechtlichen Fragestellungen, die man mir mündlich oder per E-Mail in Form einer E-Akte zukommen ließ. Im Übrigen durfte bzw. konnte ich in viele Akten, in denen es um laufende Sachverhalte ging, lesen und auch daraus ergaben sich konkrete Fragestellungen.

Recherche zu historischem Pilgerweg und Außentermine

Die Aufgabe, die wohl am prägendsten für mich gewesen ist, hat nur am Rande mit Jura zu tun. Gemeinsam mit einem anderen Praktikant musste ich mich in die Historie eines alten Pilgerweges im Münsterland einarbeiten und versuchen zu klären, ob er schon immer da gewesen ist und wo er heute verläuft. Dies wurde für ein laufendes Gerichtsverfahren gebraucht.

Zu den Tätigkeiten von Straßen.NRW zählt aber auch die Prozessvertretung des Landes oder des Bundes vor verschiedensten Gerichten. In meinem Praktikum konnte ich an vier Gerichtsterminen (LG Dortmund, LG Essen, LG Mönchengladbach und AG Hagen) teilnehmen, in denen Straßen.NRW entweder Klägerin oder Beklagte gewesen ist. Der Unterschied zu dem, was in der Uni vermittelt wird, ist groß und erst in der Verhandlung erkennt man einen roten Faden und die Praxisrelevanz. Im Vorfeld zu jedem der Termine, bekam ich die entsprechende Akte zum Lesen, damit ich mir meine eigenen Gedanken dazu machen konnte und dann ging es zu Gericht (für mich leider nur in der Rolle als Zuschauer und Zuhörer).

Auch im „Büro“ war ich nicht nur auf das Aktenstudium beschränkt. So war ich beispielsweise bei einer Dienstbesprechung mit den Baureferendaren, also den angehenden Bau-Ingenieuren, die sich Tipps für ihr Examen holten, wo sie auch mit dem Thema Baurecht konfrontiert werden. Dann ergab sich noch die Möglichkeit, an einer Online-Dienstbesprechung über Video teilzunehmen, in der eine Regionalniederlassung um einen juristischen Rat gebeten hatte.

Am Ende des Praktikums durfte ich noch im Münsterland bei einem Ortstermin teilnehmen, bei dem ein Richter des Verwaltungsgerichtes Münster sich ein Bild von einem in Rede stehenden Sachverhalt machen wollte, um später eine Entscheidung treffen zu können. So vergingen die sechs Wochen eigentlich wie im Fluge.

Persönlich muss ich sagen, dass das sehr interessante sechs Wochen gewesen sind und ich es nicht bereut habe, dass ich mein Verwaltungspraktikum bei Straßen.NRW verbracht habe. Ich kann es allen Jurastudierenden empfehlen, bei der Praktikumssuche auch die Straßenbaubehörden ins Auge zu fassen.

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