“The X-Factor” Kandidatin studiert Jura, um die Show zu verklagen

Sängerin Katie Waissel, die 2010 an der britischen Talentshow „The X-Factor“ teilnahm, will jetzt deren Macher sowie Simon Cowell verklagen. Die junge Frau, die es immerhin bis ins Viertelfinale der Show schaffte, ist der Ansicht, dass The X-Factor ihr Leben ruiniert habe.

The X-Factor ist eine Musik-Castingshow aus Großbritannien, die seit 2004 in mehreren Staffeln ausgestrahlt wird und von dem Musikproduzent Simon Cowell entwickelt wurde. Nach dem Casting müssen die Kandidat:innen fünf Phasen durchlaufen und werden dabei von bekannten Gesichtern aus der Musikindustrie betreut und bewertet. Zu den Juror:innen gehörten beispielswiese Sharon Osbourne und Nicole Scherzinger, aber auch Mel B, Rita Ora und Robbie Wiliams.

Im Jahr 2010 gewann Matt Cardle die Show, Rebecca Ferguson erreichte den zweiten Platz. Katie Waissle wurde nur siebte. Dennoch ist sie in Großbritannien insbesondere für ihren Auftritt bei Big Brother bekannt. Außerdem gründete sie die Band „Red Velvet“ und veröffentlichte einige Songs.

Panikattacken statt weltweitem Ruhm

Trotzdem ist die heute 37-Jährige der Meinung, dass The X-Factor ihr Leben ruiniert habe. Zwar sei sie durch die Show bekannt geworden, sie habe jedoch auch psychische Probleme davongetragen. Und es stimmt, dass Waissel als „meistgehasste“ Kandidatin bezeichnet wurde und mehrmals um ihren Einzug in die nächste Runde bangen musste.

Waissel berichtet, dass sie nach der Show Morddrohungen erhalten und man ihr mit Säureanschlägen gedroht habe. Dies habe bei ihr zu Panikattacken und Suizid-Gedanken geführt. Sie habe deswegen sogar eine Therapie gegen post-traumatische Belastungsstörungen begonnen.

Doch es kam noch schlimmer: Während ihres Aufenthalts im Big Brother Haus wurde Waissel, die jüdischer Abstammung ist, von ihrem Kollegen Christopher Biggins mit einem Witz über den Holocaust beleidigt, der daraufhin aus der Show flog.

Im Showbiz hatte Waissel also eher weniger Erfolg. Vielleicht startet sie jetzt aber als Anwältin ganz groß durch?

Jurastudium, um Show zu verklagen

Die unterschiedlichsten in- und extrinsischen Gründe existieren, die einen Menschen dazu bewegen, Jura zu studieren. Katie Waissel nahm ihre Vergangenheit im britischen (Reality-)TV zum Anlass, dies zu tun. Elf Jahre nach Teilnahme an der Talentshow, schaffte sie es 2021, ein Stipendium für die University of London zu erhalten, wo sie Rechtswissenschaften studierte. Das Postgraduiertenstudium erlaubt es der ehemaligen Sängerin, als Paralegal zu arbeiten oder die juristische Laufbahn sogar bis zur Anwältin weiter zu verfolgen.

Ihr erworbenes Wissen will die X-Factor-Teilnehmerin jetzt nutzen, um Syco Entertainment und Simon Cowell zu verklagen. Denn diese hätten bei der Show ihre Fürsorgepflicht verletzt. Waissel fühlt sich im Stich gelassen. Sie sei nicht ausreichend vor dem Hass der Zuschauer:innen geschützt worden und auch die Juror:innen hätten sie schlecht behandelt. Vor allem in der Zeit der Live-Shows habe sie kaum ihre Unterkunft verlassen dürfen, kaum gegessen und geschlafen. „Es gab ein großes Machtungleichgewicht”, so Waissel gegenüber der The Times. Die Kandidat:innen der Show seien mit dem Versprechen der „größten Chance ihres Lebens in die Falle gelockt“ worden.

Waissel und ihr Rechtsteam verklagen deswegen jetzt die verantwortliche Produktionsfirma Syco Entertainment und deren Gründer sowie Inhaber Simon Cowell auf dem Zivilrechtsweg. Sie werfen den Beklagten fahrlässige Körperverletzung auf Grund einer Verletzung ihrer Fürsorgepflicht vor. Das Problem: Waissel müsste das Gericht davon überzeugen, auf die Verjährungsfrist von maximal drei Jahren für Klagen dieser Art zu verzichten.

In einem persönlichen Statement schreibt Waissel: “Ich bin davon überzeugt, dass ich meine bisherigen Erfahrungen zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen und meine Bemühungen um eine sicherere Musikbranche insgesamt fortsetzen kann, nicht nur für diejenigen, die neu in die Branche einsteigen, sondern um allen ein Gefühl von Gerechtigkeit und Frieden zu vermitteln.”


Fundstellen:
https://www.thetimes.co.uk/
https://www.businessinsider.com/

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