The evidence is overwhelming – 30 Vokabeln aus dem Rechtsenglisch für das Jurastudium

Das deutsche Recht ist äußerst erschlagend, wenn man sich auf das erste Staatsexamen vorbereitet. Unzählige unbestimmte Rechtsbegriffe, latinisierte Termini und Rechtsfloskeln geben dem Studierenden das Gefühl, immer wieder bei null anzufangen. Letztlich ist aber das deutsche Recht nicht die einzige legal sphere, mit der man in Berührung kommen kann, wenn einem das Juristische nicht ganz fremd ist. Keine Sorge, nun kommt keine Abhandlung über den Code Civil, Französisch ist definitiv nicht unsere große Stärke. Gemeint ist das US-amerikanische und britische Rechtsareal, mit all seinen Tücken, was direkte Übersetzungen angeht. Zwar gibt es für viele deutsche Rechtsbegriffe entsprechende englische Begrifflichkeiten, doch sollte man sich immer informieren, ob auf der anderen Seite diese Rechtsinstitute überhaupt existieren.

Tipps fürs Jurastudium

Der US-amerikanische punitive damage (in etwa: Strafschadensersatz) kann z.B. nicht ohne Weiteres inhaltsgetreu übersetzt werden, da es diesen in Deutschland schlichtweg nicht gibt. Das Zivilrecht will Ausgleich schaffen und nicht bestrafen, dafür ist das Strafrecht da. Wohlgemerkt kann auch die schiere Übersetzungsfülle ein Hindernis darstellen, daher ist hier eine vorherige Übersicht förderlich. So ist bspw. die Kollokation „einen Vertrag schließen“ im Englischen mit verschiedensten Varianten zu übersetzen:

  • To make a contract/an agreement
  • To enter into a contract/an agreement
  • To conclude a contract/an agreement
  • To form a contract

Aber nun Schluss mit der Einleitung, lasst uns mit den für uns 30 relevantesten Rechtsvokabeln starten, die man mal gehört und verstanden haben sollte.

Innerhalb der Erklärungen findet Ihr übrigens noch weitere Vokabeln; das genaue Durchlesen lohnt sich also.

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1. Attorney (US) = Anwalt

Dieser Begriff, der oftmals noch mit dem Zusatz at law versehen wird, tituliert die US-amerikanischen Rechtsanwält:innen, die dazu qualifiziert sind, Mandant:innen (clients) vor Gericht zu vertreten. Der ebenfalls häufig benutzte Begriff lawyer ist – anders als das Wort counselor – kein Synonym für attorney. Als lawyer werden grundsätzlich Absolvent:innen von Law Schools bezeichnet, die noch keine Qualifikation (bar exam, member of the State Bar Ass.) haben, um vor Gericht aufzutreten. Der einfache Merkspruch lautet: Jeder attorney ist ein lawyer, aber nicht jeder lawyer ist ein attorney.

2. Accusation (UK[1]/US) = Anklage

Die accusation kann von denjenigen, die Zeug:innen eines Verbrechens wurden, oder von einer höheren, staatlichen Stelle ausgehen, Die rechtliche Überprüfung dieser folgt grundsätzlich danach. Bei der action, auch in der Form legal action (rechtliche Schritte), geht es um die Klage im zivilrechtlichen Bereich, die z.B. zwischen zwei Privatpersonen mit Hilfe von Rechtsbeiständen ausgefochten wird.

3 (To) Appeal (against) sth (UK/US) = in Berufung gehen / Einspruch erheben

Andererseits kann eine Person nur in seltenen Fällen darauf verwiesen werden, dass das erstinstanzliche Gericht gleichsam auch das letztinstanzliche Gericht sein wird. Bei Tatsachenfragen (Deutschland: Berufung) oder Rechtsfragen (Deutschland: Revision) kann z.B. ein Appellationsgericht (Court of Appeal, s. u.) angerufen werden. Hier gibt es sprachlich eine Besonderheit zwischen dem britischen und US-amerikanischen Rechtsenglisch. In den USA sagt man „to appeal sth“, in Großbritannien nutzt man eher die Phrase „to appeal against sth“.

4 Bail (UK/US) = Kaution

Man kennt es von US-amerikanischen Filmen, in denen die Verhafteten ihren einen legitimen Anruf einfordern und sogleich jemanden am anderen Hörer bitten, ihre Kaution zu stellen. Wenn es sich bei den Verhafteten um Personen handelt, bei denen keine akute Fluchtgefahr vermutet wird, kann es in der Tat sein, dass ein Gericht diese bis zur Gerichtsverhandlung (trial) mit einer Kaution auf freien Fuß setzt (released on bail). Diese Regelungen variieren von Bundesstaat zu Bundesstaat und sind jeweils von der Schwere der Tat abhängig. Da viele eine Kaution nicht mit eigenen Mitteln auslegen können, kommen in den USA bail bond agents ins Spiel, die dieses Geld gegen eine Gebühr von 10 Prozent der Kautionssumme stellen. Bei einem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz kann dies z.B. 500 US-Dollar sein. Wenn die Person am Verhandlungstag erscheint, wird das Geld wieder zurückgegeben.

In England und Wales gibt es ebenfalls eine solche Methode, wobei hier weniger geldtechnische Sicherheiten verlangt werden, sondern die Verhafteten zu gegebener Zeit wieder bei der Polizeidienstelle erscheinen müssen (police bail).

5. Barrister (UK) = Ein Rechtsanwalt, der vor höheren Gerichten auftritt

Auch dieser Titel, der oft mit dem Zusatz at law zu sehen ist, bezeichnet Rechsanwält:innen. Dieses Mal befinden wir uns aber nicht in den Vereinigten Staaten, sondern z.B. in England oder Wales. In Schottland wird der barrister als advocate bezeichnet. Die Aufgabe des barristers ist es, seine Mandant:innen rechtsspezifisch zu informieren und vor Gericht (oftmals vor höheren Gerichten) zu verteidigen (to conduct sb.‘s defence before a court, pleading). Die Einsetzung von barristers ist ein äußerst kostspieliges Unterfangen. Wenn man Glück hat, zahlt man lediglich einen Stundenlohn von 500 Pfund für einen erfahrenen barrister.

6. Brief (to counsel) (UK) = Eine Zusammenfassung für den Barrister

Der barrister ist nicht die einzige Rechtsanwaltsposition, die in UK existiert. Der solicitor, der unten noch ausführlicher betrachtet wird, wird meist als erstes von den jeweiligen Mandant:innen aufgesucht. Dieser bereitet außerhalb des Gerichts den Prozess vor und instruiert anschließend einen Barrister, damit dieser die clients vor Gericht vertritt. Der brief to counsel ist dabei ein wichtiges Element, da dieser alle relevanten Dokumente enthält, die für den Prozess relevant sind.

Das Wort brief wird auch im US-amerikanischen Rechtssektor gebraucht, wobei es hier meist als appellate brief zu finden ist, was ein Dokument beschreibt, auf dem die Begründung für eine mögliche Berufung/Revision steht. Eine Besonderheit ist es, dass barristers traditionell vor Gericht Perücken (sog. wigs) tragen.

7. Burden of Proof (UK/US) = Beweislast

Ähnlich wie in Deutschland ist auch im britischen sowie im US-amerikanischen Sektor die Beweislast im Straf- und Zivilrecht jeweils unterschiedlich. In einer zivilrechtlichen Gerichtsverhandlung muss der plaintiff, claimant (Kläger:in) seinen Standpunkt vertreten und das Gericht überzeugen, dass dieser recht hat. In einem Strafprozess ist es die Aufgabe des Staates, Beweise und schlüssige Argumente gegen den accused vorzubringen. In den USA und im UK gibt es im strafrechtlichen Sektor als höchsten legal standard for burden of proof den bekannten Terminus beyond reasonable doubt. Zu erwähnen ist aber, dass es in den USA mehr standards gibt als in UK. Sollte in den USA nun bspw. ein Angeklagter nicht guilty beyond a reasonable doubt befunden werden, kommt ein acquittal (Freispruch) ins Spiel.

8. Case Law (UK/US) = Fallrecht

Warum wir gerade diesen Terminus bringen? Das Fallrecht ist kasuistisch, was so viel heißt wie, dass der Fokus in der Rechtsprechung nicht auf abstrakten Normen liegt, sondern auf Fällen, die vorher auf höherer Ebene entschieden wurden (stare decisis = en detail: Präzedensurteile dürfen nur dann umgangen werden, wenn es wirklich erhebliche Unterschiede bei den vorliegenden Sachverhalten gibt). Diese Herangehensweise auf anglo-amerikanischer Rechtsebene unterscheidet sich vom deutschen Rechtssystem enorm. Einerseits ist in Deutschland das Gesetzesrecht (statute law) und nicht das Fallrecht vorherrschend, andererseits unterliegen Richter:innen eben nur den geltenden Gesetzen und grundsätzlich keiner anderen Position (z.B. obersten Gerichtsentscheidungen).

9. Charge (UK/US) = Anklage

Wenn eine Person (z.B. in England) wegen einer Straftat unter Anklage gestellt wird (to be charged with a crime), gibt es meist einen bestimmten Ablauf: entweder wird die Person bis zur Gerichtsverhandlung (u.a. court hearing) unter bestimmten Voraussetzungen auf freien Fuß gesetzt (bail, s.o.) oder die Person bleibt in Gewahrsam (custody). Ob es überhaupt eine Verhandlung gibt, hängt davon ab, wie schwerwiegend die Tat war.

10. Civil Proceedings/Procedure (UK/US) = Zivilprozess

Wenn man dict.cc mit dem Begriff Zivilprozess speist, kommen etliche Begrifflichkeiten heraus, die allesamt den Zivilprozess als Ganzes beschreiben. Wichtig ist nur, dass es gewisse Limitationen gibt: der Zivilprozess darf z.B. nicht einfach mit civil process übersetzt werden, sondern entweder mit den zwei oben genannten Möglichkeiten oder mit (civil) litigation. Die oft aufgeworfene Frage, was denn nun der Unterschied zwischen litigation und lawsuit ist, ist daher auch schnell erklärt. Lawsuit (=Klage) ist die eigentliche umkämpfte Problematik zwischen den Parteien und litigation (=Zivilprozess) beschreibt das Drumherum für diesen Kampf.

11. Claim (UK/US) = Klagegrund/Klageanspruch

Dieser Begriff hat viele Bedeutungen. Eine davon ist die des Klageanspruchs im zivilprozessrechtlichen Kontext. Ein mögliches Synonym dafür ist cause of action. Hier ist es wichtig zu verstehen, dass in den USA das Zivilrecht von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich sein kann und daher die Voraussetzungen für einen Klageanspruch in bestimmten Fällen ebenfalls deutliche Abweichungen voneinander aufweisen können.

12. Court (UK/US) = Gericht

So wie bei uns das Wörtchen Gericht im nicht-rechtlichen Bereich auch eine andere Bedeutung hat, so weist auch das Wörtchen court neben der „Stätte“, in der Recht gesprochen wird, u.a. noch die Bedeutung des Tennisplatzes auf. Zwar wird in den USA sowie im UK von court gesprochen, wenn es um Gerichte geht, der Instanzenzug selbst hat dennoch gravierende Unterschiede. So ist in England z.B. das Erstgericht oftmals der Magistrates‘ Court, welcher mit dieser Bezeichnung in den USA nicht existiert.

13. (The) Court of Appeal (UK/US) = Appellationsgericht/Berufungsgericht

Das in London befindliche Berufungsgericht für England und Wales gehört wie der Crown Court und High Court of Justice zu den Senior Courts of England and Wales. Dieser recht royalistisch anmutende Terminus bedeutet lediglich, dass diese courts über den unteren Gerichten (County Court und Magistrates‘ Courts) stehen, sich aber unter dem Supreme Court befinden. Aufgeteilt ist der Court of Appeal in zwei divisions: in eine strafrechtliche und zivilrechtliche division. Die einzige Aufgabe des Court of Appeal ist es, Berufungen von anderen courts und tribunals zu klären. In den USA gibt es auf Federal State-Ebene und Federal-Ebene Appellationsgerichte. 40 der 50 Bundesstaaten haben ihren eigenen Court of Appeal, auf Bundesebene sind die sog. United States Courts of Appeal auf elf Bezirke verteilt, so weist bspw. der zweite Bezirk drei Federal States auf, die auf Bundesebene dem United States Court of Appeal in New York City unterstellt sind.

14. Criminal Trial (UK/US) = Strafprozess

Innerhalb des common law, welches das Rechtswesen des UKs und der USA maßgeblich prägt, haben sich bestimmte Schritte herausgebildet, die je nach trial auch anders gewichtet sein können. Klassischerweise sind es sieben Schritte, die unseres Erachtens von einer Art Vorstufe vorausgegangen werden. Die Vorstufe befasst sich mit der Suche und Bestätigung der Jury-Mitglieder, die aus der Mitte der Bevölkerung stammen. Gegen die Pflicht ein Jury-Mitglied zu sein, kann nur in Ausnahmefällen vorgegangen werden; sie ist schlichtweg eine Verpflichtung hohen Grades. Die weiteren sieben Schritte, die nochmals in drei Sinnabschnitte unterteilt werden könnten, sehen wie folgt aus:

  • Erster Abschnitt: Nach dem 1) Eröffnungsplädoyer (opening statements) folgt die 2) Beweisaufnahme und danach das 3) Schlussplädoyer (closing argument).
  • Zweiter Abschnitt: 4) Rechtliche Zusammenfassung und Erklärung, insbesondere für die Jury, 5) Beratung der Jury und 6) Verkündung der Jury-Entscheidung (verdict / nicht judgment!).
  • Dritter und letzter Abschnitt: 7) Richterurteil (judgment).

15. Cross-examination (UK/US) = Kreuzverhör

Das aus Film und Fernsehen bekannte Kreuzverhör ist ein Element, was selbst Rechtslaien wohl bekannt ist. Aufgrund des doch häufigen Einbaus dieser Gerichtsmethodik in vielen US-amerikanischen Krimi- und Gerichtsserien ist so manchem Laien schon die Frage in den Kopf gekommen, ob es denn sowas nicht auch in Deutschland gibt? Ja, die gibt es! § 239 I, II StPO. Nur ist diese Variante etwas weniger gebräuchlich und für den eigentlichen Prozess mit nicht allzu großer Wichtigkeit behaftet als man zunächst glauben mag. Anders als im deutschen Strafprozess ist in den USA nämlich das Kreuzverhör die relevanteste gerichtliche Beweisaufnahme, was sich bereits daran zeigt, dass in den USA die Parteien eine lautere bzw. einnehmendere Rolle spielen als die Richter:innen selbst (adversarial system).

Warum es Kreuzverhör heißt, erkennt man erst, wenn man sich den Befragungsakt schematisch aufzeichnet: der/die Verteidiger:in befragt zunächst eine:n Zeug:in als erstes (examination in chief = die „Partei“, die die Zeug:innen ins Spiel bringt, darf zuerst fragen, to cross-examine = jmd. ins Kreuzverhör nehmen), danach folgt im Strafprozess der:die Staatsanwält:in. Auf der anderen Seite passiert das Gleiche; der:die Staatsanwält:in befragt ihre Zeug:innen zuerst, danach folgt die Verteidigung. Zeichnerisch entsteht nach der letzten Befragung ein wundervolles Kreuz.

16. Defendants (UK/US) = Beklagt:innen / Angeklagt:innen

Dieses Wörtchen ist recht mannigfaltig. Man findet es im strafprozessrechtlichen sowie zivilprozessrechtlichen Sektor. Entweder tituliert es eine Person, die einer Straftat beschuldigt wird, oder es beschreibt eine natürliche Person oder juristische Person (entity), die von einem:r Kläger:in (u.a. USA, Irland: plaintiff, in England und Wales: claimant) zivilrechtlich verklagt wurde. Andere Bezeichnungen für den einen oder anderen Sektor wäre accused (grundsätzlich austauschbar mit defendant im Strafprozess) und respondent (austauschbar mit defendant im Zivilprozess).

17. Felony (US) = Straftat

In den USA kennt man die Unterscheidung zwischen felony und misdemeanor (Vergehen, s.u.). Dabei meint felony eine Straftat, die äußerst schwerwiegend ist (z.B. Mord, engl. murder). Der Terminus selbst ist oft mit anderen Worten verbunden, um noch mehr Präzision auszudrücken. Dies ist bei felony murder (bspw. wenn eine Person im Rahmen eines Raubes stirbt) der Fall. Im UK gibt es z.T. die Unterscheidung zwischen summary offences (bspw. auch Ordnungswidrigkeiten) und indictable offences (Straftaten, die lange Gefängnisstrafen mit sich führen).

18. Habeas Corpus (UK/US) = Richtervorbehalt bei Freiheitsentziehung

Im englischen Rechtsraum ist diese Garantie seit dem 17. Jh. bekannt und mit einer wichtigen staatlicherklärten Bedingung einhergehend. Sie ist nämlich ein Bollwerk gegen willkürliche Freiheitsentziehungen, da Verhaftete zügig einem:r Richter:in vorgeführt werden müssen (UK: in der Regel nach 24 Stunden, in manchen schwerwiegenden Fällen kann es auch bis zu 96 Stunden andauern).

In den USA beschreibt dieser latinisierte Terminus einen Rechtsbehelf, der initiiert werden kann, wenn bei einem Inhaftierten vermutet wird, dass Recht und Gesetz nicht geachtet wurde und dieser dringend vor einem Gericht Rechenschaft ablegen sollte. Eine derartige Garantie hat in Deutschland in modifizierter Weise den Weg ins Grundgesetz gefunden.

19. Hearsay (Evidence) (UK/US) = Hörensagen als Beweis

Spätestens seit dem spektakulären US-amerikanischen Rechtsprozess zwischen Amber Heard und Johnny Depp kennt man diesen Ausspruch, der von der jeweiligen Gegenpartei (hier: von den Rechtsanwält:innen) kommen kann, wenn es sich um keine beweisbaren, sondern gerüchtartige Aussagen seitens der Gegenpartei vor Gericht handelt. Wenn Zeug:innen die Sache nicht wirklich sahen, sondern jene nur aus Gesprächen anderer erfahren haben, handelt es sich um ein klassisches Hörensagen, was grundsätzlich nicht als Beweis dienlich ist. In den USA wird hier dann meist mit der formelhaften Aussage „Objection, hearsay!“ interveniert.

20. Judgment (UK/US) = Urteil

Hier beginnen wir zunächst mit der elendigen Frage, ob es nun judgement oder judgment heißt. Wer hier nun an eine länderspezifische Unterscheidung denkt, hat grundsätzlich recht. Das Wörtchen judgement findet man eher im britischen Raum, wobei hier kein rechtliches, sondern z.B. ein allgemeines Urteil gemeint ist. Judgment wiederum ist im britischen wie auch im US-amerikanischen Sektor als (Rechts-)Urteil bekannt.

21. Jury (UK/US) = Die Geschworenen

Im angelsächsischen Rechtssystem gibt es eine Besonderheit, die es so in Deutschland seit den 1920er nicht mehr gibt: das Geschworenengericht. Hier ist die Idee klar darauf gerichtet, dass in gewissen Fällen aus der Mitte der Bevölkerung heraus gerichtet und entscheiden werden soll. Nicht nur die Richter:innen sollten die Befugnis haben, „Gerechtigkeit“ walten zu lassen, sondern auch die laienhaften Bürger:innen, die hier einen Mitmenschen genauer unter die Lupe nehmen und ihm ggf. den Schuldspruch entgegenbringen (criminal case verdict: guilty or not guilty). In England und auch in den Staaten besteht die Jury grundsätzlich aus 12 Personen. In Schottland ist die Zahl der Geschworenen um nochmals drei erweitert.

22. Law(suit) (UK/US) = u.a. zivilrechtliche Klage

Eine solche zivilrechtliche Klage (auch legal action), die von einem:r Kläger:in (plaintiff) ausgeht, um den Beklagten (defendant, respondent) bspw. wegen einer failed duty zum Ausgleich zu bringen, fußt auf einer complaint (Klageschrift). In der Serie Suits wird mit diesem Begriff ein schönes Wortspiel betrieben. Einerseits ist suit die zivilrechtliche Klage, andererseits auch der Anzug. Harvey Specter, der in der Serie als Protagonist auftritt, liebt es daher nicht nur zu klagen, sondern auch seine Anzüge teuer einzukaufen und zu präsentieren.

23. Miranda Warning (US) = eine bestimmte Rechtsbelehrung

Die Miranda Warning kennt man zwar nicht unter ihrem Namen, doch der Inhalt ist selbst so manchem Kind bekannt, wenn es denn in den Genuss eines US-amerikanischen Krimis gekommen ist: „You have the right to remain silent, anything you say can and will be used against you…“. Aufgekommen ist diese verpflichtende Rechtsbelehrung in den 1960er Jahren, als vom Supreme Court bestätigt wurde, dass eine Person mit dem Nachnamen Miranda, vor seiner Verhaftung (arrest) und Verurteilung (conviction) nicht über seine Rechte aufgeklärt wurde.

24. Misdemeanor (US) = Vergehen, weniger schwerwiegende Tat

Eine direkte Vergleichbarkeit mit dem Begriff summary offences, wie er bspw. in England und Wales verwendet wird, ist nicht so einfach. Oftmals handelt es sich bei summary offences um Taten, die sogar unter einem misdemeanor stehen, wobei es generell schwierig wird, da England und Wales die Unterscheidung zwischen felony und misdemeanor 1967 abgeschafft haben. In den USA subsumiert man misdemeanor unter anderem widerrechtliches Betreten (trespassing), kleinere Drogendelikte (narcotics offenses), Bagatelldiebstähle (petty theft) und vieles mehr.

25. Paralegal (UK/US) = Rechtsassistent:innen

Spätestens seit der Serie Suits sollte man das Wort paralegal schon einmal gehört haben. Rachel Zane war nämlich vor ihrer Tätigkeit als attorney ein paralegal, was so viel bedeutet, dass sie als eine Rechtsfachkraft agierte, die als Support für die anderen Rechtsanwält:innen in der Großkanzlei diente. Auch wenn der Begriff meist nur mit den Staaten in Verbindung gebracht wird, gibt es diesen auch im UK. Erfahrene paralegals können hier bis zu 40.000 Pfund verdienen. Das Durchschnittsgehalt von paralegals in den Staaten liegt bei fast 57.000 Pfund. Ein großer Unterschied zu den Rechtsanwaltfachangestellten und Rechtsfachwirt:innen, die in Deutschland noch immer um eine faire Bezahlung kämpfen.

26. Plaintiff (US) = Kläger:in

Wie bereits oben schon mehrfach erwähnt, ist das Wörtchen plaintiff insbesondere in den Staaten mit der deutschen Bedeutung Kläger:in zu übersetzen. In England und Wales sprechen wir seit Ende der 1990er vom claimant und in Schottland gibt es den pursuer. Die letzte Bezeichnung ist insoweit interessant, da die Bedeutung von to pursue sth. zwar mit „nach etwas streben“ übersetzt werden könnte, aber to pursue im rechtlichen Rahmen mit „die Verfolgung aufnehmen“ ins Deutsche transferiert wird. Diese Übersetzung erinnert stark ans Strafrecht und nicht ans Zivilrecht.

27. Prosecution (UK/US) = Staatsanwaltschaft

Zu den Strafverfolgungsbehörden in Deutschland gehört neben der Polizei auch die Staatsanwaltschaft. In England und Wales ist letztere der CPS, ausgeschrieben: The Crown Prosecution Service. Die Aufgaben dieser Behörde ist, den Ermittlungsbehörden rechtliche Instruktionen zu geben, über Anklage oder Nichtanklage zu entscheiden und die Strafprozesse vor gewissen Gerichten in Gang zu setzen, so z.B. vor dem Magistrates‘ Court. In den USA werden die Staatsanwält:innen, die auf lokaler bzw. regionaler Ebene State Criminal Law durchsetzen meist District Attorney genannt und jene, die auf lokaler bzw. regionaler Ebene Federal Law durchsetzen, als United States Attorneys bezeichnet. Ein interessanter Aspekt ist, dass die meisten District Attorneys, je nach Staatsgesetz (in Alaska bspw. werden diese ernannt), von regionalen Voters erwählt werden.

28. Rebuttable presumption (UK/US) = Widerlegbare Vermutung

Dieser rechtliche Terminus wird oft im Zusammenhang mit der in den Staaten äußerst präsenten Annahme in Verbindung gebracht, dass Angeklagte (defendant) so lange als unschuldig gelten, bis sie (durch eine Jury oder durch einen Judge) für schuldig befunden werden. Es ist somit eine Vermutung, die im Laufe des Prozesses u.a. durch die Beweisaufnahme (taking of evidence) und der Einschätzung der Jury (verdict) widerlegt werden kann. Der Terminus existiert auch im Zivilrecht, hier z.B. im Bereich des Familienrechts.

29. Supreme Court of the United States (US) = US-amerikanisches Verfassungsgericht

Die Gewaltenteilung, die u.a. von John Locke erdacht wurde, ist in Deutschland nicht voll und ganz vorhanden. In vielerlei Hinsicht haben wir in Deutschland eine sog. Gewaltenverschränkung, was z.B. dadurch zum Vorschein kommt, dass die Kanzler:innen gleichzeitig Teil des Bundestags und der Bundesregierung sein können. Lediglich die deutsche Judikative ist von einer solchen Verschränkung distanziert. In den USA ist das Muster der Gewaltenteilung etwas strikter umgesetzt. Doch warum dieses Vorgeplänkel? Die Kategorisierung beider Gerichte sollte klarwerden:

Der U.S. Supreme Court ist genauso wie das Bundesverfassungsgericht in Deutschland Teil der judicial power (Judikative) und unabhängig von den anderen beiden Gewalten. Ein direkter Vergleich ist aber kaum möglich, da die Aufgaben und Zuständigkeiten beider Gerichte auseinandergehen. Einer der nennenswertesten Unterschiede ist, dass der U.S. Supreme Court am Ende eines Instanzenzuges kommt (Superrevisionsinstanz) und das Bundesverfassungsgericht keinem Instanzenzug de iure angehört. Ein weiterer Unterschied, der in den letzten Monaten wieder viele Debatten aufgeworfen hat, ist die Amtszeit der einzelnen Richter:innen. Das deutsche Bundesverfassungsgericht sieht eine begrenzte Amtszeit von zwölf Jahren vor, beim U.S. Supreme Court hat man das Amt bis zum Tod inne. Im UK nennt sich das höchste Appellationsgericht The Supreme Court of the United Kingdom.

30. Witness (UK/US) = Zeug:innen

Wie in fast allen Rechtssystemen sind auch im anglo-amerikanischen Bereich Zeug:innen äußerst bedeutsam für den Strafprozess (criminal trial, s.o.). Im Normalfall werden die Personen – egal ob Übersee oder Europa – zur Beweisführung in einen gesonderten Bereich innerhalb des Gerichtssaals geschickt (to take the stand = den Zeugenstand betreten). Im UK spricht man von der witness box und in den Staaten meist vom witness stand. Für die Zeugenaussage selbst gibt es ebenfalls wieder verschiedene Bezeichnungen. Eine der Bekanntesten ist testimony.


[1] WICHTIG: Wir haben uns hier zur Vereinfachung für die Bezeichnung UK (United Kingdom) entschieden, wobei es natürlich sein kann, dass gewisse Bezeichnungen sich von Land zu Land unterscheiden (bspw. gibt es in Schottland aufgrund eines Mixed Systems oftmals andere Termini als in England oder Wales). Bestimmte, signifikante Unterschiede, wie z.B. beim Wort claimant (England/Wales) und pursuer (Schottland), wurden beim jeweiligen Terminus mitgenannt.

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