YouTuber muss 480.000 Euro wegen illegaler Glücksspielwerbung in sozialen Medien zahlen

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Der 24-jährige Ron Bielecki schaute wohl nicht schlecht aus der Wäsche, als er den Brief des Amtsgerichts Tiergarten (Berlin) öffnete und einen Strafbefehl (§ 409 ff. StPO) in Höhe von einer knappen halben Millionen Euro darin vorfand. Das Gericht war dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Erlass eines Strafbefehls von 120 Tagessätzen à 4.000 Euro nachgekommen.

Illegale online-Glücksspielwerbung

Der nicht unumstrittene YouTuber und Influencer Bielecki hatte sich in der Vergangenheit mehrfach beim Besuch und Bespielen des virtuellen Kasinos Stake auf Twitch gezeigt. Influencer:innen möchten dadurch (angeblich) den Ottonormalverbrauch:innen zu Ruhm und Reichtum verhelfen. Ihre Tipps und Tricks helfen jedoch meistens nur ihrem eigenen Geldbeutel. Seine Streams im Online-Kasino kennzeichnete Bielecki als „Werbung“ bzw. „Anzeige“.

Die Machenschaften auf Twitch riefen jedoch die Staatsanwaltschaft Berlin auf den Plan, die deshalb im Juni 2022 anfing, gegen den Streamer zu ermitteln. In Deutschland ist für das Bewerben von (Online-)Kasinos nämlich eine Genehmigung notwendig, §§ 4ff. Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland, die Bielecki nicht besitzt. Zudem ist das Werben für Online-Kasinos mit Sitz im Ausland gar nicht erst genehmigungsfähig. Und das Unternehmen, das hinter Stake steckt, hat seinen Sitz auf der Karibikinsel Curaçao.

Die “Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels” steht gem. § 284 StGB unter Strafe. Wer sich an einem unerlaubten Glücksspiel beteiligt, macht sich nach § 285 StGB strafbar. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Influencer vor, von Oktober 2021 bis Mai 2022 insgesamt 51 Mal an illegalen Glücksspielen bei Online-Kasinos teilgenommen zu haben und „jedenfalls 37 Mal auf den von ihm betriebenen Kanälen für diese Werbung” gemacht zu haben. Das Amtsgericht Tiergarten hat deswegen gegen Bielecki einen Strafbefehl erlassen.

Auf Twitch, einer Video-Streaming-Plattform, besitzt Bielecki über 123.000 Follower:innen; bei Instagram folgen ihm sogar 637.000 Menschen.

Für was ist der Youtuber eigentlich bekannt?

Bielecki erlangte nach seiner Umwandlung von einem Moppelchen in einen durchtrainierteren und – laut Hörensagen – humorvollen jungen Mann insbesondere durch ein Ritual, das er „den Tornado zünden“ nannte, größere Bekanntheit in den sozialen Medien. Einfach beschrieben ist das eine Methode größere Mengen an Alkohol zu konsumieren. Hier, nachdem man eine Flasche mehrfach dreht, damit durch den Unterdruck eine Art Tornado entsteht. Der Bekanntheitsgrad des Influencers steigerte sich auch durch ein Musikvideo über eben jene Praktik mit dem bekannten Ballermann-Sänger Ikke Hüftgold (bürgerlich: Matthias Distel aus Limburg). Abgesehen davon verdient er sein Geld mit weiterer Werbung für diverse Dinge auf den Plattformen der sozialen Medien. Auch offline ist der junge Mann unterwegs, zB als Markenbotschafter für eine Erotikmesse.

Die Staatsanwaltschaft nahm die eigenen Angaben Bieleckis zum Anlass die Höhe des Strafbefehls zu bestimmen und erklärte: „Grundlage dafür waren die Bekundungen des Angeschuldigten, der 2022 auch als Markenbotschafter einer Erotikmesse fungierte, zur Höhe seiner Einnahmen in den sozialen Medien, bei denen zu seinen Gunsten noch ein Abschlag vorgenommen wurde“.

Ist der Tornado noch aufzuhalten?

Einen noch unschöneren Skandal leistete sich Bielecki auf einem Konzert von Rammstein letzten Sommer. Dort startete der YouTuber plötzlich im angetrunkenen Zustand einen Live-Stream auf Instagram und brüllte einen Security-Mann an: “Wir müssen uns mit so Geringverdienern nicht abgeben! Was verdienst du denn im Monat? 1500 Euro!! Die pisse ich raus, du Geringverdiener!” Die weiteren Details ersparen wir Euch. Die im Anschluss folgende Entschuldigung des mehr oder weniger reuigen Bielecki lautete zusammenfassend wie folgt: “Hatte 2-3 Bierchen zu viel intus und habe Sachen gesagt, die falsch verstanden wurden.”

Der, laut eigenen Angaben, superreiche Bielecki hat gegen den Strafbefehl Einspruch eingelegt. Zum Nachlesen bitte § 411 StPO aufschlagen (examensrelevant!). Das bedeutet, dass sich nun ein Gericht mit der Angelegenheit befassen muss. Der Termin für die Hauptverhandlung ist noch nicht bekannt. (Zur Übung mal das zuständige Gericht herausfinden; Lösung gibt’s beim ersten Update des Artikels.) Wie es für den Tornado ausgehen wird, steht in den Sternen. Was jedoch noch bekannt ist: Dass er gegen einen weiteren Strafbefehl in Höhe von 8.000 Euro wegen Beleidigung ebenfalls Einspruch eingelegt hat. Wir bleiben für Euch dran!


Pressemitteilung: https://www.berlin.de/
Fundstelle: https://www.wiwo.de/

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