Gute-Nacht-Geschichten aus dem Gefängnis

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Unter den rund 40.000 Strafgefangenen, die im Jahr 2022 in den deutschen Justizvollzugsanstalten einsaßen, befinden sich auch Mütter und Väter. Die Trennung von der eigenen Familie – und vor allem dem eigenen Kind – stellt für Häftlinge eine große Herausforderung dar. Ein Projekt will hier Abhilfe schaffen und ermöglicht Müttern und Vätern aus dem Gefängnis heraus Gute-Nacht-Geschichten für ihre Kinder aufzunehmen.

Über 90 Prozent der Gefangenen in Deutschland sind Männer. Jeder dritte Strafgefangene ist zwischen 30 und 39 Jahre alt. Ein Alter, in dem man normalerweise eine Familie gründet und die Zeit mit den eigenen kleinen Kindern genießt. Dabei sind Freiheitsstrafen von unter einem Jahr selten. Die meisten Gefangenen verbringen ein bis fünf Jahre im Gefängnis. Und verpassen so auch einen entscheidenden Teil der Entwicklung ihrer Kinder. Gerade eine feste Partnerschaft und ein enger Kontakt zu Familie und Freund:innen sind aber gut für die Resozialisierung. Wer weiterhin auf die Unterstützung seiner Familie zählen kann, wird seltener wieder straffällig.

Resozialisierung durch Kontakt zur Familie

Daran knüpft das Projekt „Ich lese für dich. Gute-Nacht-Geschichten aus dem Gefängnis“ an. Elternteilen, die eine Gefängnisstrafe absitzen, soll dabei geholfen werden, ihren Kindern Gute-Nacht-Geschichten vorzulesen. Dazu wählen die Gefangenen ein Kinderbuch aus und besprechen dann im Gefängnis eine CD mit der Geschichte. Die CD wird dann an das Kind verschickt, das die CD zu Hause abspielen kann.

Das Projekt wurde von dem gemeinnützigen Verein Hoppenbank e.V. initiiert, der seit 1971 Strafgefangene in Bremen unterstützt. Der Verein bietet außerdem Hilfe für haftentlassene und von Haft bedrohte Menschen in allen Fragen ihrer sozialen und beruflichen Integration an.

„Ich lese für dich. Gute-Nacht-Geschichten aus dem Gefängnis“ wird im etwa 4-monatigen Turnus im geschlossenen Frauenvollzug und im geschlossenen Männervollzug in der Justizvollzugsanstalt Bremen realisiert. Die Bücher, welche die Eltern vorlesen können, werden den Gefangenen aus dem Bücherbestand der Stadtbibliothek Bremen zur Verfügung gestellt. Die vorgelesenen Texte werden von einer Tontechnikerin aufgenommen – nach Wunsch auch mit einem persönlichen Grußwort an das Kind. Die fertige CD mit der Gute-Nacht-Geschichte wird dann an das Kind verschickt.

Gefördert wird das Projekt unter anderem durch den Europäischen Sozialfonds Plus und die LOS-agentur. Das technische Equipment wurde durch Radio Weser.TV zur Verfügung gestellt.

Auch wenn in der Bevölkerung allgemein nicht viel Verständnis für Gefängnisinsassen vorherrscht, ist dieses Projekt ein gelungener Beitrag zur Integration. Auch in Bayern, Hamburg (“Papas Brieftaube – Geschichten überwinden Mauern“) und Berlin gibt es ähnliche Projekte.


Weitere Informationen: https://www.hoppenbank.info/

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