Die Freie Universität Berlin schafft ihre Professur für Strafrecht und Geschlechterforschung ab. Diese hat bisher Prof. Dr. Christine Morgenstern inne. Studierende und Mitglieder des Fachbereiches demonstrierten am 16. Mai gegen die Streichung. Organisiert wurde die Demo von den Kritischen Jurist*innen der FU.
Die Juristische Fakultät der Freien Universität Berlin beherbergt rund 2.700 Jurastudierenden und 23 Lehrstühle. Allerdings sind nur sechs der Professuren von Professorinnen besetzt. Eine Besonderheit stellte seit Mai 2021 mit Sicherheit die Professur für Strafrecht und Geschlechterforschung von Prof. Christine Morgenstern dar.
Prof. Dr. Morgenstern promovierte 2002 zum Thema: „Internationale Standards für ambulante Strafen und Maßnahmen“ und erhielt hierfür den Promotionspreis der Universität Greifswald. Bis 2011 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kriminologie in Greifswald, bevor sie 2016 ihre Habilitationsschrift mit dem Titel „Die Untersuchungshaft. Eine Untersuchung unter rechtsdogmatischen, kriminologischen, rechtsvergleichenden und europarechtlichen Aspekten“ einreichte. Ihr wurde die Lehrbefugnis für Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie, Europäisches Strafrecht und Strafrechtsvergleichung verliehen.
Gender and Crime
Neben Vorlesungen zum Strafrecht bot Prof. Morgenstern an der FU Berlin unter anderem auch ein Seminar mit dem Titel „Gender and Crime“ an. In den vergangenen Semestern gehörten zu den von ihr angebotenen Schlüsselqualifikation die Veranstaltungen „Feministische Perspektiven auf Rechtstheorie und Praxis“ und “Geschlecht im Recht/Recht gendersensibel betrachtet”.
Die Professur für Strafrecht und Geschlechterforschung soll jetzt jedoch ersatzlos gestrichen werden. Hintergrund ist, dass Frau Prof. Morgenstern einen Ruf auf eine unbefristete Professur an der Universität Bochum erhielt. An der FU Berlin hatte sie, wie besonders viele nicht-männliche Professor:innen, lediglich eine befristete Stelle inne. Es gab keine Pläne, diese Professur zu entfristen. Die FU Berlin führte dafür finanzielle Gründe an.
Jurastudierende gegen Streichung
“Wenn die Freie Universität diese Stelle streicht, verlieren wir eine unerlässliche Professur für moderne und zeitgemäße Lehre. Frau Prof. Morgenstern wird als engagierte Professorin eine große Lücke an unserem Fachbereich hinterlassen. Der Forschungszweig Geschlechterforschung wächst nach wie vor und wird sowohl wissenschaftlich als auch gesellschaftlich relevanter. Es ist bezeichnend, dass die Freie Universität sich einem so relevanten Forschungsgebiet entzieht und die Einbußen in der Forschung hinnimmt”, so Milena Venn, Studentin am Fachbereich Rechtswissenschaften.
Mit dem Verlust von Prof. Morgenstern fällt der Anteil weiblicher Hochschullehrerinnen auf unter 25 Prozent. “Das ist ein großer Rückschritt in der eh schon männlich dominierten Universitätslandschaft. Indem die Freie Universität Lehrstühle zur Genderforschung streicht und Professorinnen aus ihrem Betrieb drängt, offenbart sie, dass ihre Diversity-Kampagnen nicht mehr als inhaltslose Selbstinszenierungen sind”, heißt es in der Pressemitteilung der Kritischen Jurist*innen der FU, die JURios vorliegt.
Inzwischen gibt es auch eine Petition gegen die Streichung.