„Spannungsfeld Männlichkeit“ – ein Drittel aller jungen Männer billigen Gewalt gegenüber Partnerin

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Gewalt gegen Frauen im Allgemeinen – aber vor allem auch partnerschaftliche Gewalt – sind in Deutschland auch im 21. Jahrhundert noch ein großes Problem. Dies bestätigte erneut eine Studie im Auftrag von „Plan International“ mit dem Titel „Spannungsfeld Männlichkeit“.

Eine von drei Frauen und Mädchen erleben in ihrem Leben mindestens ein Mal körperliche oder sexualisierte Gewalt. Das ergab in der Vergangenheit bereits eine Studie der Weltgesundheitsorganisation. Damit stellt Gewalt als eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen dar. Weltweit sind 736 Millionen Frauen davon betroffen.

In Deutschland ergab eines Umfrage des Bundesfamilienministeriums 2004, dass „mindestens jede vierte in Deutschland lebende Frau schon einmal körperliche oder sexuelle Gewalt durch einen Beziehungspartner erlebt hat.“

“Junge Männer” zwischen 18 und 35 Jahren

Die Studie von Plan International geht jetzt den umgekehrten Weg und befragt junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren. Dabei ging es nicht nur um deren Frauenbild und Gewaltbereitschaft, sondern auch um andere Themen. Die Ergebnisse der Studie sind erschütternd, decken sich jedoch mit den Zahlen der weiblichen Gewaltopfer und den Ergebnissen der polizeilichen Kriminalstatistik.

Mehr als ein Drittel der befragten Männer (34 Prozent) gibt an, dass sie gegenüber Frauen schon mal handgreiflich werden, um ihnen Respekt einzuflößen. Für jeden dritten Mann (33 Prozent) ist es akzeptabel, wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin „gelegentlich die Hand ausrutscht“. Dies stellt juristisch betrachtet nichts anderes als eine Körperverletzung gem. § 223 StGB dar. Ein Drittel aller jungen Männer finden es also in Ordnung, gelegentlich zum Nachteil ihrer Partnerin eine Körperverletzung zu begehen.

Das ist erschütternd – jedoch wenig verwunderlich, wenn man sich das dahinterliegende Frauenbild und das dazugehörige Rollenverständnis ansieht.

Verkrustetes Rollenbild und Billigung von Gewalt

Die Hälfte der Männer (50 Prozent) möchte keine Beziehung mit einer Frau eingehen, die viele Sexualpartner hatte. Gleichzeitig reizt es 37 Prozent der Befragten, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen (Hypokrit, much?). 47 Prozent der Befragten meinen, aufreizendes Verhalten aufseiten von Frauen dürfe als Aufforderung verstanden werden. Das deckt sich mit dem oft geäußerten Argument „Frauen in Miniröcken“ seien an ihrer Vergewaltigung (oder auch sexuellen Belästigung) „selbst schuld“. Auch in der aktuellen Debatte rund um die Vorwürfe gegen die Band Rammstein wird im Internet häufig geäußert, wer auf eine after show party ginge, müsse damit rechnen, KO-Tropfen eingeflößt und vergewaltigt zu werden.

Dementsprechend ist fast die Hälfte aller jungen Männer außerdem der Meinung, sie hätten in der Beziehung oder Ehe das letzte Wort bei Entscheidungen. 39 Prozent der jungen Männer möchten zudem, dass ihre Partnerin die eigenen Ansprüche zurückstellt, um ihnen den Rücken freizuhalten.

Doch nicht nur Frauen leiden unter derartigen Rollenvorstellungen. Auch andere Minderheiten müssen um ihre Sicherheit und körperliche Unversehrtheit fürchten. So geben fast die Hälfte (48 Prozent) an, dass es sie stört, wenn homosexuelle Männer ihr „Schwulsein in aller Öffentlichkeit zeigen“. Auch Männer werden unter Umständen so Opfer von männlichen Tätern. Beispielsweise, am Rande des Christopher Street Days.

Die Umfrage macht deutlich, dass von jungen Männern ein nicht zu unterschätzendes Agressions- und Gewaltpotential ausgeht. Das spiegelt sich auch regelmäßig in den polizeilichen Kriminalstatistiken wieder. So werden Gewaltdelikte überdurchschnittlich oft von männlichen Tätern zu Lasten von weiblichen Opfern begangen. Täter ist gerade bei den Sexualdelikten aber in den seltensten Fällen „der große Unbekannte“ oder „der Flüchtling“, sondern in den weit überwiegenden Fällen der (Ex-)partner oder ein Verwandter oder Freund/Bekannter des Opfers.

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