Kuriose Rechtsnachrichten gibt es zur Genüge – wie unser online Magazin JURios zeigt. Doch skurrile Urteile werden nicht nur von deutschen Gerichten fabriziert. Hier wollen wir Dir weitere kuriose Entscheidungssammlungen aus dem englischsprachigen Raum zeigen.
Lawhaha
Zu den bekanntesten Websites gehört mit Sicherheit der Blog Lawhaha.com. Auch wenn das Design der Seite an die 90er-Jahre erinnert, bietet der Blog doch beste Rechtsunterhaltung auf höchstem Niveau. Lawhaha.com wurde im Jahr 2001 von dem Juristen Andrew J. McClurg geründet. Er war Inhaber des Herbert Herff-Lehrstuhls für Rechtswissenschaften an der University of Memphis Cecil C. Humphreys School of Law und ist inzwischen emeritiert. Neben zahlreichen Fachpublikationen ist er unter anderem der Autor des Buches „The Law School Trip (the insider’s guide to law school)“.
Nach eigenen Angaben ist die Website “your one-stop trustworthy source for large archives of legal humor in a variety of categories, including Strange Judicial Opinions, Funny Law School Stories, Weird Warning Labels, and much more. It’s written for everyone, legal professionals and non-legal folks alike.” In verschiedenen Kategorien teilt McClurg Kuriositäten aus den Rechtswissenschaften. So beispielsweise „Legal Oddities“, „Law School Stories“ und „Strange Judicial Opinions”.
So berichtet McClurg unter anderem welche kuriosen Auswirkungen eine Sonnenfinsternis auf das Rechtswesen haben kann. In einem Artikel geht es um den Antrag eines stellvertretenden US-Staatsanwalts, einen Prozess zu verschieben, weil ein Zeuge im Voraus für eine Reise bezahlt hatte, um die Sonnenfinsternis am 21. August 2017 in ihrer Gesamtheit sehen zu können. Der Antrag wurde vom zuständigen Richter abgelehnt. Doch das ist nur eine der vielen Kuriositäten, die sich auf Lawhaha.com finden lassen.
Lowering the Bar
„Lowering the Bar” (zu Deutsch: “die Messlatte tiefer legen“ und gleichzeitig ein Wortspiel mit “bar”) ist der 2006 gegründete Blog des US-Rechtsanwalt Kevin Underhill, der Partner in einer Kanzlei in San Francisco ist. Zu den Kategorien auf seinem Blog gehören die verschiedenen Rechtsgebiete (Civil, Crime), aber auch die unterschiedlichen juristischen Berufszweige.
Zu einem der aktuellen Einträge auf der Website gehört die Geschichte eines Mannes aus Fairbanks mit chinesischen Wurzeln, der auf einer chinesischen Social Media Seite für geführte Jagdausflüge warb, bei denen auch Bären geschossen werden sollten. Das ist in Alaska jedoch strengstens verboten, weswegen der U.S. Fish and Wildlife Service die Ermittlungen aufnahm. Dieser fand mit Hilfe von Undercover-Agenten unter anderem heraus, was auf den Jagdausflügen noch alles angeboten werden sollte:
“During the drive Liang offered to buy a bear gall bladder from [one of the agents] if their hunt was successful. State of Alaska law prohibits the sale of bear parts. Liang also offered to provide prostitutes to the [agents] during their hunt.”
Diese und viele weitere kuriose Geschichten finden sich auf www.loweringthebar.net.
Law and the Multiverse
Der Blog “Law and the Multiverse” bedient die speziellen Interessen derjenigen, die sich gerne mit „Law and Literature“ auseinandersetzen. Der Blog wird von dem US-Rechtsanwalt James Daily betrieben, der für das Center for Empirical Research in the Law der Washington University in St. Louis arbeitet. Im Gegensatz zu anderen humorvollen “Blawgs” setzt sich Law and the Multiverse mit fiktiven Rechtsfragen aus fiktiven Superheldengeschichten auseinander. Daily ist außerdem Autor des Buches „The Law of Superheroes“.
In der Selbstbeschreibung des Blogs heißt es dazu: “If there’s one thing comic book nerds like doing it’s over-thinking the smallest details. Here we turn our attention to the hypothetical legal ramifications of comic book tropes, characters, and powers. Just a few examples: Are mutants a protected class? Who foots the bill when a hero damages property while fighting a villain? What happens legally when a character comes back from the dead? You’ll find the answers to all of these questions and more right here!”
The Legal Geeks
Unter thelegalgeeks.com diskutieren die US-Anwält:innen Jessica Mederson, Esq. und Joshua Gilliland, Esq. über rechtliche Begebenheiten in Filmen und Serie. So beispielsweise zur Frage, ob Mandalor (Star Wars) eine direkte oder repräsentative Demokratie ist oder zu den Foltervorwürfen in Secret Invasion (Marvel). Die Beiträge zum fiktiven Recht erscheinen dabei nicht nur als Artikel, sondern auch als Videos und Podcasts. Oft laden die beiden Anwält:innen auch Gäste ein, mit denen sie diskutieren.
Legal Cheek
Legal Cheek ist die meistgelesene juristische Website im Vereinigten Königreich. Es handelt sich dabei um keinen reinen Fun-Blog, doch viele Beiträge sind humorvoll geschrieben. Legal Cheek ist in den sozialen Netzwerken sehr aktiv und richtet sich gezielt an ein junges Publikum. Neben Rechtsnachrichten aus dem Vereinigten Königreich berichtet die Seite auch über Studentenveranstaltungen, Karrieremessen und Konferenzen zur juristischen Aus- und Weiterbildung.
Zum humorvollen Ansatz gehört beispielsweise ein Artikel über den Hitsong „No body no crime“ von Taylor Swift. Schließlich kann man diesen wunderbar juristisch analysieren!
Above the Law
Das online Magazin “Above the Law” ist strenggenommen kein Schenkelklopfer-Blog. Stattdessen werfen die Autor:innen einen Blick hinter die Kulissen der Welt des Rechts. Die Website bietet Nachrichten und Einblicke in die schillerndsten Persönlichkeiten und mächtigsten Institutionen des Berufsstandes sowie originelle Kommentare zu aktuellen rechtlichen Entwicklungen. Trotzdem sind viele der Nachrichten auf abovethelaw.com unterhaltsam zu lesen.
Für Jurastudierende ist insbesondere interessant, dass die Seite auch einen Einblick in die Welt der US-amerikanischen Law Schools bietet. So beschäftigt sich eine Artikelserie in dieser Kategorie beispielsweise mit Müttern, die Jura studieren. In einem aktuellen Beitrag wird gefordert, dass es für stillende Frauen die Möglichkeit gibt, während des Bar Exams zu stillen oder Milch abzupumpen. Es ist interessant zu sehen, dass unsere Leidensgenossen aus den USA genau die gleichen Probleme in ihrer juristischen Ausbildung haben wie wir in Deutschland. Zeit, dass sich da was tut!