Abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten gibt es an fast jedem Ort auch Gebäude, Plätze oder Kunstwerke zu sehen, die vor allem für Jurist:innen von Interesse sind. Seien es aktuelle Justizgebäude, historische Sehenswürdigkeiten oder Museen, die uns die Rechtsgeschichte einer Epoche oder einer Stadt näherbringen. Im folgenden Reisetipps für Jurist:innen.
Rom: Corte Suprema Di Cassazione
Die Corte Suprema di Cassazione ist das höchste Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit Italiens. Es hat seinen Sitz im Palazzo di Giustizia am Tiberufer in Rom und soll eines der schönsten Gerichtsgebäude der Welt sein. Die Grundsteinlegung fand am 14. März 1889 statt, das Gebäude wurde aber – unter anderem wegen des instabilen Schwemmbodens am Tiberufer – erst 1910 fertiggestellt. Entworfen wurde der Palast vom Architekten Guglielmo Calderini, der einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatte. Der gigantische Palazzo beherbergt 30 Gerichtssääle und unzählige weitere Räumlichkeiten. Über dem Haupteingang thront die Skulpturengruppe „Justitia zwischen Gesetz und Gewalt“ von Enrico Quattrini.
Zwar werden keine Führungen durch die Gerichtssäle angeboten, doch auch von außen ist das Gebäude spektakulär anzusehen.
Weitere Informationen: https://www.cortedicassazione.it/corte-di-cassazione/
Karlsruhe: Verfassungsluft schnuppern!
Auf nach Karlsruhe! Seit seiner Gründung 1951 sitzt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Das höchste deutsche Gericht ist heute in dem ikonischen von Paul Baumgarten entworfene Gebäude am Schlossplatz untergebracht. Seine offene Bauweise soll die „demokratischer Transparenz“ der Institution symbolisieren.
Die Verhandlungen und Urteilsverkündungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) sind öffentlich – eine vorherige Anmeldung ist jedoch ratsam, da die Plätze begrenzt sind. Auf Anfrage bietet das Bundesverfassungsgericht auch Führungen für Besuchergruppen ab 10 Personen an.
Wer schon einmal im schönen Karlsruhe ist, kann sich mit dem Bundesgerichtshof (BGH) aber noch eine weitere juristische Institution zu Gemüte führen. Der BGH ist in mehreren Gebäuden auf einem parkähnlichen, knapp vier Hektar großen Gelände im Karlsruher Stadtzentrum untergebracht. Das Hauptgebäude ist das Erbgroßherzogliche Palais. In den Gebäuden lassen sich außerdem eine Fülle von Gemälden, Grafiken und Skulpturen bestaunen.
Besuchergruppen haben nach vorheriger Anmeldung die Möglichkeit, an einer Verhandlung eines Zivilsenats mit anschließender Führung über das Gelände des Bundesgerichtshofs teilzunehmen.
Weitere Informationen BVerfG: https://www.bundesverfassungsgericht.de/DE/Service/Besucherdienst/besucherdienst_node.html
Weitere Informationen BGH: https://www.bundesgerichtshof.de/DE/Service/Besucherdienst/besucherdienst_node.html
London: Kronjuwelen und Schauermärchen
Der Tower of London ist eine der berühmtesten Festungen der Welt. Er wurde 1086 von Wilhelm dem Eroberer gebaut. Der Tower of London liegt direkt an der Themse am östlichen Rand der City of London. Er ist ein Muss für alle Besucher:innen der Hauptstadt. Die meisten besuchen den Tower, um die berühmten Kronjuwelen zu besichtigen. 1671 versuchte Thomas Blood, die englischen Kronjuwelen zu rauben, scheiterte jedoch.
Doch die Anlage hat noch vieles mehr zu bieten. Beispielsweise die ca. eine Stunde umfassende Yeoman Warder Tour, die an verschiedene Stationen über das Gelände führt. Dabei erhält man viel Information über die Geschichte der Festung und hört teilweise schaurige Geschichten. Im Fuß des Wakefield Tower werden Nachbildungen von Foltergeräten aus dem Kerker gezeigt. Der Tower of London ist damit ein Zeuge der – damals oft blutigen – Justiz des Vereinigten Königreichs.
Weitere Informationen: https://www.london.de/sehenswuerdigkeiten/tower-of-london
Nürnberg: Schrecken der Nazi-Zeit
Jurist:innen müssen bei Nürnberg sofort an die Nürnberger Prozesse denken. Vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 mussten sich im Saal 600 im Nürnberger Justizgebäude führende Vertreter des nationalsozialistischen Regimes vor einem internationalen Gericht verantworten. Über die historische Bedeutung der Prozesse informiert heute das “Memorium Nürnberger Prozesse”.
Das Memorium bietet eine über 300 qm umfassende Dauerausstellung mit drei Bereichen. Der erste Ausstellungsraum erläutert die Vorgeschichte, die Beteiligten und den Verlauf des Nürnberger “Hauptkriegsverbrecherprozesses”. Der zweite Themenkomplex widmet sich der juristischen Verfolgung von NS-Verbrechen nach 1946. Im dritten Teil geht es um das Erbe von Nürnberg bis hin zum Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
Seit dem 1. März 2020 wird der Saal 600 nicht mehr für reguläre Gerichtsverhandlungen genutzt. Er kann deswegen ebenfalls besichtigt werden.
Weitere Informationen: https://museen.nuernberg.de/memorium-nuernberger-prozesse
Rothenburg o.b. Tauber: Mittelalterliches Kriminalmuseum
Im mittelalterlichen Kriminalmuseum werden 1.000 Jahre Rechtsgeschichte unter einem Dach vereint. Die über 50.000 Exponate sind Zeugen einer vergangenen Zeit, in der harte Strafen und öffentliche Demütigung für „Recht und Ordnung“ sorgten. Neben der Strafrechtsgeschichte und Sanktionen werden Räuber- und Hexenverfolgung ebenso beleuchtet wie etwa kuriose Tierstrafen und Aufsehen erregende Kriminalfälle.
Von Mai 2023 bis Dezember 2024 präsentiert das Museum außerdem die Sonderausstelung „Schatz und Schatzsuche“ in Recht und Geschichte. Vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis hin zur Moderne bekommen Besucher anhand einer Vielzahl an Exponaten und Medien die Möglichkeit, in die Geschichte der Schatzsuche, ihrer Entzauberung und Verrechtlichung sowie der Hoffnung auf einen segenhaften Wandel der Lebensverhältnisse einzutauchen.
Weitere Informationen: https://www.kriminalmuseum.eu/
San Fransisco: Einbruch in Alcatraz
Die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz befindet sich in der Bucht von San Francisco, ist ca. 2 km vom Festland entfernt und per Fähre zu erreichen. Anfang der 1930er Jahre wurde das ehemalige Fort zur Gefängnisinsel umgebaut und fungierte von 1934 bis 1963 als Hochsicherheitsgefängnis. In den 29 Jahren als Gefängnis gab es 14 Fluchtversuche durch insgesamt 34 Gefangene. Keiner davon erfolgreich. Zu den berühmten Insassen des Gefängnisses gehören der Gangster Al Capone Robert Franklin Stroud, Machine Gun Kelly und Alvin „Creepy“ Karpis sowie der deutsche Spion Erich Gimpel.
Dieser Tage kann Alcatraz im Rahmen einer Tour besucht werden. Die Besucher:innen dürfen sich frei auf der Insel bewegen und erhalten weitere Informationen über einen kostenlosen Audio Guide. Tickets sollten mindestens einen Monat im Voraus gebucht werden.
Weitere Infos: https://www.cityexperiences.com/de/san-francisco/city-cruises/alcatraz/