Unter der sogenannten Totenfürsorge versteht man das Recht und zugleich die Pflicht, sich um den Leichnam eines:r Verstorbenen und eine angemessene Bestattung zu kümmern. Hat die verstorbene Person mehrere Kinder kann das schnell zum Streit führen. So auch in einem Fall vor dem Landgericht Frankenthal.
Der Rechtsstreit betraf ein Elternpaar aus Ludwigshafen mit rumänischen Wurzeln. Sie hatten einem ihrer beiden Söhne zu Lebzeiten eine notarielle Generalvollmacht erteilt, die auch über den Tod hinauswirken sollte. Diese enthielt unter anderem den Auftrag an den Sohn, die Bestattung durchzuführen. Der Sohn ließ seine Eltern nach deren Tod in Urnen in einem Gräberfeld in Rumänien beisetzen. Das widersprach jedoch dem Wunsch des anderen Sohnes. Er wollte seine Eltern lieber in Deutschland bestatten und verklagte seinen Bruder deswegen auf Umbettung der Urnen.
Generallvollmacht umfasst gesamte Totenfürsorge
Das LG Frankenthal wies die Klage mangels Anspruch des Bruders ab. Er sei nicht bevollmächtigt, Einfluss auf die letzte Ruhestätte seiner Eltern zu nehmen. Denn durch die Generalvollmacht sei dieses Recht auf den anderen Bruder übertragen worden. ach Auffassung der Kammer regelt diese Vollmacht nicht nur die Frage der Bestattungskosten, sondern die gesamte Totenfürsorge. Also auch die Bestimmungsmacht darüber, wie und wo die Eltern bestattet werden. Demgegenüber sei der nicht berechtigte Bruder von jedem Einfluss und jeglicher Kontrolle ausgeschlossen.
Das sei nur ausnahmsweise dort anders, wo die gewählte Form der Beisetzung als Verstoß gegen das allgemeine Sittlichkeits- und Pietätsempfinden aufgefasst werden könne oder etwa die Grabinschrift bestimmte Angehörige herabwürdige. Das sei hier aber nicht der Fall. Zudem stelle jede Umbettung eine Störung der Totenruhe dar, die in Deutschland besonders geschützt und deshalb nur ausnahmsweise zulässig sei.
Entscheidung: LG Frankenthal, Urt. v. 26.05.2023, Az. 8 O 282/22
