MedievalMurderMaps – Interaktive mittelalterliche Mordkarten

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Ein Forscherteam der Universität Cambridge hat mittelalterliche Kriminalfälle aus London, Oxford und York um 1300 ausgewertet und interaktive Karten mit insgesamt 354 Fällen erstellt.

Als Grundlage dieser „Murder Maps“ dienen Aufzeichnungen von Gerichtsmedizinern aus dem 14. Jahrhundert, deren Aufgabe es damals war, Todesfälle zu untersuchen und zu dokumentieren.

Die Karten haben einige Filterfunktionen. So kann man nach der Tatwaffe, dem Ergebnistyp/Vorfall, Wochentag, Tatzeit und die Anzahl der Täter filtern. Als Vorfälle sind Unfälle, Ereignisse in Kirchen, Morde, Krankheiten oder Gefängnisse aufgelistet. Zu jedem Fall gibt es eine „Fallakte“, die einige Details zum Hergang der Tat beziehungsweise die Umstände des Todes enthält. Die Website hat neben den Karten noch allerlei an Zusatzinformationen zu bieten. Als Beispiel ein paar Fälle:

Der Zimmermann und die jungen Maurer

Am 22. Juli 1340 wurden der Gerichtsmediziner und die Sheriffs darüber informiert, dass William de Langebrigge, ein Zimmermann, aus unnatürlichen Gründen in der Mietwohnung von Nicholas de la Beche, Ritter, in der Pfarrei St. Martin Outwich, in der Broad Street Ward, gestorben war.

Ein Geschworenengericht wurde einberufen, um den Vorfall zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass am 9. Juli 1340, nach der Sperrstunde, eine Gruppe junger Maurer William wegen eines alten Streits angriff. Einer der Täter schlug ihm mit einem Quartierstab auf den Kopf, so dass er zu Boden ging. Ein anderer schlug William daraufhin mit einem Bideu genannten Messer und fügte ihm eine vier Zoll tiefe und anderthalb Zoll breite Wunde auf dem Rücken zu. Danach schlugen vier weitere Männer mit Quartierstäben auf alle anderen Körperteile ein, so dass er halb tot war. Zwei der Täter konnten gefasst werden und in das Haus des Sheriffs Roger de Forsham gebracht. William de Langebrigge überlebte bis Freitag, dem Vorabend von St. Maria Magdalena, als er nach dem Abendessen an seinen Wunden starb (mehr dazu).

Screenshot

Das Schwein und das Baby

Am 19. Mai 1322 wurde der Tod eines ein Monat alten Babys gemeldet. Die Leiche der kleinen Johanna, der Tochter von Bernard de Ireland, befand sich im Laden ihres Vaters.
Aus den benachbarten Bezirken wurde eine Gruppe Geschworener einberufen. Die Geschworenen sagten aus, dass Johanna am späten Nachmittag des vorangegangenen Donnerstags in ihrer Wiege lag und allein im Laden bei offener Tür war, als ein Schwein von der Straße hereinkam und die rechte Seite ihres Kopfes anfiel. Einige Zeit später wurde Johanna von ihrer Mutter Margaret gefunden, die Alarm schlug und es schaffte, Johanna bis zum späten Freitagabend am Leben zu erhalten, bevor sie an dem Biss der Sau starb (mehr dazu).

Der Mann, der aus dem Fenster fiel

Am 13. Januar 1326 wurde der Tod des Dieners John Toly gemeldet, dessen Leiche sich im Haus seines Arbeitgebers Henry de Gysors in der Pfarrei St. Martin in Vintry Ward befand. Die Geschworenen, die aus den nächstgelegenen Bezirken kamen, sagten aus, dass John am Tag zuvor gegen Mitternacht nackt aus dem Bett gestiegen war, um sich durch das Fenster auf der High Street zu erleichtern. Er stürzte aus Versehen etwa 30 Fuß tief auf den Bürgersteig, brach sich das Genick und andere Gliedmaßen. Er erlag seinen Verletzungen gegen Morgengrauen (mehr dazu).

Medieval Murders Podcast

Außerdem haben die Gründer der MedievalMurderMaps einen Podcast Medieval Murders ins Leben gerufen. In dieser Podcast-Serie untersuchen sie Fälle, die in Vergessenheit geraten sind, wie die Menschen in diesen geschäftigen Städten versuchten, den Frieden zu wahren, wie die Geschworenen nach der Wahrheit suchten oder manchmal versuchten, sie zu verbergen und die Ähnlichkeiten und Unterschiede zu Gewaltverbrechen in unserer modernen Welt.

Die interaktiven “Medieval Murder Maps” geben einen einzigartigen Einblick in Gewalt und Justiz im spätmittelalterlichen London, York und Oxford. Die vielen Fälle zeigen, wie kreativ die Menschen im Mittelalter waren, wenn es darum ging andere um die Ecke zu bringen, aber auch selbst den Löffel abzugeben.

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