Rechtsgeschichte: Wieso feiern wir am 1. Mai den „Tag der Arbeit“?

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Am 1. Mai feiern wir den „Tag der Arbeit“ – in Deutschland ist der 1. Mai sogar ein gesetzlicher Feiertag. Doch was hat es damit auf sich?

Dass wir am 1. Mai frei haben, verdanken wir der nordamerikanischen Arbeiterbewegung. Diese rief 1886 zur Durchsetzung des 8-Stunden-Tags zu einem Generalstreik am 1. Mai auf. Bereits 30 Jahre zuvor hatte man am gleichen Tag in Australien für kürzere Arbeitstage demonstriert. Während wir heute um die Vier-Tage-Woche kämpfen, war der 8-Stunden-Tag im 19. Jahrhundert noch die Ausnahme. Die Mehrheit der Arbeiter:innen schufteten sogar rund zwölf Stunden am Tag. Beispielsweise in den Fabriken in Chicago bei einem Tagesverdienst von durchschnittlich drei US-Dollar.

Während die meisten Demonstrationen an diesem Tag gewaltlos abliefen, kam es zwei Tage später in Chicago zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei, bei der zwei Demonstranten getötet wurden. Am Tag darauf explodierte sogar eine Bombe, die einen Polizisten tötete. Bei den sich daran anschließenden Auseinandersetzungen wurden mehr als 200 Arbeiter verletzt und sieben Polizisten getötet.

Blutiger Hintergrund – wichtiges Ziel

1889 beschließen Gewerkschaften und Arbeiterparteien auf dem Zweiten Internationalen Arbeiterkongress in Paris, zum Gedenken an die Opfer von Chicago am 1. Mai zu einer internationalen Demonstration aufzurufen. In Deutschland beteiligen sich 1890 rund 100.000 Menschen an den sogenannten Maispaziergängen. 1914 kündigt Henry Ford, Chef des seinerzeit größten Automobilkonzerns der Welt, den 8-Stunden-Tag in seinem Unternehmen an.

Die Weimarer Nationalversammlung stimmte am 15. April 1919 dafür, den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu bestimmen. Das hatte allerdings nur begrenzt auf das Jahr 1919 Erfolg. Erst die Nationalsozialisten führten den 1. Mai ab 1933 als jährlichen Feiertag („Tag der nationalen Arbeit“) ein. Das ist tief ironisch, denn nur einen Tag später, am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften in Deutschland gleichgeschaltet und später die unter dem menschenverachtenden Slogan “Arbeit macht frei” stehenden Konzentrationslager errichtet.

Trotzdem wurde der Feiertag in die Bundesrepublik übernommen. Bis heute rufen Gewerkschaften zu Kundgebungen auf. Aus den Maispaziergängen wurden Maiwanderungen – meist mit ordentlich Alkoholkonsum. An die blutige Geburtsstunde in Chicago und die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten erinnert sich heute kaum noch jemand.

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JURios. Kuriose Rechtsnachrichten. Kontakt: redaktion@jurios.de

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