Juristische Berufserfahrung aus erster Hand: Im Interview mit der Notarassessorin Maria Lux
Maria Lux studierte Jura an der Universität Trier und legte 2022 ihr zweites Staatsexamen am Oberlandesgericht Koblenz ab. Im Januar 2024 startete sie als Notarassessorin an der Notarkammer Koblenz.
Liebe Maria, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, Wissenswertes über Dich und Deine Tätigkeit als Notarassessorin zu teilen. Wie kamst Du zu der Entscheidung, diesen Weg einzuschlagen?
Maria Lux: Ich mochte Zivilrecht schon immer sehr gerne und wusste, dass ich später damit arbeiten will. Als ich mich nach meinem zweiten Examen für den Staatsdienst beworben habe, fragte mich die Richterin beim Vorstellungsgespräch, ob ich mir mit diesem Fokus aufs Zivilrecht nicht auch vorstellen könnte, Notarin zu werden. Ich habe dann die verpflichtende Hospitanz gemacht, fand die Tätigkeit spannend und habe mich schließlich bei der Notarkammer beworben.
Du spielst eine Runde Tabu und musst als Erklärerin Deinen Mitspieler:innen den Begriff “Notarassessorin” umschreiben. Welche fünf Tabu-Begriffe, die dabei nicht genannt werden dürfen, stehen auf Deiner Karte, um Deinen Suchbegriff nicht direkt zu entlarven?
Maria Lux: Meine Wörter wären Urkunde, Unterschrift, vorlesen, Ausbildung und Grundstückskaufvertrag.
Nimm uns einmal an die Hand und führe uns durch einen typischen Arbeitstag als Notarassessorin.
Maria Lux: Grundsätzlich gibt es drei große Aufgabenbereiche: Einmal das Vorbereiten von Urkunden bzw. Recherche zu Themen, die bislang nicht vertieft bekannt sind; dann die Vertretung der Notar: innen und zuletzt die Arbeit mit den Klient:innen, also Beratung und Beurkundung. Wir beraten vor allem in erbrechtlichen Angelegenheiten oder setzen Eheverträge auf, manchmal geht es auch um gesellschaftsrechtliche Problemstellungen. Die Tätigkeiten erfolgen dabei jeden Tag im Wechsel, das heißt, an Tagen, an denen ich nicht vertrete, recherchiere ich mehr oder bereite Urkunden vor, und umgekehrt.
Apropos “typischer Tag”: Was sind typische Probleme, dir Dir tagtäglich bei Deiner Arbeit begegnen – was war im Gegenteil dazu der kurioseste Vorfall, der Dir als Notarassessorin widerfahren ist?
Maria Lux: Ich setze mich viel damit auseinander, wie man Urkunden abwickelt, wie man sie also rechtssicher in den Rechtsverkehr bekommt. Es geht dabei auch darum, passgenaue Lösungen für die Klient:innen zu finden. Beispielsweise also einen Erbvertrag so auszugestalten, dass er den individuellen Bedürfnissen entspricht, oder eine Scheidung so vorzubereiten, dass sich nachher beide fair behandelt fühlen.
Kuriose Situationen entstehen letztendlich dadurch, dass man das ganze Leben begleitet. Man trifft auf junge Erwachsene, die vielleicht ein Unternehmen gründen, aber auch auf ältere Menschen, die ihren letzten Willen festhalten. So höre ich einfach viele Geschichten, die das Leben schreibt. Wenn ich mal einen Lesefehler mache oder versehentlich einen lustigen Versprecher einbaue, lockert das die Situation auch immer auf.
Was sind drei Aspekte, die Dir an deinem Berufsweg besonders gefallen?
Maria Lux: Das wäre zum einen der Kontakt mit Menschen und dass man das Gefühl hat, ihnen tatsächlich helfen zu können. Außerdem sind die Rechtsgebiete, mit denen ich zu tun habe, sehr spannend und vielfältig. Und zuletzt gefällt mir die Perspektive, später in einem sehr freien, selbstbestimmten Job arbeiten zu können.
Was muss man tun, um Notarassessorin und später dann Notarin zu werden und welche Voraussetzungen sollte man dabei mitbringen?
Maria Lux: Was man tun und mitbringen muss, um Notarassessor:in zu werden, ist stark bundeslandabhängig. In Rheinland-Pfalz gibt es zwei Notarkammern, da sollten sich Interessierte auf jeden Fall online über die Voraussetzungen informieren. Interesse am Zivilrecht wäre von Vorteil, außerdem sollte man gerne mit Menschen arbeiten. Die genauen Notenerfordernisse variieren ebenfalls je nach Bundesland. Grundsätzlich sind aber zwei Staatsexamen im oberen vollbefriedigenden Bereich Voraussetzung.
Zu guter Letzt: Versetze Dich in Dein Erstsemester-Ich zurück. Was würde es heute von Deinem Werdegang halten und umgekehrt: Was würdest Du Deinem Erstsemester-Ich raten?
Maria Lux: Ich würde meinem Erstsemester-Ich sagen, dass Jura nicht das beste Studium ist, wenn man nachher international arbeiten möchte – dass das aber nicht schlimm ist, weil Jura so viele Berufsperspektiven bietet, dass jede:r für sich etwas Passendes findet. Zu Beginn meines Studiums wollte ich gerne Botschafterin werden, dann lange Richterin. Von daher hätte mein Erstsemester-Ich wohl nicht erwartet, dass ich diesen Weg einschlage. Aber ich würde sagen, es würde das gut finden.
Super, vielen Dank für das Interview!