Nice try: Gefangener argumentiert nach seiner Reanimation, dass seine lebenslange Freiheitsstrafe damit abgegolten sei

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Aus der Kategorie „Dinge, die nur in den USA passieren“: Ein Gefängnisinsasse aus Iowa, der fünfmal von Ärzt:innen wiederbelebt worden war, macht geltend, dass seine lebenslange Freiheitsstrafe damit faktisch abgesessen sei. Doch so einfach kommt der Mann nicht davon!

Benjamin Schreiber wurde bereits 1997 wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der damals 47-Jährige hatte einen 39-Jährigen mit einer Spitzhacke erschlagen. Fast zwei Jahrzehnte später wurde Schreiber im Gefängnis von einer schweren septischen Vergiftung heimgesucht. Er brach in seiner Zelle zusammen und musste fünfmal reanimiert werden. Das war im Jahr 2015. Daraufhin argumentierte Schreiber, dass er seine lebenslange Freiheitsstrafe nun ja abgesessen habe. Denn er sei für einen kurzen Moment tot gewesen. Damit habe er seine Haftstrafe formal erfüllt. Er legte deswegen 2019 Haftbeschwerde beim zuständigen Gericht ein.

Die Richter:innen ließen sich von seiner Argumentation im Ergebnis aber nicht überzeugen. Das Berufungsgericht von Iowa urteilte, dass der zu dem Zeitpunkt 66-Jährige so lange im Gefängnis bleiben müsse, bis ein:e Gerichtsmediziner:in feststellt habe, dass er endgültig tot sei.

Beides geht nicht!

Trotzdem ziehen wir den Hut, vor dieser kreativen Argumentation. Denn wann ein Mensch „tot“ ist, ist juristisch tatsächlich gar nicht einfach zu beantworten. Nach der überwiegenden Auffassung in der Rechtslehre – und auch in der Rechtsprechung – markiert der sogenannte Hirntod den Todeszeitpunkt des Menschen. Doch das könnte man auch anders sehen. Und wird vor allem auf philosophischer Ebene bis heute diskutiert.

Doch das Gericht in Iowa näherte sich dem Problem von der anderen Seite. Statt zu fragen, wann ein Mensch „tot“ ist, fragten die Richter:innen vielmehr was eigentlich „lebenslänglich“ zu bedeuten hat. “Wir sind der Überzeugung, dass der Gesetzgeber mit dieser Bestimmung beabsichtigt hat [ …], straffällig gewordene Angeklagte freizulassen, wenn medizinische Verfahren während ihrer Inhaftierung zu ihrer Wiederbelebung durch medizinisches Fachpersonal führen”, so eine der Richter.innen Schreiber könne nicht beides haben – zu behaupten, er sei tot, was die Strafjustiz angeht, und gleichzeitig sein Leben weiterzuführen. Das geht nicht.

Schreiber war deswegen für viele weitere Jahre im Iowa State Penitentiary im ländlichen Lee County inhaftiert. Er vestarb erst im April 2023.


Fundstelle: https://www.mirror.co.uk/

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