Vollkornbrot mit Auberginen-Couscous-Petersilien-Aufstrich. Kürbisbrot mit Rucola-Creme und Pinienkernen. Dinkeltoast mit Rote-Bete-Petersilienwurzel-Creme. Was nach einem Menü eines 5-Sterne-Restaurants klingt, sind die Pausenbrote von Marie. Pausenbrote? Nein! Supersandwiches! Maries Mutter erschafft jeden Morgen diese Wunderwerke, packt sie in braunes Papier und in Maries Schulrucksack. Und was hat das jetzt mit Jua zu tun? Ich bitte um etwas Geduld!
Marie hat ihre eigene Clique, sie ist Klassenbeste, ist Klassensprecherin und das beliebteste Mädchen der Klasse 6a. Sie scheint alles zu haben, was man sich nur wünschen kann, aber etwas fehlt: ihr Supersandwich. Das braune Sandwichpapier liegt zerrissen auf dem Boden. Vom Sandwich fehlt jede Spur. Schon zum zweiten Mal in dieser Woche. Der „Täter“ ist schnell ausgemacht. Eine Social-Media Kampagne wird gegen den Sandwich-Superdieb so schnell gefahren, wie man Vorverurteilung buchstabieren kann. Es soll ja schließlich jeder wissen, wer der „Täter“ ist. Die Schulklasse ist drauf und dran ein Geständnis von ihm zu erzwingen. Doch zum Glück kommen die Kinder auf die Idee in einem Gerichtsverfahren über Schuld oder Unschuld des vermeintlichen Täters zu verhandeln. Schnell wird klar, dass das gar nicht so leicht ist. Am Ende stellt sich heraus: Es ist ganz anders, als alle erwarteten.
Kindern Strafrecht beibringen!
Was nach einem typischen Whodunit-Krimi à la Agatha Christie klingt, erweist sich als ein mit Humor, Spannung und (Un-)Recht vollgepacktes Kinderbuch, das aufklärt und unterhält. Wie funktioniert ein Strafverfahren? Was geschieht vor Gericht? Wer darf bestrafen? Wer darf (ver-)urteilen? Warum brauchen wir Gerichte? Solche und auch andere Fragen stellen sich die Kinder während ihres Unterfangens den Sandwich-Wiederholungs-Täter zu finden. Dabei finden sie die Antworten auf diese Fragen nicht allein, sondern gemeinsam.
„Der war’s“ hält der Gesellschaft in gewisser Weise den Spiegel vors Gesicht. Ist das so gewollt? Vielleicht. Ist das gut? Auf jeden Fall, denn es sorgt für Reflexion. Wie wollen wir als Gesellschaft leben?
Die Autorinnen schaffen mit ihrem Buch etwas, was den meisten Juristen nicht gelingt: juristische Themen unterhaltsam und verständlich zu vermitteln, sodass es auch ein Kind verstehen kann. Davon können Jurastudenten oftmals leider nur träumen. Das Buch zeigt aber, dass es möglich ist.
Gerne mehr davon.
Elisa Hoven ist Professorin für Strafrecht an der Universität Leipzig und Richterin am Sächsischen Verfassungsgerichtshof.
Juli Zeh ist Schriftstellerin und außerdem Richterin am Verfassungsgericht Brandenburg.