Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – Rapper Xatar und der Goldraub

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In den frühen Morgenstunden eines Wintertages im Dezember startete ein Transporter von Rüsselsheim aus seine Fahrt nach Pforzheim. Beladen war das Fahrzeug mit Goldbarren im Wert von rund 1.8 Millionen Euro. Kurze Zeit später sollte sich einer der spektakulärsten Raubüberfälle in der deutschen Kriminalgeschichte ereignen. Doch was war geschehen?

Kurz vor dem Ziel geriet der Transporter auf der Höhe von Ludwigsburg in eine Polizeikontrolle. Dies sollte den Beginn einer dramatischen Geschichte markieren, welche es im Jahr 2022 sogar als Kassenschlager in die deutschen Kinos schaffte. Es handelt sich um den spektakulären Goldraub des Rappers Xatar (bürg. Giwar Hajabi) und seinen Komplizen, welcher sich am 15. Dezember 2009 ereignete und länderübergreifend die Justiz beschäftigte.

Flucht durch Europa nach Dubai in den Irak

Xatar und seine Komplizen planten den Überfall sorgfältig und lange. Sie waren über die Route des Goldtransports sowie alle Sicherheitsvorkehrungen bestens informiert. Die Täter stoppten den Transporter, indem sie sich als Polizeibeamte ausgaben und eine Straßensperre errichteten. Anschließend zwangen sie den Fahrer und den Sicherheitsmann aus dem Fahrzeug auszusteigen. Die Opfer wurden in ein Waldstück verschleppt, wo sie bedroht und genötigt wurden, den Transporter zu öffnen. Anschließend entwendeten die Täter die Goldbarren und ließen die beiden Insassen des Transporters im Wald zurück. Nach dem Überfall flohen der Rapper und seine Komplizen nach Belgien. Von dort aus setzten sie ihre Flucht über Frankreich nach Spanien fort, wo sie versuchten, Teile des erbeuteten Goldes zu veräußern. Ein Großteil der Beute wurde dagegen nach Dubai geschafft. Die Täter hofften, in einem solchen internationalen Handelszentrum das Gold unauffällig weiterverkaufen zu können.

Die deutschen Behörden begangen sofort mit einer groß angelegten Fahndung. Sowohl Europol als auch Interpol wurden eingeschaltet, um die flüchtigen Täter ausfindig zu machen. In den Wochen nach dem Überfall wurden mehrere Komplizen Xatars in verschiedenen europäischen Ländern festgenommen. Die aus den Festnahmen resultierenden Hinweise führten die Behörden letztendlich zu Xatars Aufenthaltsort. Dieser war mit einigen Komplizen im Irak untergetaucht, wo er sich aufgrund der instabilen politischen Lage des Landes in Sicherheit fühlte. Jedoch wurden die Täter wider Erwarten am 15. März 2010 gefunden und festgenommen.

Den deutschen Behörden gelang es schließlich nach intensiven Verhandlungen und diplomatischen Bemühungen die deutschen Staatsbürger im Mai 2010 nach Deutschland zurückzubringen. Zurück in Deutschland mussten die Täter sich vor Gericht für den Raub verantworten. Im Januar 2011 begann der Prozess vor dem Landgericht Stuttgart. Angeklagt wurden die Täter unter anderem für schweren Raub, gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung.

Der Prozess endete im Dezember desselben Jahres und führte zu einer Verurteilung von Xatar zu einer Haftstrafe von acht Jahren sowie ebenfalls mehrjährigen Haftstrafen, von denen keine unter sieben Jahre fiel, für die Mitangeklagten. Die im Irak erlittene Haft wurde den Tätern jeweils im Verhältnis 1 : 4 auf die Strafe in Deutschland angerechnet. Begründet wurde dies mit den prekären Bedingungen in der irakischen Haft. Die räumlichen und hygienischen Bedingungen sowie die Verpflegung dort erwiesen sich als sehr schlecht und die Angeklagten waren teilweise in Großraumzellen mit bis zu 40 Gefangenen untergebracht. Nachdem auf irakischer Seite der Inhalt der deutschen Haftbefehle bekannt geworden war, wurden Xatar und seine Komplizen von Gefängnisbediensteten, die den Verbleib der Beute erfahren wollten, mit dem Tode bedroht und mit Elektroschocks malträtiert (vgl. LG Stuttgart, Urt. v. 22.12.2011, Az.: 19 Kls 45 Js 877/10).

Das Gold bleibt verschwunden

Die Angeklagten wurden des räuberischen Angriffs auf Kraftfahrer in Tateinheit mit schwerem Raub, gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung in zwei tateinheitlichen Fällen und Kennzeichenmissbrauch schuldig gesprochen. Darüber hinaus wurden Xatar und ein Komplize auch in Tateinheit mit Amtsanmaßung schuldig gesprochen. Ein weiterer Komplize wurde zudem in Tateinheit mit Missbrauch von Abzeichen schuldig gesprochen.

Trotz oder gerade wegen des spektakulären Raubs erlangte Xatar in der Rap Szene große Bekanntheit. Nach seiner Haftentlassung startete er mit seiner Musikkarriere erfolgreich durch und gründete ein eigenes Plattenlabel, durch das er weitere Künstler förderte. Der Goldraub hat dabei nicht nur Xatars Leben nachhaltig beeinflusst, sondern auch die Öffentlichkeit in Atem gehalten und stark bewegt. Allerdings wurde bis heute nicht geklärt, wo die Beute aus dem Goldraub verblieben ist. Auch der Rapper selbst, sowie alle Beteiligten, bewahren über den Verbleib des Goldes Stillschweigen – ganz nach dem Motto; Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

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