Wie bereite ich mich auf das juristische Staatsexamen vor – ChatGPT Edition

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Wir haben ChatGPT gefragt, wie man sich am besten auf das erste juristische Staatsexamen vorbereitet. Die Antworten sind – im Vergleich zur Beantwortung juristischer Fachfragen – gar nicht mal so übel.

„Die Vorbereitung auf das erste juristische Staatsexamen in Deutschland ist eine anspruchsvolle und intensive Zeit“, schreibt ChatGPT. Das ist definitiv richtig. Und eventuell sogar ein Understatement. Aber was muss ich denn jetzt genau machen, um mich auf das Juraexamen vorzubereiten?

Hierfür gibt uns ChatGPT interessanterweise exakt acht Tipps. Wieso es gerade diese acht Vorschläge geworden sind, verrät uns die künstliche Intelligenz leider nicht. Schauen wir uns die Vorschläge von ChatGPT einmal im Detail an.

1. Erstellen eines Lernplans

  • Zeitmanagement: Erstelle einen detaillierten Lernplan, der die verbleibenden Monate bis zum Examen umfasst. Plane tägliche und wöchentliche Lernziele.
  • Fächerverteilung: Teile die Fächer auf verschiedene Tage und Wochen auf, um eine ausgewogene Vorbereitung sicherzustellen.

Wie man bereits an dieser Antwort sehen kann, gibt ChatGPT seine Examenstipps in Form kurzer Bullet-Points. Gleich der erste Punkt überrascht. So scheint ChatGPT zu wissen, dass man sich viele Monate auf das Juraexamen vorbereitet. Das ist ungewöhnlich – denn auf die meisten anderen Prüfungen in Schule und Studium lernt man ja eher Tage oder Wochen. Der Tipp, einen Lernplan zu erstellen, ist jedenfalls goldrichtig. Und auch die Erkenntnis, dass sich der Pflichtstoff aus verschiedenen Fächern/Rechtsgebieten zusammensetzt, die man am besten im Wechsel lernt, ist nicht schlecht. Im Detail scheitert ChatGPT dann leider und gibt uns keinerlei Tipps, wie man einen solchen Lernplan denn jetzt genau erstellen könnte.

JURios-Tipp: “Einen Lernplan für das Jurastudium erstellen”, in: “Survival Guide Jura” (kostenloses Bonusmaterial), UTB, 2024

2. Lernmaterialien

  • Lehrbücher und Skripten: Verwende aktuelle Lehrbücher und Skripten für die einzelnen Rechtsgebiete (Zivilrecht, Strafrecht, Öffentliches Recht).
  • Kommentare: Nutze Kommentare, um ein tieferes Verständnis für die Normen und deren Auslegung zu entwickeln.
  • Alte Examensklausuren: Bearbeite vergangene Examensklausuren, um ein Gefühl für die Art der Fragestellungen und die Anforderungen zu bekommen.

Kommentare zum tieferen Verständnis? Das ist leider Quatsch, ChatGPT! Schließlich sind Kommentare nur das Sprungbrett zu Gerichtsentscheidungen und weiteren Literaturquellen. Und wirklich „lernen“ kann man mit Kommentaren auch nicht. Denn darin wird ja nichts erklärt, sondern lediglich der Stand der Rechtsprechung kurz zusammengefasst. Immerhin hat die KI aber erkannt, dass es in den Rechtswissenschaften verschiedene Lernmaterialien gibt. Dass ChatGPT auch Skripten als Lernmaterialien vorschlägt, wird Repetitorien freuen – Juraprofessor:innen aber eher nicht. Das Lernen mit Altklausuren ist in vielen Studiengängen üblich. Im Jurastudium ist es aber gar nicht so einfach, an Altklausuren zu kommen. Viel eher lernt man mit Fällen aus dem Examensrepetitorium.

JURios-Tipp: Kostenlose online Skripte für das Jurastudium

3. Lerntechniken

  • Mind Maps und Zusammenfassungen: Erstelle Mind Maps und Zusammenfassungen, um komplexe Themen zu visualisieren und zu verinnerlichen.
  • Fallbearbeitung: Übe die Bearbeitung von Fällen, um die Anwendung des erlernten Wissens zu trainieren.
  • Gruppenarbeit: Schließe dich Lerngruppen an, um verschiedene Sichtweisen zu diskutieren und voneinander zu lernen.

Hier hört die Fachbezogenheit der Antworten von ChatGPT leider auf. Ja, im Jurastudium muss man „komplexe Themen visualisieren und verinnerlichen“ – aber muss man das nicht in jedem Studiengang. Die aufgezählten Lernmethoden sind dann leider nicht einmal ansatzweise vollständig. Eine Lerngruppe und das Lernen mit Fällen ist sicher richtig, aber neben „Mind Maps“ und „Zusammenfassungen“ gibt es noch so viele weitere Lerntechniken, die hier leider nicht abgebildet werden. Und wieso sollten Mind Maps gerade für Jurastudierende sinnvoll sein? Da geht noch mehr, ChatGPT!

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4. Examenstraining

  • Klausurenkurse: Besuche Klausurenkurse, die von Universitäten oder kommerziellen Anbietern angeboten werden.
  • Probeexamen: Nimm an Probeexamina teil, um unter realistischen Bedingungen zu üben und dein Zeitmanagement zu testen.

Dafür trifft Tipp vier wieder direkt ins Schwarze. Offensichtlich weiß ChatGPT, was ein Repetitorium ist und dass es kommerzielle und private Anbieter gibt. Chapeu! Auch das Lernen unter „realistischen Bedingungen“ im Rahmen eines Probeexamens ist immer eine gute Idee.

JURios-Tipp: Jurastudium: Aus geschriebenen Klausuren lernen

5. Wiederholung und Vertiefung

  • Repetitorium: Ein Repetitorium (entweder universitäres oder kommerzielles) kann hilfreich sein, um Stoff systematisch und strukturiert zu wiederholen.
  • Eigenes Exzerpieren: Erstelle eigene Exzerpte aus den Gesetzestexten und Kommentaren.

So langsam klingt ChatGPT aber wie eine kaputte Schallplatte. Ja, wir wissen, was Repetitorien sind. Und ja, „Exzerpieren“ ist eigentlich auch nur ein anderes Wort für „Zusammenfassungen schreiben“. Gehen dir die guten Ideen etwa schon aus, liebe KI?

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6. Gesundheit und Wohlbefinden

  • Pausen und Freizeit: Plane regelmäßige Pausen und Freizeitaktivitäten ein, um Überlastung und Stress zu vermeiden.
  • Ernährung und Schlaf: Achte auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichenden Schlaf, um leistungsfähig zu bleiben.

Amen.

JURios-Tipp: Mental Health im Jurastudium – der richtige Umgang mit Stresssituationen

7. Motivation und Durchhaltevermögen

  • Realistische Ziele: Setze dir realistische und erreichbare Lernziele.
  • Belohnungen: Belohne dich selbst für erreichte Meilensteine, um die Motivation hochzuhalten.
  • Positives Umfeld: Umgebe dich mit positiven und unterstützenden Menschen.

Amen.

8. Psychologische Vorbereitung

  • Stressbewältigung: Lerne Techniken zur Stressbewältigung, wie zum Beispiel Meditation oder sportliche Aktivitäten.
  • Mentale Einstellung: Entwickle eine positive mentale Einstellung und bleibe optimistisch.

Leichter gesagt als getan. Aber von Grrundsatz her hat ChatGPT mit den letzten drei Tipps natürlich absolut Recht. Da die KI nur das „wiederholen“ und „verarbeiten“ kann, was es irgendwo im Netz findet, sind die Antworten besonders erfreulich. Denn offensichtlich ist es in den Köpfen der Menschen und im Internet angekommen, dass Jura nicht nur aus „pauken, pauken, pauken“ besteht. Sondern man sich im Jahr vor dem Examen auch damit befassen muss, wie man nicht verrückt wird und wie man den Stress möglichst gut bewältigt. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist, dass ChatGPT auf keines der „Klischees“ hereinfällt, die man so oft über das Jurastudium hört. So schlägt die KI uns beispielsweise kein einziges mal vor „Gesetze auswendigzulernen“.

Insgesamt gibt ChatGPT uns aber leider höchstens viereinhalb Tipps für die Examensvorbereitung. Der Rest sind Wiederholungen und leere Phrasen.

Trotzdem besonders schön: Im Gegensatz zu vielen unseren Professor:innen, der JuMiKo und den LJPAen hat ChatGPT am Ende sogar noch ein paar aufmunternde Schlussworte parat: „Die Vorbereitung auf das erste juristische Staatsexamen ist eine Herausforderung, aber mit einer strukturierten Herangehensweise und den richtigen Techniken kannst du deine Erfolgschancen maximieren. Viel Erfolg!“

Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen.

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