Die fünf Freunde, Hanni und Nanni, TKKG und die drei Fragezeichen. Die „Kassettenkinder“ der 80er kennen sie alle. Doch die wenigsten wissen, wer eigentlich hinter den beliebten Hörspielproduktionen steckt. Das ist die Juristin Heikedine Körting, die heute von ihren Fans auch liebevoll „die Hörspielkönigin“ genannt wird.
„Ich habe schon als Studentin damit angefangen und es von der Pike auf gelernt oder es mir selbst beigebracht“, erzählt Heikedine Körting in einem Interview mit der Zeitschrift Nido. „Damit“ meint sie ihre Hörspielproduktion. Und „Studentin“ meint genauer gesagt „Jurastudentin“.
Heikedine Körting wurde am 18. Juni 1945 geboren und wuchs in der Hansestadt Lübeck auf. Sie ist also ein echtes Nordlicht und blieb ihrer Heimat auch immer treu. An der Universität Hamburg studierte Heikedine Körting Rechtswissenschaften und schloss das Studium erfolgreich mit dem 1. Staatsexamen ab.
1963 lernte Körting Andreas Beuermann, kennen, den sie 1979 heiratete. Das ist nicht nur für das persönliche Glück der Hörspielkönigin relevant, sondern auch für ihre Karriere. Denn Beuermann gründete Mitte der 60er mit dem amerikanischen Unternehmer David Leonard Miller das Hörspiellabel Europa. Es folgten die “Winnetou”-Hörspiele (1967), „Hui Buh” (ab 1970), „Hanni und Nanni” (ab 1972), „Fünf Freunde” (1978) und schließlich „Die drei ???” (1979) sowie „TKKG” (1981).
Deutschlandweiter Erfolg mit den drei Fragezeichen
Statistisch gesehen hat jeder zweite Deutsche ein „Die drei ???”-Hörspiel daheim. 46 Millionen Mal hat sich die erfolgreichste Hörspielserie im deutschsprachigen Raum bislang verkauft. Und was hat Heikedine Körting damit zu tun? 1973 übernahm sie die nahezu alleinige Regie bei den Europa-Hörspielen und ist bis heute in dieser Position tätig.
„In dem Bereich mache ich im Prinzip alles vom Anfang bis zum Ende: Schreiben – mit Schreiben habe ich angefangen, das mache ich inzwischen nicht mehr so viel, weil ich nicht mehr so viel Zeit habe –, dann besetze ich die Rollen mit tollen Schauspielern, später nehmen wir das Hörspiel hier im Studio auf, dann wird es mit feinen Geräuschen überspielt, und zum Schluss mit Musik garniert. Und das ganze ergibt dann hoffentlich ein sehr schönes Kinderhörspiel“, erzählt die Hörspielkönigin über ihre Arbeit.
Zu diesem Job kam Heikedine Körting, weil sie sich ihr Jurastudium finanzieren musste. In dieser Zeit arbeitete sie als Verkäuferin in einem Plattenladen, Ausfahrerin und Mitarbeiterin in einer Werkstatt. Und: Sie nimmt Schlagermusik auf. Als sie erfährt, dass Andreas Beuermann eine Kostümfete feiert, fährt sie hin. Auch in der Hoffnung, ihre Schlagermusik bei Beuermann unterzubringen. Doch der nimmt nur klassische Musik auf. Ein Reinfall – oder etwa doch nicht?
Heikedine Körting fängt an, im Label von Beuermann zu jobben. „Ich habe dann bei Beurmann im Studio gejobbt und immer gern an der Tür gelauscht, wenn sie Karl-May-Hörspiele und sowas aufgenommen haben, und gedacht, das möchte ich auch machen, das möchte ich noch besser machen, noch feiner.“
Jobben im Hörspielstudio
Und sie verwirklicht ihren Traum. Ihr aller erstes Hörspiel ist „Die kleine Seejungfrau“ von Andersen. Trotzdem beschließt Heikedine Körting, ihr Jurastudium mit dem ersten Staatsexamen zu beenden. Und hängte dann sogar noch das zweite Examen dran. Denn Jurist:innen verdienten schon damals deutlich besser als Hörspielmacher:innen.
„Neben den Hörspielen habe ich aber nebenbei weiter Jura studiert und auch das erste Staatsexamen gemacht. Das hat mich auch sehr interessiert. Und mit dem zweiten Staatsexamen gab es dann schon lauter Jobs, die besser bezahlt waren als das, was ich im Studio für die Schallplatten bekam. Also habe ich mein Referendariat gemacht, beim Anwalt, bei der Baubehörde, und habe die verschiedenen Stationen durchlaufen“, erzählt sie der Zeitschrift Nido.
Direkt nach dem zweiten Staatsexamen lässt sich Heikedine Körting ein Messingschild und einen Stempel anfertigen. Die Aufschrift „Rechtsanwalt Körting“. Nach eigenen Angaben war Heikedine Körting zu diesem Zeitpunkt eine der jüngsten Rechtsanwältinnen Deutschlands. Als Anwältin ist Heikedine Körting übrigens bis heute zugelassen. „Ich habe ein paar spannende Fälle gemacht, habe mich dann aber ganz schnell spezialisiert und nur noch Schauspieler, Autoren usw. vertreten“, gibt sie über ihre juristische Karriere an.
Dieses Wissen nutze sie auch bis heute für diverse Rechtsfragen und Verträge rund um die Hörspielproduktion. „Wenn man mich fragt, was mein Beruf ist, dann sage ich, ich bin Rechtsanwältin. Alles andere ist Hobby. Aber ein Hobby, das sehr viel Zeit beansprucht, und mit dem ich das meiste Geld verdiene.“