Feminist Law Clinic – die erste feministische Law Clinic im Interview

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Lilith, Karla und Lilian haben in diesem Jahr die erste deutsche feministische Law Clinic gegründet – die Feminist Law Clinic. Ihr Ziel: Ein kostenfreies und niedrigschwelliges Rechtsberatungsangebot für FINTA* und queere Menschen. Wir haben mit den drei Gründerinnen gesprochen.

Auf Instagram findet Ihr die Feminist Law Clinic unter: @feministlawclinic

Hallo Lilian, Karla und Lilith, auf Eurer Website steht, dass Ihr die Idee für eine Feminist Law Clinic am gemeinsamen WG-Küchentisch hattet. Erzählt mal, wie kam es dazu?

Antwort: Die Idee für unsere Feminist Law Clinic entstand tatsächlich bei uns in der WG-Küche. Wir haben oft über unsere Erfahrungen im Jurastudium gesprochen und dabei gemerkt, dass gerade Themen, die FINTA-Personen und queere Menschen betreffen, oft nicht ausreichend behandelt werden. Gerade wenn Freund:innen und Bekannte von rechtlichen Schwierigkeiten bei z.B. sexualisierter Gewalt oder Unterhaltszahlungen berichtet haben, waren wir durch das Jurastudium nicht genug darauf vorbereitet. Deshalb haben wir beschlossen, diese Weiterbildung selbst in die Hand zu nehmen und ein kostenloses und niedrigschwelliges Angebot speziell für FINTA* und queere Personen gegründet.

In Deutschland gibt es schon über 70 Law Clinics. Die meisten davon Refugee Law Clinics. Was macht Eure Law Clinic so besonders? Wie hebt Ihr Euch von anderen Angeboten ab?

Antwort: Unsere Feminist Law Clinic setzt sich durch ihren klaren Fokus auf die rechtlichen Bedürfnisse von FINTA*-Personen und queeren Menschen ab. Wir behandeln Themen, die im Jurastudium oft vernachlässigt werden – insbesondere das Sexualstrafrecht, das Selbstbestimmungsrecht, Antidiskriminierungsrecht sowie spezifische Fragen des Familienrechts. Diese rechtlichen Bereiche sind von patriarchalen Strukturen besonders stark betroffen, was sie für uns besonders relevant macht.

Wir sind die erste Law Clinic, die sich explizit diesen Themen widmet und dabei interdisziplinär arbeitet, da feministische Rechtsfragen Straf-, Privat- und ÖPentliches Recht umfassen. Zudem haben die Betroffenen in manchen Fällen traumatische Erfahrungen gemacht, weshalb wir eng mit Beratungsstellen und Psycholog:innen zusammenarbeiten, um einen sensiblen Umgang zu gewährleisten.

Und wie organisiert und finanziert Ihr Euch?

Antwort: Unsere Organisation stützt sich auf ein starkes Netzwerk von Freiwilligen. In unserem Team arbeiten nicht nur Jurastudierende und Volljurist:innen, sondern auch Menschen aus anderen Fachbereichen, wie Psychologie und Sozialer Arbeit. Darüber hinaus kooperieren wir eng mit Anwält:innen, die uns bei der Ausbildung und Supervision unterstützen. Unsere Finanzierung erfolgt überwiegend durch Spenden, Fundraising und die Unterstützung gemeinnütziger Stiftungen. Wir sind stolz darauf, bereits zahlreiche Unterstützer:innen gewonnen zu haben, die unsere Vision einer feministischen Law Clinic teilen.

Ihr kommt aus Köln: Heißt das, dass nur Kölner Jurastudierende bei Euch mitmachen können und dass man sich auch nur in Köln von Euch beraten lassen kann?

Antwort: Unser Ausbildungsangebot steht allen Interessierten oPen, unabhängig davon, wo sie sich befinden und ob sie Jura studieren oder nicht. Wir legen Wert darauf, ein möglichst diverses Team aufzubauen, daher bieten wir unsere Ausbildung hybrid an.

Unser Beratungsangebot in Präsenz richtet sich nicht nur primär an Menschen in Köln und
Umgebung. Wir bauen gerade andere Standorte wie München, Hamburg und Berlin auf.
Zusätzlich bieten wir von Anfang an auch Online-Beratungen an, um deutschlandweit tätig zu sein. So können wir Menschen in ganz Deutschland unterstützen und gleichzeitig Studierende aus verschiedenen Städten einbinden.

Apropos mitmachen: Wer kann denn bei Euch alles mitmachen? Wie viel Zeit sollte man mitbringen, welche Kompetenzen braucht es?

Antwort: Bei uns können alle mitmachen, die sich für feministische Rechtsarbeit begeistern und unsere Werte teilen. Alle, die unsere Ausbildung absolvieren, können später als Berater:innen tätig werden. Volljurist:innen unterstützen uns zusätzlich mit ihrer Expertise. Der zeitliche Aufwand variiert je nach Kapazität der einzelnen Personen. Wichtig sind eine feministische Grundhaltung und die Bereitschaft, sich intensiv mit den spezifischen Herausforderungen unserer Mandant:innen auseinanderzusetzen.

Bietet Ihr auch Workshops und Weiterbildungen für Interessierte außerhalb der Feminist Law Clinic an?

Antwort: Ja, definitiv! Zurzeit bereiten wir uns auf unser erstes Ausbildungswochenende vom 6.-8. Dezember vor und planen für das Sommersemester 2025 eine Vorlesungsreihe. Diese Veranstaltungen sollen das Bewusstsein für feministische Rechtsfragen schärfen und praktische Fähigkeiten vermitteln. Auf diese Weise möchten wir nicht nur unsere Mitglieder weiterbilden, sondern auch einen Beitrag zur allgemeinen Sensibilisierung für die rechtlichen Herausforderungen von FINTA*-Personen und queeren Menschen leisten.

Vielen Dank für den spannenden Einblick!


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