Anwältin, die über „boys club“ unter Richtern twitterte, darf Zulassung behalten

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Im Jahr 2022 twitterte die britische Anwältin Dr. Charlotte Proudman über einen Fall, den sie verloren hatte und unterstellte dem urteilenden Richter, Teil eines „boys clubs“ zu sein. Dafür musste sie sich in einem Disziplinarverfahren verantworten.

Auf Twitter schrieb die Anwältin: „I lost the case. I do not accept the judge’s reasoning. This judgment has echoes of the ‘boys’ club’ which still exists among men in powerful positions“.

Für diesen Tweet musste sich die bekannte Frauenrechtsanwältin vor „The Bar Standards Board (BSB)“, einem Disziplinarausschuss für Anwält:innen verantworten. Die Anwaltskammer warf Dr. Proudman vor, nicht integer gehandelt zu haben. Ihr Beitrag auf X (Twitter) stelle ein berufliches Fehlverhalten dar. Außerdem wurde ihr vorgeworfen, die Feststellungen des Richters ungenau wiedergegeben zu haben.

Dr. Proudman drohte der Verlust ihrer Anwaltszulassung sowie eine Geldbuße in Höhe von 50.000 Pfund.

Disziplinarausschuss sieht kein Fehlverhalten

Erst knapp zwei Jahre später fällte der Disziplinarausschuss seine Entscheidung und sprach Dr. Proudman von allen Vorwürfen frei. Das Gremium entschied, dass Dr. Proudman nicht gegen den Verhaltenskodex der Anwaltschaft verstoßen, sondern lediglich ihr Recht auf Meinungsäußerung wahrgenommen habe.

„We do not consider she has lost the Article 10 protection [freedom of expression] by reason as to what she wrote. They would not have been pleasant for any judge to read. These remarks may be thought to be hurtful, but they are not gravely damaging to the judiciary“, begründete der Vorsitzende Richter Nicholas Ainley die Entscheidung.

Zeitungen berichteten, dass Dr. Proudman bei der Verkündung der Entscheidung vor Erleichterung geweint habe. „I’m human. The whole process felt overwhelming“, gibt sie gegenüber der Daily Mail an. Gleichzeitig ist sie sich sicher, dass es sich bei dem Verfahren um den Versuch gehandelt habe, sie zum Schweigen zu bringen.

Garrick Club als reiner Männerverein?

Die Behauptung von Dr. Proudman, dass der Richter einem „boys club“ angehöre, ist eine Anspielung darauf, dass es in Großbritannien bis heute den Garrick Club gibt, dem auch der urteilende Richter angehörte. Der Garrick Club ist ein berühmter Londoner Gentlemen’s Club, dem neben berühmten Schauspielern und Politikern auch viele Juristen angehören. Der 1831 gegründete Club erlaubte erst seit 2024 auch weibliche Mitglieder. Im Juli wurden die Schauspielerinnen Dame Judi Dench und Dame Sian Phillips aufgenommen.

Dr. Proudman hatte in der Vergangenheit oft kritisiert, dass Männerclubs zur Diskriminierung von Frauen in den juristischen Berufen beitragen und ihnen Karrieremöglichkeiten verschließen, die Männern aufgrund ihrer Kontakte offenstünden. Für Dr. Proudman ist das Jahr 2024 damit ein doppelter Erfolg. Sie gewann ihr Disziplinarverfahren und der Garrick Club erlaubt aufgrund des öffentlichen Drucks erstmals auch weibliche Mitglieder.

Studentverbindungen diskriminieren Frauen

Auch in Deutschland wird seit Jahrzehnten kritisiert, dass einige Studentenverbindungen nur Männer aufnehmen. Diese Verbindungen bieten oft wertvolle Netzwerke für den beruflichen Einstieg und Aufstieg. Wenn Frauen von diesen Netzwerken ausgeschlossen werden, haben sie nicht die gleichen Chancen auf berufliche Förderung, Mentoring oder Zugang zu wichtigen Kontakten, die auch in der Anwaltschaft und Justiz von entscheidender Bedeutung sind. Denn in vielen Fällen sind diese Netzwerke eng mit Führungspositionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verbunden.

Darüber hinaus perpetuieren solche Männerverbünde ein veraltetes Bild von Geschlechterrollen und schaffen ein Umfeld, in dem Frauen weiterhin als Außenseiter betrachtet werden. Diese Exklusivität verstärkt stereotype Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Während Männer in diesen Verbindungen wertvolle berufliche und gesellschaftliche Ressourcen erhalten, bleiben Frauen häufig auf der Strecke und haben weniger Möglichkeiten, sich zu vernetzen oder Karrierechancen zu ergreifen.


Fundstelle: https://www.dailymail.co.uk/

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