Zu einem der atemberaubendsten Diebstähle der kanadischen Geschichte gehört ein Vorfall, der als „Great Canadian Maple Syrup Heist“ bekannt wurde und der in diesem Jahr die Amazon Prime-Serie „The Sticky“ inspirierte. Worum geht es?
Zum Jahreswechsel 2011/2012 schaffte es eine Diebesbande insgesamt 3.000 Tonnen Ahornsirup aus einer Lagerhalle in Quebec zu entwenden. Der Wert? 18 Millionen kanadische Dollar (12 Millionen Euro). Die Lagerhalle gehörte der „Federation of Quebec Maple Syrup Producers“, die für knapp 80 Prozent der weltweiten Ahornsirup-Produktion verantwortlich ist.
Beim „Great Canadian Marple Syrup Heist“ handelt es sich um den Diebstahl mit der wertvollsten Beute in der gesamten kanadischen Geschichte. Kein Wunder also, dass der Streaminganbieter Amazon Prime die Geschichte in einer sechsteiligen Serie verfilmte.
Schwarze Komödie über Ahornsirup
Die Hauptrolle wird von Margo Martindale übernommen, die die Ahornplantagen-Besitzerin Ruth Landry spielt. Nachdem ihr Mann in ein Koma fiel, muss Ruth die Ahornsirup-Farm allein betreiben und gleichzeitig die hohen Kosten für die medizinische Versorgung ihres Mannes tragen. Der skrupellose Geschäftsmann Leonard Gauthier Sr., Vorsitzender des „Verbands der Quebecer Ahornsirupproduzenten“ will Ruths Notlage ausnutzen. Kurzerhand entzieht er ihr die Lizenz zur Herstellung von Ahornsirup. Ruth muss ihren Farmbetrieb einstellen. Gauthier Sr. bietet ihr daraufhin “großzügig” an, die Farm aufzukaufen.
Doch das Blatt wendet sich als ihr Bekannter Mike Byrne (Chris Diamantopoulos), Spross der Quebecer Mafia, den Security-Mann Remy Bouchard (Guillaume Cyr) kennenlernt. Dieser ist alleine für die Sicherheit in der riesigen Lagerhalle der „Federation of Quebec Maple Syrup Producers“ verantwortlich. Gemeinsam kommen sie auf die Idee, in einer Nacht und Nebel Aktion tausende Ahornsirup-Fässer gegen Wasserfässer auszutauschen. Um Zeit zu sparen, leiten sie den Sirup durch Schläuche in einen Tankwagen. Doch bei dem Plan geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Und plötzlich müssen die Beteiligten nicht nur vor der Polizei fliehen, sondern auch um ihr Leben kämpfen.
Die Mini-Serie ist flott erzählt und wartete mit tollen Schauspieler:innen sowie einem überraschend schwarzen Humor auf. Als Zuschauer:in wünscht man sich vor allem für Ruth und ihren Mann ein happy end. Gleichzeitig stellen sich ihre beiden Diebespartner aber derart dilettantisch an, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie es überhaupt schaffen, in das richtige Lagerhaus einzubrechen. Als gegen Ende auch noch eine Auftragskillerin auftaucht, ist der Plot allerdings deutlich „over the top“. Insgesamt führt die Aneinanderreihung von kleinen Katastrophen und verhängnisvollen Verkettungen aber zu einem unterhaltsamen, komödiantischen Crime-Heist-Movie.
Und wie ging der echte Diebstahl aus?
Hat die Miniserie noch viel mit der Realität zu tun? Nicht wirklich. Ohne den Ausgang von „The Sticky“ zu verraten, kann hier gesagt werden, dass die Serie keine große Ähnlichkeit zum echten Diebstahl aufweist. Zwar ging der Ablauf des Diebstahl tatsächlich wie geschildert vonstatten, die Beteiligten waren jedoch kein derart bunter Haufen.
Der echte Diebstahl fiel erst auf, als der Ahornsirup-Verband im Sommer 2012 die jährliche Inventur der Sirupfässer vornahm und dabei den Austausch entdeckte. Die Polizei ermittelte und stellte bei einem Exporteur in Kedgwick, New Brunswick, Hunderte Fässer mit Ahornsirup sicher. Im Dezember 2012 wurden daraufhin 17 Männer im Zusammenhang mit dem Diebstahl verhaftet. Fünf Personen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt – unter ihnen ein Ahornsirup-Produzent, ein Ahornsirup-Händler und ein LKW-Fahrer.
Die Geschichte rund um Ruth und ihren kranken Mann sowie die Involvierung eines inkompetenten Mafia Sprosses und der Tod diverser Seriencharaktere ist also frei erfunden. Ob die Diebe in “The Sticky” ebenfalls erwischt werden, verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht.