Florida: Richter trägt VR-Brille, um Tatort zu besichtigen

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In den USA hat erstmals ein Richter eine VR-Brille verwendet, um während eines Strafprozesses vor dem Broward County Bezirksgericht den Tatort virtuell zu begehen.

Beantragt hatte dies der Strafverteidiger des Angeklagten, dessen Mandant sich wegen schwerer Körperverletzung verantworten musste. Der Richter, Andrew Siegel, stimmte dem Vorgehen im Rahmen einer Anhörung zu. Er trug eine Oculus Quest 2 VR-Brille, um einer Hochzeitsfeier beizuwohnen, auf welcher der Eigentümer der Hochzeitslocation angeblich mit einer Waffe auf seine Gäste geschossen hatte.

Der Angeklagte hatte vor Gericht angegeben, in Notwehr gehandelt zu haben. Die Gäste seien unruhig geworden und hätten ihn bedrängt. Das Videoerlebnis sollte den Richter nach Angaben des Strafverteidigers, Ken Padowitz, in die Lage seines Mandanten versetzen und die Notwehrsituation veranschaulichen. Auch dem Staatsanwalt wurde eine VR-Brille zur Verfügung gestellt.

Notwehrlage gegeben?

Padowitz sagte gegenüber Local 10: „Es ist vielleicht das erste Mal in den Vereinigten Staaten, dass virtuelle Realität in einer Strafverhandlung zugelassen wurde.“ Padowitz hatte bereits 1992 als Staatsanwalt die erste Computeranimation als Beweismittel in einem Gericht in Florida einführt.

Das Problem: VR-Rekonstruktionen sind sehr teuer, was zu Ungleichheiten beim Zugang zur Justiz führen kann. Denn nur ausgewählte Angeklagte können sich dieses Beweismittel überhaupt leisten. Außerdem ist noch nicht geklärt, wie zuverlässig derartige 3D-Rekonstruktionen des Tatgeschehens überhaupt sind und inwiefern sie von der Verteidigung manipuliert werden könnten.

VR-Brille stellt Gerichte vor neue Herausforderungen

Andererseits ergab eine Studie aus Australien, dass Testpersonen, die den Tatort mittels einer VR-Brille erleben, die Lage besser einschätzen können, als Testpersonen, die sich lediglich Fotos des Tatortes ansehen.

Scott Schlegel, Richter am Fifth Circuit Court von Louisiana und ehemaliger Vorsitzender der Technologiekommission des Obersten Gerichtshofs von Louisiana, ist der Ansicht, dass jede technologische Weiterentwicklung immer auch neue Herausforderungen mit sich bringt: „Wie stellen wir sicher, dass die Daten, die zur Erstellung dieser Umgebungen verwendet werden, vollständig und unverfälscht sind? Welches Fachwissen ist erforderlich, um die Genauigkeit einer VR-Nachbildung zu überprüfen?“

Im Fall vor dem Broward County Bezirksgericht hat der zuständige Richter noch nicht entschieden, ob er die virtuelle Begehung des Tatortes auch im anstehenden Prozess vor der Jury zulässt. Der Ausgang des Falles ist also noch völlig offen.


Fundstelle: https://www.forbes.com/

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