Selbstfürsorge für Engagierte in (Refugee) Law Clinics

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Der Reader “Selbstfürsorge für Engagierte in (Refugee) Law Clinics und verwandten Initiativen” von Dr. Bian Sukrow und Christina Ellinghaus bietet eine umfassende Anleitung zur Selbstfürsorge für Personen, die in Law Clinics – insbesondere Refugee Law Clinics, die Geflüchtete beraten – tätig sind. Er thematisiert die besonderen psychischen Belastungen, die mit der Beratung von Geflüchteten und anderen Hilfesuchenden einhergehen, und stellt Strategien vor, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen.

Dr. Bian Sukrow leitet die Law Clinic der Bucerius Law School, die 2012 von einer Gruppe engagierter Studierender und dem Integrationszentrum Hamburg-Nord der Diakonie gegründet wurde. Die Law Clinic berät im Sozialrecht, Aufenthaltsrecht, Familienrecht und Arbeitsrecht.

Christina Ellinghaus ist Psychologin und leitet seit 2016 die PSB Flucht, Psychosoziale Beratung für Geflüchtete der Diakonie Hamburg. Christina und Bian haben sich bei einer Train-the-Trainer-Ausbildung zur Antidiskrimierungsarbeit kennengelernt.

Herausforderungen in der Beratung

Die Arbeit in Refugee Law Clinics konfrontiert Berater:innen häufig mit den traumatischen Erlebnissen ihrer Klien:tinnen. Dieses wiederholte Hören belastender Geschichten kann zu sekundärer Traumatisierung oder Mitgefühlsmüdigkeit führen. Symptome wie emotionale Erschöpfung, Zynismus oder ein Gefühl der Ineffektivität können auftreten. Ähnliche Effekte zeigen sich auch in Law Clinics, die sich mit anderen Rechtsgebieten befassen.

„In den meisten anderen Berufsfeldern, in denen Beratung und die Arbeit mit Menschen eine große Rolle spielt, setzt sich die Erkenntnis durch, dass Berufsträger:innen Raum, Anleitung und Austauschmöglichkeiten benötigen, um Selbstfürsorgekompetenzen zu erwerben. Dazu gehört neben Achtsamkeit den eigenen Potenzialen, Wünschen und Grenzen gegenüber auch die Fähigkeit zur professionellen (sprich: selbstkritischen, sowohl sich selbst als auch den Klient:innen gegenüber unbedingt respektvollen, hierarchiekritischen, empowernden) Inter­aktion.“

Jurastudierende tun sich mit derartigen Beratungsangeboten allerdings noch schwer. Und das, obwohl 80 Prozent von ihnen später beratend als Anwält:innen tätig sind. Der Reader betont die Notwendigkeit, diese Risiken frühzeitig zu erkennen und ihnen präventiv entgegenzuwirken. Dabei wird hervorgehoben, dass nicht nur die Geschichten der Ratsuchenden belastend sein können, sondern auch strukturelle Herausforderungen, wie bürokratische Hürden oder mangelnde Ressourcen, zusätzlichen Stress verursachen.

Strategien zur Selbstfürsorge

Um den genannten Belastungen entgegenzuwirken, empfiehlt der Reader verschiedene Ansätze:

  • Achtsamkeit und Reflexion: Regelmäßige Selbstreflexion hilft, eigene Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Achtsamkeitsübungen können dabei unterstützen, im Moment präsent zu bleiben und Stress abzubauen.
  • Klare Grenzziehung: Es ist essenziell, zwischen beruflichem Engagement und Privatleben zu unterscheiden. Dies kann durch feste Arbeitszeiten, das bewusste Abschalten nach der Arbeit und das Pflegen von Hobbys erreicht werden.
  • Supervision und kollegiale Beratung: Der Austausch mit Kolleg:innen über belastende Fälle bietet emotionale Entlastung und neue Perspektiven. Supervision kann helfen, professionelle Distanz zu wahren und effektive Beratungsstrategien zu entwickeln.
  • Weiterbildung: Schulungen zu Themen wie Traumaverständnis oder kultursensibler Beratung stärken die Handlungskompetenz und das Selbstvertrauen im Umgang mit komplexen Beratungssituationen.

Der Reader enthält praktische Übungen und Hinweise, die im Alltag leicht umsetzbar sind, um die eigene Resilienz zu fördern und langfristig gesund im Engagement zu bleiben. Er stellt Informationsmaterial durch Verlinkungen übersichtlich zusammen und enthält Bilder und Audiomaterial.

Insgesamt dient der Reader damit als wertvolle Ressource für alle, die in der Beratung von Geflüchteten und anderen benachteiligten Menschen tätig sind, und unterstützt dabei, die eigene psychische Gesundheit zu schützen und somit nachhaltig wirksam helfen zu können. Auch Jurastudierende, die sich nicht in einer Law Clinic engagieren, können von dem Reader noch viel über sich selbst und den Umgang mit Stress lernen.


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