ExamSim: Der KI-gestützte Prüfungssimulator an der Uni Bayreuth

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An der Universität Bayreuth kommt seit dem Wintersemester 2024/25 ein Simulator zum Einsatz, der Studierenden dabei hilft, sich auf mündliche Prüfungen vorzubereiten. Der sogenannte “ExamSim” setzt auf künstliche Intelligenz (KI), um eine realistische Prüfungssituation zu schaffen, in der Studierende mit einem digitalen Avatar als Prüfer:in interagieren. Auch Jurastudierende haben den ExamSim schon genutzt, um sich auf die mündliche Examensprüfung vorzubereiten. Ab dem Sommersemester 2025 kommt der ExamSim auch an juristischen Lehrstühlen zum Einsatz.

Mündliche Prüfungen stellen für viele Studierende eine große Herausforderung dar, da sie nicht nur über Fachwissen, sondern auch über entsprechende kommunikative Fähigkeiten verfügen müssen. Gerade im Jurastudium, wo man während des Semesters jeweils nur schriftliche Klausuren verfasst und keinerlei Vorträge halten muss, stellt die mündliche Prüfung eine ungewohnte Herausforderung dar. ExamSim ermöglicht es den Jurastudierenden, sich wiederholt und unter kontrollierten Bedingungen mit verschiedenen Prüfungsfragen auseinanderzusetzen. Und das ganz ohne Versagensängsten oder dem unangenehmen Gefühl von den eigenen Kommiliton:innen oder Professor:innen (negativ) bewertet zu werden. Die Studierenden können sich so in einem geschützten Rahmen auf die Prüfungssituation vorbereiten

KI als Prüfer:in – Realistische Simulation einer mündlichen Prüfung

ExamSim, programmiert am Zentrum für Hochschullehre (ZHL), besteht aus einem digitalen Avatar, der von einer KI gesteuert wird. Die KI-Anbindung erfolgt mit einem ChatGPT-Assistant. Der Avatar übernimmt die Rolle der Prüfperson und stellt den Studierenden Fragen, die auf ihrem Studiengang basieren und individuell angepasst sind. Diese Fragen werden nicht nur aus vorgefertigten Datenbanken generiert, sondern durch die KI in Echtzeit auf das Wissensniveau und die Antworten der Studierenden abgestimmt. So entstehen realistische Prüfungsszenarien. Die Prüfungssimulation wird mit Kamera und Mikrofon aufgezeichnet und im Nachgang KI-gestützt analysiert.

Der Avatar stellt Rückfragen, um Studierende zu ermutigen, ihre Antworten weiter auszuführen oder spezifische Aspekte eines Themas zu vertiefen. Diese Flexibilität bietet den Studierenden eine realistische Simulation einer echten mündlichen Prüfung, bei der der Prüfer gegebenenfalls nachhakt und auf Details eingeht. Eine Besonderheit: Am Ende der Prüfung analysiert die KI auch das nonverbale Verhalten des Prüflings. Also insbesondere Blickkontakt, Gestik und Stimmmodulation und gibt Feedback, wie diese Faktoren in einer mündlichen Prüfung besser eingesetzt werden können. Der ExamSim ist damit auch ein Rhetorik-Trainer.

„Die Kombination aus fachlichem Wissen, situativer Stressbewältigung und angemessener Kommunikation in einer mündlichen Prüfung erfordert intensive Vorbereitung. Allerdings haben Studierende oft nur begrenzte Möglichkeiten, eine solche Prüfungssituation zu üben und Feedback zu ihrem Auftritt zu erhalten. Aus diesem Grund haben wir den interaktiven KI-Prüfungssimulator entwickelt“, sagt Paul Dölle, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZHL und Leiter des Projekts.

Integration in den Unterricht: Flexibilität und Vielseitigkeit

ExamSim lässt sich aber auch an anderer Stelle einsetzen und auf vielfältige Weise in die Hochschullehre integrieren. Die KI kann nicht nur zur reinen Prüfungsvorbereitung genutzt werden, sondern auch in Vorlesungen und Tutorien eingesetzt werden. Dies gelingt durch die Anpassbarkeit des Systems an verschiedene Fachbereiche und Lernziele. „Unser Prüfungssimulator kann universell eingesetzt werden, von Geisteswissenschaften über Naturwissenschaften bis hin zu Rechtswissenschaften. Durch die Anpassungsfähigkeit der KI kann er auf spezifische Prüfungsanforderungen eingehen“, sagt Dölle.

Ein weiterer Vorteil ist die einfache Handhabung des Simulators: Lehrende müssen lediglich Prüfungsinhalte und typische Fragen in das System einpflegen. Der Aufwand für die Vorbereitung ist gering, da Vorlagen für verschiedene Fachbereiche und Szenarien bereits bereitgestellt werden.

Das Pilotprojekt des ExamSim startete im Wintersemester 2024/25 an der Universität Bayreuth. Für den Simulator haben Dr. Christian Fey (Geschäftsführer des Zentrums für digitales Lehren und Lernen – DigiLLab -, Universität Augsburg) und Tobias Hallmen (Lehrstuhl für Menschzentrierte Künstliche Intelligenz, Universität Augsburg, Entwicklung von NOVA) zusammengearbeitet. Doch die Pläne reichen weit über diese erste Phase hinaus. Das System soll in Zukunft auch an anderen Hochschulen zum Einsatz kommen. Das Transferpotenzial ist groß: Denn die Kombination aus KI-generierten Fragen und der Analyse von nonverbalem Verhalten ist überall gefragt.

Um ExamSim weiter zu optimieren, ist eine begleitende Evaluation vorgesehen. Diese wird sowohl qualitative Interviews als auch Umfragen unter den Studierenden und Lehrenden umfassen, um die Nützlichkeit und Akzeptanz der KI zu überprüfen.

Wie nützlich der Einsatz von KI in der Juristenausbildung sein kann, zeigt auch der für das Rechtsreferendariat entwickelte „Zeugensimulator“. Mithilfe von VR-Brillen können Referendar:innen praxisnah die Durchführung einer Zeugenvernehmung in einem virtuellen Gerichtssaal üben (JURios berichtet).


Pressemitteilung: https://www.uni-bayreuth.de/pressemitteilung/pruefungssimulator-zhl

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