Deutsches Legal Tech Start-up “LexMea” im Finale einer der größten Pitch-Competitions Europas

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Das Legal Tech Start-up LexMea schaffte es ins Finale einer der größten Start-up Pitch-Competitions Europas auf dem START Summit in St. Gallen. Es ist damit das erste deutsche Legal Tech Start-up, das es je auf die Hauptbühne vor 7.000 Messeteilnehmern schaffte. Aber wie kam es dazu?

Die Idee für für das Legal Tech Start-up LexMea

Die beiden deutschen Juristen Tobias und Michael Strecker unterrichteten seit vielen Jahren an unterschiedlichen Universitäten. Doch das Jurastudium und die Lehrmaterialien sind aus der Zeit gefallen. Gelernt wird mehrheitlich mit gedruckten Gesetzestexten, Büchern und Skripten. In ihrer Lehrpraxis fehlte den Brüdern ein Online-Gesetzbuch, an dem Nutzende Annotationen (Markierungen, Verlinkungen, Notizen etc.) anbringen und Wissen ablegen und abrufen können. Daher gründeten sie LexMea.

„Manche Personen lernen zu gründen und suchen sich dann ein Problem. Bei uns war das genau andersherum – wir haben ein Problem gesehen und bei der Lösung dessen dann gründen gelernt“, beschreibt Michael Strecker die Entwicklung.

Gemeinsam mit dem heutigen Chief Technology Officer Chris-Robin Ennen bauten die beiden Brüder vor über vier Jahren einen ersten Prototyp, den sie wöchentlich mit ihren Jurastudierenden testeten und weiterentwickelten. Zu einem tagesaktuellen Online-Gesetzbuch mit Annotationsfunktionen kamen zahlreiche Prüfungsschemata und Übersichten – direkt an der dazugehörigen Norm abgelegt – hinzu. So findet sich etwa direkt an § 242 StGB das Prüfungsschema zum Diebstahl. Ausbilder:innen aus der Justiz nutzen LexMea inzwischen, um Inhalte mit ihren Referendar:innen zu teilen. Mehrere Professor:innen setzen LexMea in ihren Vorlesungen ein. Wer sich einen kostenfreien Account anlegt, kann zudem dauerhaft auf seine eigenen Annotationen am stets aktuellen Online-Gesetzbuch zugreifen. LexMea kann am PC im Browser und am Smartphone genutzt werden.

Die Hürden beim Aufbau eines Legal Tech Start-ups

In anderen Bereichen, wie etwa der Medizin, sind bereits millionenschwere Unternehmen entstanden, die genau eine solche Lernbegleitung anbieten. In Jura stellt die ausschließliche Zulassung gedruckter Gesetze zu den Abschlussklausuren an den Universitäten und im Staatsexamen weiterhin ein bedeutendes Digitalisierungshindernis dar. Doch genau das ändert sich gerade. Bereits im Dezember 2024 organisierte LexMea die erste volldigitalisierte Präsenzklausur Deutschlands an der Uni Bielefeld (Jurios berichtete).

Trotz aller Fortschritte – mittlerweile wird die Seite von über 17.000 monatlichen Besucher:innen genutzt – muss in Legal Tech Unternehmen die Softwareentwicklung stets durch hohe Beträge vorfinanziert werden. Die Investitionsbank Berlin unterstützte LexMea mit dem Gründungsbonus und Branchenkenner:innen mit privatem Wagniskapital. Das Start-up hat laufende Verträge mit innovationsfreundlichen Justizministerien, wie insbesondere dem aus Nordrhein-Westfalen.

„Wir wollen, dass Studierende und Referendare unser jetziges Angebot umsonst nutzen können. Dafür haben wir das Ganze gestartet. Jetzt möchten wir zahlreiche Zusatzfunktionen dazu bauen, um den digitalen Arbeitsplatz für alle Juristen in Deutschland zu bauen“, beschreibt Tobias Strecker die Strategie des Unternehmens.

Wieso als Jurist:in an einer Pitch-Competition teilnehmen?

Um das notwendige Wachstum vorfinanzieren zu können, sind externe Geldgeber erforderlich. Der Prozess hierfür ist in der Start-up-Welt weitestgehend standardisiert. Unternehmen fassen das Marktproblem, ihre Lösung und ihr Geschäftsmodell in einer Präsentation (sog. ‚Pitch Deck‘) knapp zusammen und eröffnen dadurch tiefergehende Gespräche mit privaten (‚Business Angels‘) oder institutionellen Geldgebern (‚Venture Capital Funds‘).

Besonders attraktive Möglichkeiten für solche Präsentationen bieten Pitch-Competitions. Eine der größten und prestigeträchtigsten Competitions Europas ist die der START Summit Pitch-Competition in St. Gallen.

Ca. 400 Start-ups aus ganz Europa bewerben sich jährlich hierfür. Am 23. Januar konnte LexMea bereits den Vorentscheid ‚Road to Start Summit‘ in Berlin gewinnen. Vergangene Woche fand in St. Gallen das intensive ganztägige Viertelfinale mit den Vorentscheidgewinnern aus 20 anderen Städten statt. Am Donnerstag stand LexMea dann im Halbfinale und am Freitag durften die Gründer ihr Online-Gesetzbuch vor mehreren hundert Zuschauer:innen und Investor:innen im großen Finale auf der Hauptbühne der Messe präsentieren. Nur wenige Punkte fehlten letztlich zum Sieg und einem damit verbundenen Investment in Höhe von 500.000 Euro.

Und wie nicht die Nerven verlieren?

Wie haben es die beiden Gründerbrüder geschafft, auf einer so großen Bühne nicht die Nerven zu verlieren? Beide haben bereits während ihres Studiums an mehreren Moot Courts teilgenommen und Teams gecoacht, was ihnen sehr geholfen hat

„Die Moot Court Erfahrung war unendlich hilfreich für die Pitches hier. Aber ich muss ehrlich sagen, auf so Bussiness Pitches, wenn es dann auch einfach um richtig Geld geht, kickt die Nervosität nochmal anders. Aber man hat eben gelernt, damit umzugehen. Und genau das lieben wir am Gründen: jeden Tag etwas Neues zu lernen. Jeden Tag vor neuen Herausforderungen stehen. Das ist fordernd, aber genau das macht es so spannend“, fasst Michael Strecker seine Erfahrung zusammen.

Was der Finaleinzug LexMeas in jedem Fall zeigt, ist, dass Legal Tech längst kein Nischenthema mehr ist, sondern bereit für die große Bühne. Juristische Gründer:innen müssen sich dabei auch vor mehrheitlich BWLern nicht verstecken. Über das Gründen während Studium und Referendariat sprachen zuletzt z. B. auch die Gründerinnen Saskia Kummerow, Felicitas Famulla und Su Reiter im Gespräch mit beck-aktuell.

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Redaktion
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JURios. Kuriose Rechtsnachrichten. Kontakt: redaktion@jurios.de

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