Die Ergebnisse der Ersten Juristischen Prüfung 2024 in Baden-Württemberg zeigen: Die Universität Mannheim gehört erneut zu den Top-Adressen für das Jurastudium. Mit einer starken Quote an Freiversuchen, einer kurzen durchschnittlichen Studiendauer und soliden Notenschnitten liefern Mannheimer Studierende bessere Resultate als vermeintliche „Elite-Universitäten“.
Durchschnitt: 7,42 Punkte
Im Jahr 2024 nahmen insgesamt 1.632 Kandidat:innen an der Ersten Juristischen Staatsprüfung in Baden-Württemberg teil – 51,72 % davon im Freiversuch. Mit 419 Teilnehmer:innen war Freiburg der größte Prüfungsort. Mit nur 188 Prüfungsteilnehmer:innen in der Ersten Juristischen Prüfung hatte die Universität Mannheim 2024 die kleinste Kohorte unter den fünf großen juristischen Fakultäten in Baden-Württemberg (Freiburg, Heidelberg, Konstanz, Mannheim, Tübingen).
Beim landesweiten Durchschnittsergebnis erzielten die Prüflinge in Baden-Württemberg 7,42 Punkte. Im Durchschnitt erreichen die Jurastudierende – wie in allen anderen Bundesländern – gerade einmal ein „befriedigend“. Lediglich eine einzige Person erreichte mehr als 14 Punkte. Mit der Note „gut“ schnitten gerade einmal 3 % der Teilnehmenden ab. Die Notenskala wird also auch weiterhin im obersten Drittel nicht ausgeschöpft.
Knapp ein Drittel fällt durch!
30,09 % der Teilnehmenden der Ersten Juristischen Staatsprüfung in Baden-Württemberg haben das Examen nicht bestanden. Die sog. „Misserfolgsquote“ fällt dabei je nach Fakultät sehr unterschiedlich aus. Besonders krass ist dabei der Unterschied zwischen der höchsten Durchfallquote in Konstanz und der niedrigsten Durchfallquote in Mannheim:
- Konstanz: 42,71 %
- Freiburg: 28,16%
- Heidelberg: 16,54 %
- Tübingen: 15,96%
- Mannheim: 11,17%
Auch bei anderen Punkten ist die Universität Mannheim Spitzenreiter: 54,3 % der Prüflinge traten im Freiversuch an – das ist der höchste Anteil aller Universitäten im Ländle. Über 82 % der Absolvent:innen traten in Mannheim innerhalb von bis zu 10 Hochschulsemestern zur Prüfung an, was für eine effiziente Examensvorbereitung spricht. Mannheim hebt sich hier deutlich von Standorten wie Freiburg oder Tübingen ab, an denen die Zahl der Langzeitstudierenden höher ist.
“Mannheimer Modell” erfolgreich
Prof. Friedemann Kainer führt die Ergebnisse unter anderem auf die gute Examensvorbereitung an der Universität Mannheim zurück. “Der Mannheimer Kombinationsstudiengang und die Examensvorbereitung im Rep2/Rep2plus bewähren sich!”.
Zum guten Abschneiden der Mannheimer:innen dürfte aber mit Sicherheit auch das “Mannheimer Modell” führen. Das 2008 eingeführte – deutschlandweit einmalige – Modell ermöglicht Jurastudierenden im Bachelor-Studiengang “Unternehmensjurist/in” mit einer Option auf das Staatsexamen den schriftlichen Teil der Staatsprüfung zeitlich gestreckt abzulegen. Die zivilrechtlichen Prüfungen werden nach sechs Fachsemestern im Rahmen des Bachelorabschlusses abgelegt. Die Prüfungen im Öffentlichen Recht und im Strafrecht nach dem zehnten Fachsemester.
Seit 2019 ist die zehnjährige “Experimentierphase” für das Mannheimer Modell offiziell beendet. Der besondere Abschluss wird nun unbefristet angeboten. Zuletzt hatten Tübingen, Heidelberg und Freiburg erklärt, an ihren Fakultäten auch in Zukunft nicht einmal einen integrierten Bachelor einführen zu wollen.
Ergebnisse im Zweiten Staatsexamen
An der Zweiten juristischen Staatsprüfung haben im Berichtsjahr 956 Kandidat:innen teilgenommen. Damit gehen die Zahlen das dritte Jahr in Folge zurück. 18,28% der Kandidat:innen erreichten das begehrte Prädikatsexamen. Ein Grund zur Freude: Wer es einmal bis zum Rechtsreferendariat schafft, fällt kaum noch durch. Lediglich 6,90 % der Referendar:innen haben die Zweite Juristische Staatsprüfung 2024 in Baden-Württemberg nicht bestanden.
Die Mehrzahl der Kandidat:innen (15,71 %) entschied sich für den Schwerpunktbereich „Strafrechtliche Rechtspflege”. Hier betrug die Durchschnittspunktzahl in der mündlichen Prüfung jedoch lediglich 9,96 Punkte. An zweiter Stelle steht der Schwerpunktbereich „Arbeit” (14,37 %). Die beste Durchschnittsnote gab es im Schwerpunkt „Internationales Privatrecht“: 11,13 Punkte.
Klagen, klagen, klagen!
Im Jahr 2024 wurden 96 Widersprüche gegen Verwaltungsakte des Landesjustizprüfungsamts eingelegt, von denen sich 89 % gegen das Prüfungsergebnis richteten. Laut Statistik ist nur 1 % dieser Widersprüche erfolgreich; 8 % waren immerhin teilweise erfolgreich. Viel interessanter wäre jedoch, wie viele der Klagen hiergegen wiederum Erfolg haben. Darüber finden sich in der Statistik jedoch keine Zahlen.
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Fundstelle: https://jum.baden-wuerttemberg.de/