Zu Beginn des Referendariats spielt die Wahlstation zunächst einmal eine untergeordnete Rolle. Die Referendare und Referendarinnen haben zunächst den Einblick in die „klassischen“ juristischen Berufsmöglichkeiten wie das Richteramt, die Staatsanwaltschaft und die Anwaltschaft. Die Wahlstation, als letzte Station im Referendariat, nutzen viele Kandidaten und Kandidatinnen dann um in ihrem zukünftigen Berufswunsch Fuß zu fassen und bereits Kennengelerntes zu intensivieren. Es gibt allerdings im Rahmen der Wahlstation auch die Möglichkeit über den Tellerrand zu blicken und etwas Neues auszuprobieren. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) ist eine dieser Möglichkeiten.

Die Arbeit in der Rechtsabteilung
Zu den Aufgaben gehört zunächst die klassische juristische Arbeit in der Rechtsabteilung. Im Schwerpunkt wird sich mit dem, vielen Referendarinnen und Referendaren unbekannten Themenbereich des Medien- und Urheberrechts beschäftigt. Vorkenntnisse in diesem Bereich sind zwar vorteilhaft, dennoch kein Muss. Die Aufgaben sind vielfältig und abwechslungsreich. Hierzu gehören beispielsweise die juristische Recherche, der Entwurf von Schriftsätzen und die Begleitung bei Gerichtsterminen. Inhaltlich geht es beispielsweise darum, ob das Statement eines F.A.Z.-Redakteurs in der Wahlwerbung einer Partei ungefragt genutzt werden darf. Der Vorteil der Arbeit in einem Justiziariat einer Zeitung ist dabei, dass die Zeitung sich mit vielfältigen Themen beschäftigt. Ob Politik, Wissenschaft, Geschichte oder Gesellschaftsthemen, es ist von allem etwas dabei. Dies führt dazu, dass auch die Rechtsabteilung sich ständig mit wechselnden Thematiken beschäftigen darf. Das macht die Arbeit dort besonders abwechslungsreich und spannend.
In der Rechtsabteilung werden die Referendare und Referendarinnen regelmäßig intensiv eingebunden. Jeder kennt die Situation, dass er oder sie umfassend zu einer Thematik recherchiert oder sich mühevoll an einem Schriftsatz versucht. Häufig tritt nach Absenden der Arbeit aufgrund des Zeitmangels Stille ein und man fragt sich, wofür genau die Arbeit genutzt wurde. Anders in der Rechtsabteilung der F.A.Z. Das Team um Herrn Dr. Oliver Schlüter nimmt sich die Zeit um intensiv auf Fragen einzugehen und Feedback zu geben. Auch auf die regelmäßige Teilnahme an Meetings wird viel Wert gelegt. Das führt dazu, dass man sich auch in den kurzen, meist drei bis vier Monaten wie ein Teil des Teams fühlt.
Das Justiziariat bietet zudem die Möglichkeit an wöchentlich einen Übungsvortrag für die mündliche Prüfung zu üben. Dieser wird dann durch konstruktives Feedback in einer angenehmen lockeren Atmosphäre bewertet. Die Leistung bei den Vorträgen spielt bei der späteren Zeugnisnote allerdings keine Rolle. Was auf den ersten Blick Unbehagen so kurz nach dem schriftlichen Teil des Examens auslöst, stellt sich spätestens am Tag der mündlichen Prüfung als Glückgriff raus. Übung macht bekanntlich den Meister.
Möglichkeit journalistische Fähigkeiten auszuprobieren
Einzigartig macht die Station bei der F.A.Z. aber mit Sicherheit die Möglichkeit bei F.A.Z. -Einspruch mitzuwirken. In der ersten Woche wird man den Redakteuren, die fast jedem Examenskandidaten zumindest stimmlich vom Podcast F.A.Z. Einspruch bekannt sind, vorgestellt. Jeder hat dann die Möglichkeit einen Gastbeitrag zu verfassen. Bei der Themenauswahl ist jeder frei. Ich habe mich beispielsweise, als Strafrechts-Fan für das Thema der Aussagepsychologie entschieden und mich intensiv mit der Frage beschäftigt, ob Richter:innen geschult genug sind um Wahrheit von Unwahrheit zu unterscheiden. Die journalistische Tätigkeit ist zwar etwas Neues und Unbekanntes, aber genau das macht es so spannend. Auch das Team von Einspruch, das aus drei Volljuristen besteht, nimmt sich dabei viel Zeit für Feedback und Hilfestellungen, so dass auch dieses Neuland für jeden gut zu meistern ist. Zudem bietet das Team Interessierten auch die Möglichkeit an, an der Podcast Aufnahme von F.A.Z.- Einspruch teilzunehmen.
101 Ideen für die Wahlstation im Rechtsreferendariat
Unterbringung im F.A.Z.-Tower
Für Alle, die nicht aus Frankfurt kommen, spielt die Wohnungssuche in der teuren Großstadt natürlich eine Rolle. Die F.A.Z. bietet dabei die Möglichkeit an, für wenig Geld in ihrem „Boardinghaus“ unterzukommen. Dies ist ein neuer Wohnkomplex, in dem Praktikant:innen, Referendar:innen oder neue Mitarbeiter:innen von der F.A.Z. zeitweise unterkommen können. Dieses befindet sich fußläufig circa zwanzig Minuten vom F.A.Z.- Tower und ist nur eine Haltestelle vom Frankfurter Hauptbahnhof entfernt.
Die Station im F.A.Z.-Tower hat darüber hinaus den Vorteil, dass jeder, der politisch und gesellschaftlich interessiert ist, auf seine Kosten kommt. Ob im Aufzug, beim Mittagessen oder bei einer Pressekonferenz mit unserem aktuellen Bundeskanzler Friedrich Merz; Aktuelles gehört bei einer Tageszeitung selbstverständlich zum Repertoire. Aus meiner Sicht war dabei auch insbesondere der Austausch mit Nichtjuristen und Juristinnen überaus spannend, da verschiedene Berufe verschiedene Blickwinkel ermöglichen.
Ich kann daher jedem empfehlen die Wahlstation im Justiziariat zu machen. Ob das ausgeprägte thematische Interesse am Medienrecht oder die Neugier auf etwas Neues einen antreibt, spielt dabei keine Rolle.