Die monatliche Kolumne über das Durchfallen im Staatsexamen von Frida Fortun.
Hier geht es zu Teil 1: “Zweites Staatsexamen, zweiter Anlauf: Die Erkenntnis”
Hier geht es zu teil 2: “Zweites Staatsexamen, zweiter Anlauf: Einsicht – kein Weg zur Besserung?!”
Hier geht es zu Teil 3: “Zweites Staatsexamen, zweiter Anlauf: Halbzeit”
Hier geht es zu Teil 4: “Zweites Staatsexamen, zweiter Anlauf: Ende des Ergänzungsvorbereitungsdienstes”
ES IST VORBEI! Ich habe es geschafft – WIR haben es ein zweites Mal geschafft!
Und? Wie lief es?
Die zwei Examenswochen sind unfassbar schnell vergangen. Organisatorisch hat alles gut geklappt und die Abläufe fühlten sich routiniert an. Ich habe an jedem Klausurtag schon morgens meine Lieblingssongs gehört und Gespräche mit anderen eher vermieden. Wir haben zusammen mit dem regulären Durchgang und den Verbesserern geschrieben. Ich glaube, niemand hat groß mitgeteilt, dass wir uns im Zweitversuch befinden und wer alles Zweitversuch und wer Verbesserungsversuch schreibt. Ich habe aber grundsätzlich kein Geheimnis daraus gemacht und mich nicht dafür geschämt, wenn es denn mal zur Sprache kam (was ein persönlicher Erfolg für mich ist).
Ich habe es wirklich geschafft, verhältnismäßig entspannt ins Examen zu gehen! Mein Kopf scheint zwar den Unterschied zwischen Examensklausuren und einem Todeskampf mit einem Säbelzahntiger nicht zu kennen, aber für diesen Umstand war ich ruhiger als erwartet. Ich hatte keine Panik, keine Angstattacke und an meinen Fehlern ist jedenfalls kein Blackout schuld. Gestresst und nervös war ich trotzdem ein wenig – und wahrscheinlich werde ich auch niemals der Mensch sein, der völlig entspannt in eine Prüfungssituation geht.
Habe ich Fehler gemacht? Na klar, und ob! Und wahrscheinlich sogar einige. Meine Routine konnte Fehlerquellen begegnen, aber nicht alle Fehler ausmerzen. Teilweise sind mir diese Fehler sofort nach der Klausur selbst aufgefallen, teilweise erst im Gespräch mit Kolleg:innen. Jedes Mal habe ich mich geärgert. Es ist so leicht, mit sich selbst streng zu sein. Bei mir selbst war natürlich jeder Fehler ein möglicher Todesstoß – bei meinen Kolleg:innen „wird’s schon nicht so gravierend gewesen sein“ und die Korrektor:innen werden „deine Stärken trotzdem sehen“ können. Denn mal ehrlich, keine Klausurbearbeitung ist fehlerfrei – dass ich Dinge falsch gemacht habe, war gewissermaßen erwartbar. Und soweit erstmal okay!
Je mehr man weiß, desto wahrscheinlicher fallen einem nach der Klausur auch Fehler ein. Ich glaube, gerade weil es die letzten Monate so oft darum ging, die eigenen Fehler zu erkennen und zu verbessern, kam ich so schnell und automatisch ins Grübeln und Reflektieren. Und da merkt man: es geht nicht nur darum, es generell besser zu wissen, als beim ersten Mal. Es geht auch darum, es in dem entscheidenden Moment besser zu machen.
Das blöde Bauchgefühl & was man nicht tun sollte
Ich glaube leider, dass ich es nicht viel besser gemacht habe. „Ich bin mit der heutigen Klausur durchgefallen.“, schrieb ich meinem Mann an einem Tag. Mein Bauchgefühl war mehr als mies, die Klausur lief überhaupt nicht, wie ich es mir gewünscht hätte. Leider hat sich dieses Gefühl nicht gelegt und sicher auch auf meine weiteren Klausurbearbeitungen abgefärbt. Ich bin mir sicher, dass ich nicht jede Klausur bestanden habe. Das verunsichert mich natürlich, ob es insgesamt gereicht hat. Dieses sichere Gefühl, durchgefallen zu sein, wie ich es letztes Jahr hatte, ist nicht da. Gleichzeitig vermisse ich irgendeine Art von Gefühl, dass es gereicht hat. Es könnte knapp geworden sein…
Was man meiner Meinung nach möglichst vermeiden sollte, ist, nach den Klausuren in ein Forum dessen Namen nicht genannt werden darf oder vergleichbare Foren zu schauen und über die Klausurergebnisse zu diskutieren. Niemand dort kennt die Lösungshinweise des LJPA, geschweige denn eure Klausurbearbeitung. Selbst wenn Fehler passiert sind, könnt nicht mal ihr selbst einschätzen, was für Auswirkungen sie auf die Bewertung haben. Auch, wenn man selbst natürlich eine Tendenz hat („Das war wirklich ein gravierender Anfängerfehler!“), muss man zugeben, dass selbst direkt nach der Klausur schon keine ausreichende Erinnerung mehr an den Wortlaut der eigenen Klausurlösung vorhanden ist.
Das ist auch einer der Gründe, warum man sich die Klausurinhalte nicht durchlesen sollte, sobald diese zugänglich gemacht werden. Das habe ich leider getan und vermute seitdem, dass es diesmal wieder nicht gereicht haben könnte. Tut euch selbst den Gefallen und lasst sowas bleiben.
Und nu‘?
Man hat die Möglichkeit, sich für die Zeit nach den Examensklausuren einer Station zuteilen zu lassen. Quasi einer echten Wahlstation. Ich habe mich dagegen entschieden und nun bis zur Verkündung der Examensergebnisse frei.
Zum einen beruht meine Entscheidung darauf, dass ich so kurzfristig keinen Platz mehr in meiner präferierten Station erhalten hätte. Eine andere Station kam für mich nicht in Frage, da ich bereits im Referendariat alles gesehen habe, was ich sehen wollte. Ich habe schlicht nicht die Notwendigkeit gesehen, jetzt wieder irgendwo hin zu gehen (selbst, wenn ich sicherlich viel gelernt hätte), nur um irgendwo zu sein.
Zum anderen will ich diese Zeit produktiv nutzen können. Ich will ohne Ablenkung lernen können und mich bestens auf eine mündliche Prüfung vorbereiten. Durch Wiederholung und Kurzfälle möchte ich aber auch so im Stoff bleiben, dass ich nötigenfalls wieder kurzfristig examensfit werden könnte.
Darüber hinaus genieße ich den Luxus, nun mehr Zeit für Hobbys zu haben. Und mich bei deren Ausübung von der quälenden Frage abzulenken, ob ich mehr hätte tun können. Oder Dinge anders machen. Sowohl in der Klausur, als auch im gesamten Referendariat.
Letztendlich ist auch einfach die Luft raus. Nach den etlichen Jahren Studium und Referendariat und nun noch den Monaten im EVD zeigen sich Ermüdungserscheinungen. Ich möchte durchatmen und mir eine jurafreie Auszeit nehmen, schöne Dinge unternehmen, vielleicht verreisen und Energie tanken. Denn das alles hier ist ein Marathon – nur ohne Kilometer-Markierung. Mindestens ein paar herausfordernde Kilometer, pardon, Wochen, stehen mir noch bevor.
P.S.: Wenn Familienmitglieder, Bekannte oder Freund:innen Zweitversuch schreiben, sind liebe Nachrichten immer willkommen und gern gelesen. Sätze wie „Alle guten Dinge sind drei.“ solltet ihr aber bitte sein lassen – die können verletzen und unnötig verunsichern. Zeigt der Person, dass ihr wirklich an sie glaubt und dass sie auf euch an ihrer Seite zählen kann.