Du hast keine Zeit und willst trotzdem etwas Gutes tun? Willkommen im Jurastudium. Zwischen Hausarbeit, Hörsaal und Nebenjob scheint kaum Platz zu sein für ein Ehrenamt. Aber genau das kann sich lohnen – nicht nur fürs Gewissen, sondern auch für Deinen Lebenslauf, Dein Netzwerk und Deine persönliche Entwicklung. Ob Du gerade das erste Semester beginnst oder schon in der Examensvorbereitung steckst: hier sind fünf Wege, wie Du Dich sinnvoll engagieren kannst. Egal, wie viel Zeit Du investieren kannst – Ehrenamt gibt’s in jeder Dosierung.
Rechtsberatung mit Impact: Engagier Dich in einer Law Clinic
In einer Law Clinic bieten Jura-Studierende unter der Supervision erfahrener Anwält:innen und Profs kostenlose Rechtsberatung an. Von der Recherche über mandant:innenorientierte Erklärungen bis hin zum Entwerfen von Schriftsätzen lernst Du hier alle praxisrelevanten Skills, um echten Menschen in Rechtsfragen weiterzuhelfen. Das spezielle Training, das Du in der Ausbildung zur:zum ehrenamtlichen Rechtsberater:in erhältst, sowie die anschließende Supervision bieten Dir Sicherheit und einen geschützten Raum zum Wachsen.
In einer Law Clinic kannst Du Dich in bestimmten Themengebieten spezialisieren – von Migrationsrecht bis zu feministischen Rechtsfragen gibt es verschiedenste Ausrichtungen. Daneben lernst Du schon früh, Verantwortung zu übernehmen und Dein juristisches Wissen außerhalb von Klausuren und Hausarbeiten zur Anwendung zu bringen. Worauf Du achten solltest, um bei der fordernden Arbeit in einer Law Clinic Dein eigenes Wohlergehen nicht zu vernachlässigen, liest Du hier.
Redaktionsarbeit: Schreiben, Redigieren, Veröffentlichen
Auch fernab von der Mandatsarbeit kann Dein Einsatz sich lohnen! Studentische Law Journals, Uni-Zeitungen, Jura-Blogs und Zeitschriften suchen immer nach engagierten Studis, die Spaß am Schreiben, Editieren oder Organisieren haben.
Falls Du von Law Journals noch nichts gehört hast: das Konzept kommt ursprünglich aus den USA, ist aber längst auch an deutschen Unis angekommen. Studierende können hier ihre Seminar- und Hausarbeiten oder auch kürzere Artikel oder Urteilsbesprechungen einreichen und mit Unterstützung der Redaktion einen Beitrag daraus machen, der in der nächsten Online- oder Printausgabe der Zeitschrift veröffentlicht wird. Ein akademischer Beirat unterstützt zumeist dabei, die Qualität zu sichern und besteht in der Regel aus wissenschaftlichen Mitarbeitenden oder anderen jungen Akademiker:innen.
Mit Deiner Mitarbeit hilfst du nicht nur anderen Studis dabei, den Traum von der ersten juristischen Veröffentlichung wahr zu machen, sondern Du bekommst auch Einblicke in den spannenden Redaktionsprozess sowie die Arbeitsweise eines eingespielten Teams – Erfahrungen, die sich bei der späteren Job-Suche bezahlt machen können. Daneben lernst Du auch viel über juristisches Schreiben, eine konstruktive Feedback-Kultur und die Kommunikation mit Team-Mitgliedern und Autor:innen. Um die organisatorischen Herausforderungen einer solchen studentischen Vereinigung stemmen zu können, muss jede:r Mitwirkende eine gewisse Verantwortung übernehmen. Dem fühlst Du Dich gewachsen? Dann schau doch mal hier, ob Du eine Jura-Zeitschrift entdeckst, für die Du Dich interessierst.
Vereine und Netzwerke: Dein Sprungbrett ins Berufsleben
Du hast Lust, einen Haufen engagierter Jurist:innen in genau Deinem Interessengebiet kennenzulernen? Dann sind juristische Vereine und Netzwerke genau das Richtige für Dich. Beim Deutschen Juristinnenbund (djb) tragen Feminist:innen aller Altersklassen zu einer gleichberechtigteren Zukunft bei – von Studierenden bei den Jungen Juristinnen (JuJus) bis zu Ministerinnen und Richterinnen in obersten Bundesgerichten. Gemeinsam arbeiten sie an Policy Proposals, organisieren Veranstaltungen und vernetzen sich regional und international. Als junges Mitglied kommst Du dort in den Genuss vieler attraktiver Vorteile: Du kannst bei einem Mentoring-Programm mitmachen und von erfahrenen Juristinnen unterstützt werden, einen Ref-Platz bei der EU ergattern oder Dich in einer der vielen Arbeitsgruppen zu den unterschiedlichsten Themen rund um eine geschlechtergerechte Gesellschaft einbringen.
Der djb ist nur eines von vielen Beispielen, um bereits als Studi aktiv zu werden. Alternativ könntest Du Organisationen in der Straffälligen- oder Opferhilfe unterstützen, bei regionalen Gruppen von internationalen NGOs wie Amnesty International tätig werden oder deine wachsende juristische Expertise im Verbraucherschutz einbringen. Egal, welches Thema Dir besonders am Herzen liegt, es lohnt sich immer, nach Wegen zu suchen, sich für einen guten Zweck einzusetzen. Juristische Vereine bieten beispielsweise auch eine Chance, schon während des Studiums im relevanten Bereich zu netzwerken, was spätestens beim Start in das Berufsleben ein großer Vorteil sein kann.
Veränderung von innen: Engagement an Deiner Uni
Für viele Aktivitäten mit juristischem Bezug musst Du die Uni nicht einmal verlassen: von politischen Hochschulgruppen bis zur Arbeit in der Fachschaft gibt es auch dort eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten, um aktiv zu werden. Vielleicht sucht dein Fachschaftsrat ja noch Freiwillige für die Ersti-Betreuung oder studentische Beiträge zur Verbesserung der Examensvorbereitung. Sieben Gründe, warum sich Jurastudierende einer Jura-Fachschaft anschließen sollten, liest Du hier.
Auch ein Engagement in der Hochschulpolitik oder die Mitarbeit in der Studienkommission oder im Prüfungsausschuss können spannende Tätigkeitsfelder sein, in denen Du nicht nur viel lernst, sondern auch aktiv etwas für Deine Kommiliton:innen tun kannst.
Abschalten und Aufblühen: Ehrenamt außerhalb der Jura-Bubble
Möglicherweise hast Du durch Dein Studium aber auch schon genug mit Jura zu tun und hast viel mehr Lust auf etwas anderes. Oder Du versuchst aktuell, in einer neuen Stadt Anschluss zu finden und Freundschaften außerhalb der Jura-Bubble zu knüpfen – wozu ich nur raten kann! Dann sind Clubs und Vereine an der Uni oder außerhalb eine gute Anlaufstelle für Dich.
Du hast früher in der Schulband gespielt oder im Chor gesungen? Dann ab ins Uni-Orchester, zum Uni-Chor oder in eine der vielen studentischen Bands! Hockey hat Dich schon immer interessiert oder Deine Uni bietet Töpfer-Kurse an? Probier doch mal etwas Neues aus – genau dafür ist die Studienzeit da! Und auch außerhalb der Uni gibt es unzählige Möglichkeiten, Deine Fähigkeiten, Visionen und Vorlieben auszuleben. Ob ein Ehrenamt beim Deutschen Roten Kreuz, die Tätigkeit als Dolmetscher:in am Gericht, Proteste von einem Tierschutzverein, ein offenes Ohr bei der studentischen Nightline oder die Mitwirkung in einem politischen Verein – wer sich in der Freizeit für einen guten Zweck einsetzt, wird es nicht bereuen.
Was Ehrenamt Dir wirklich bringt – persönlich und beruflich
Ob Law Clinic oder Chorvorstand – Ehrenamt macht Dich nicht nur zu einem spannenderen Menschen, sondern auch zu einer:einem besseren Jurist:in. Du lernst, Verantwortung zu übernehmen, Teams zu führen, Dich durchzusetzen oder Kompromisse zu schließen. Vor allem aber: Du wirst gebraucht. Und das ist wahrscheinlich der wichtigste Grund, warum Du loslegen solltest.
Du bist mehr als nur Jurist:in. Wenn Du für eine Sache brennst, dann bring Dich ein! Vielleicht findest Du durch ein Ehrenamt sogar Deine Passion und damit ein Gebiet, in dem Du Dich schon während des Studiums spezialisieren kannst.


