Die Referendariatskommission (RefKo) des Bundesverbands rechtswissenschaftlicher Fachschaften e.V. (BRF) hat eine erste bundesweite Befragung unter Absolvent:innen der zweiten juristischen Staatsprüfung gestartet. Ziel der Erhebung ist, systematisch Erfahrungen im Rechtsreferendariat sowie im Rahmen der zweiten Staatsprüfung zu erfassen.
Trotz der zentralen Bedeutung des Rechtsreferendariats für die juristische Ausbildung in Deutschland existieren bislang kaum belastbare Daten zur tatsächlichen Ausgestaltung, Qualität und zu individuellen Erfahrungen der referendar:innen. Die nun gestartete Befragung soll diese Lücke schließen. Dabei stehen sowohl positive als auch problematische Aspekte im Fokus. Auch Unterschiede zwischen den Bundesländern sollen analysiert werden.
Licht ins Dunkle bringen
„Es ist erschreckend, wie wenig Daten es zum juristischen Vorbereitungsdienst und der zweiten Staatsprüfung gibt. Daher freut es mich, dass wir mit diesem Projekt hoffentlich ein wenig Licht ins Dunkle bringen werden“, erklärt Emilia de Rosa, stellvertretende Vorsitzende der Referendariatskommission in einer Presseerklärung.
Andreas Knecht, ebenfalls Mitglied der Kommission, verweist auf bereits gewonnene Erkenntnisse aus früheren Erhebungen: „Die Ergebnisse unserer Umfrage zum psychischen Druck im juristischen Vorbereitungsdienst waren beunruhigend und zeigen dringenden Handlungsbedarf. Die Ergebnisse der Absolvent:innenbefragung sollen aufzeigen, wo konkret angesetzt werden kann.“
Frühere Umfrage zum psychischen Druck im Jurastudium aussagekräftig
In der früheren Umfrage zum psychischen Druck im Jurastudium berichteten 72% der Befragten, nach dem Nichtbestehen einer Prüfung Angst vor einem erneuten Scheitern zu haben. Zwei Drittel würden das Jurastudium angesichts der psychischen Belastung nicht weiterempfehlen, über 20% sogar ausdrücklich nicht. 31% gaben an, kaum Zeit zur Entspannung zu finden, acht Prozent sahen dafür gar keine Möglichkeit. Gleichzeitig kannten weniger als die Hälfte universitäre Angebote zum Stressmanagement – obwohl sich zwei Drittel mehr solcher Angebote wünschten.
Auch der soziale Druck unter den Studierenden wurde deutlich: Über die Hälfte fühlte sich von Kommiliton:innen unter Druck gesetzt und konnte sich nicht über deren gute Noten freuen. 36% berichteten, sich schlecht zu fühlen, wenn sie an die Noten anderer denken. Die Notentransparenz wurde ebenfalls kritisch bewertet: Nur vier Prozent hielten die Vergabe für nachvollziehbar. Weniger als zehn Prozent fühlten sich vor Klausuren gut vorbereitet; knapp 70% berichteten dagegen von starkem Stress im Vorfeld – auch abseits der Examensprüfungen.
Teilnahme bis April 2026 möglich
Die neue Befragung zum Rechtsreferendariat erfolgt pseudonymisiert über die Plattform SoSciSurvey und nimmt etwa 25 Minuten in Anspruch. Der Befragungszeitraum erstreckt sich vom 6. Oktober 2025 bis zum 5. April 2026. Ein Abschlussbericht wird für das Frühjahr 2027 erwartet.
Teilnahmeberechtigt sind alle Personen, die den juristischen Vorbereitungsdienst seit dem 1. Januar 2024 beendet haben – unabhängig davon, ob dieser durch Bestehen oder Nichtbestehen der zweiten Staatsprüfung oder durch einen Abbruch endete. Auch Personen, die aktuell einen Ergänzungsvorbereitungsdienst absolvieren, sind zur Teilnahme aufgerufen, jedoch erst nach dessen Abschluss.
Weitere Informationen zur Befragung und zum Gewinnspiel sind auf der Website der Referendariatskommission unter www.bundesfachschaft.de/abs-ref


