“Hall of Shame” der juristischen Ausbildung

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JURios wurde mit dem Ziel gegründet, über kuriose Urteile und skurrile Rechtsnachrichten zu berichten. Zu den verrücktesten Themen gehörten dann – auch für uns überraschend – aber immer öfter Beiträge über die teils unterirdischen Zustände in der juristischen Ausbildung.

Kandidat:innen, die ihr Examen ohne Toilettenräumlichkeiten ablegen mussten. Examensklausuren, die auf dem Postweg verlorengingen oder Prüfungen, die auf Grund organisatorischen Versagens gleich doppelt wiederholt werden mussten. Und in all diesem Trubel verabschieden die Landesjustizministerien (auf Empfehlung der Justizministerkonferenz und der Justizprüfungsämter) regelmäßig Reformen, die die juristische Ausbildung oft nur noch weiter verschlimmerten.

Muss das wirklich sein? Wir denken: nein! Und sind damit nicht allein. In den letzten Jahren haben sich studentische Interessenvertretungen wie die Bundesfachschaft Jura, das projekt iur.reform, die Kampagne #iurserious sowie weitere Projekte mit viel Herzblut für eine echte Verbesserung der juristischen Ausbildung eingesetzt.

Hall of Shame 2024

Bis zum 31. Dezember 2024 können unsere JURios-Leser:innen erneut über die größten Ausbildungsfails des Jahres 2024 abstimmen. Die gesamte Liste findest Du hier.

Norminiert sind in diesem Jahr:

  • Die Justizministerkonferenz (JuMiKo)
  • Justizministerium/Landesjustizprüfungsamt Baden-Württemberg
  • Die Universität Tübingen
  • Justizministerium/Landesjustizprüfungsamt Bayern
  • Justizministerium/Landesjustizprüfungsamt Hessen
  • Justizministerium/Landesjustizprüfungsamt Niedersachsen
  • Justizministerium/Landesjustizprüfungsamt NRW

Hall of Shame 2023

Bereits im Oktober 2023 haben wir unsere Leser:innen erstmals über die größten „fails“ der letzten drei Jahre abstimmen lassen. Uns wurden rund 30 verschiedene Vorgänge per Mail eingereicht. Aus den Gegebenheiten, die am häufigsten genannt wurden, hat die JURios-Redaktion eine Shortlist der Top 10 gebildet, über die unsere Leser:innen zwei Wochen lang abstimmen konnten.


Hier könnt Ihr die Top 10 auf der Shortlist nochmals nachlesen


Das Ergebnis der Abstimmung ist eindeutig! Knapp 1.000 JURios-Leser:innen haben an der Umfrage teilgenommen. Jeweils rund 20 Prozent sprachen sich für eines von drei Themen aus. Den negativ Preis gewonnen haben:

Platz 1: Prof’in Chiusis Kommentar zum „Loser-Bachelor“

Im Juni 2022 erschien ein Artikel der Juraprofessorin Tiziana Chiusi in der FAZ, in dem sie den integrierten Bachelor pauschal als “Loser-Bachelor” bezeichnet und damit alle betroffenen Jurastudierenden diskreditiert.

Platz 2: Keine blinde/verdeckte Zweitkorrektur im Staatsexamen

Weder im ersten noch im zweiten Staatsexamen findet eine blinde/verdeckte Zweitkorrektur statt. Dies führt dazu, dass sich die Zweitkorrektor:innen meistens dem Erstvotum anschließen, obwohl die Korrekturen an den Universitäten zeigen, dass es bei einer unabhängigen Korrektur oft zu großen Notenabweichungen käme. Prof. Jörn Griebel und Prof. Roland Schimmel fordern in ihrem JURios-Artikel deswegen eine unabhängige Zweitkorrektur. Und damit sind sie nicht alleine. Auch Dipl.-Psych. Ass. iur. Alica Mohnert schreibt: „Nur blinde Korrekturen sind faire Korrekturen“.

Platz 3: Bundesweiter Entfall der Ruhetage

Nach einer Entscheidung der Justizministerkonferenz im Mai 2022 sollen in allen Bundeländern die zwei Ruhetage (zusätzlich zum Wochenende) zwischen den Examensklausuren entfallen. Dies wurde im Januar 2023 von JURios-Redaktion aufgedeckt (zunächst bzgl. der Ruhetage in Baden-Württemberg).

Darüber berichtete JURios in den letzten 3 Jahren:

Du bist neu dabei und hast von den Skandalen der letzten Jahre noch nicht so viel mitbekommen? Du brauchst eine Auffrischung Deines Gedächtnisses? Hier einige Artikel über die Zustände der juristischen Ausbildung.