Auf 727 Seiten widmet sich das Lehrbuch “Allgemeines Verwaltungsrecht” von Dr. Steffen Detterbeck, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Phillips-Universität Marburg, in seiner 21. Auflage von 2023 dem Allgemeinen Verwaltungsrecht einschließlich dem Verwaltungsprozessrecht.
Insbesondere richtet sich das Buch an Studierende am Anfang des Studiums, wie es im Vorwort heißt. Vielleicht hat eure Professorin oder euer Professor euch das Buch bereits empfohlen? Es gehört jedenfalls zu den Klassikern auf seinem Rechtsgebiet – nicht zuletzt, weil der Umfang des Buches die hohe Prüfungsrelevanz der verwaltungsrechtlichen Klage widerspiegelt und alle relevanten Aspekte dieses Rechtsgebiets abdeckt.
Umfangreiche und übersichtliche Gliederung
Das Werk beinhandelt folgende sieben Kapitel:
- Grundlagen und Grundbegriffe
- Handlungsformen der Verwaltung
- Das Verwaltungsverfahren
- Recht der öffentlichen Sachen
- Verwaltungsvollstreckung
- Staatshaftung
- Verwaltungsprozessrecht
Im Inhaltsverzeichnis sind die Unterabschnitte dieser Kapitel bis in die niedrigsten Gliederungsebenen aufgenommen worden, was eine schnelle Orientierung innerhalb des Buches ermöglicht. Nicht nur kann man sich einen präzisen Überblick über die zu behandelnden Themengebiete im Rahmen des allgemeinen Verwaltungsrechts verschaffen, sondern auch bei der Nachbereitung nicht Verstandenes schnell nachschlagen und das Wissen in ausgewählten Bereichen gezielt vertiefen. Dies wird durch das umfangreiche Sachverzeichnis am Ende des Buches noch erleichtert.
Die einzelnen Abschnitte sind kurz und leicht verständlich geschrieben, sie werden durch tabellarische Übersichten und in grauen Kästen hinterlegte Merksätze unterstützt. Auch durch die gefette Markierung und unterschiedliche Schriftgrößen fällt es leicht, im Detterbeck relevante Fakten zu erkennen und so beim Lernen den richtigen Fokus zu setzen.
Hohe Praxis- und Prüfungsbezogenheit
Obwohl sich das Lehrbuch dabei auf Theoretisches beschränkt und keine Fallaufgaben enthält, bringt es dennoch viele kurze Beispiele aus der Rechtsprechung ein, welche die Materie anschaulicher und greifbarer machen. Zudem erläutert das Buch die Examensrelevanz für jedes Themengebiet. Hervorzuheben sind die vielen Schemata zum Aufbau in der Prüfung, die zusammen mit den Übersichten ein eigenes Verzeichnis erhalten haben. Hieran wird wieder deutlich, dass der Detterbeck auf effizientes Arbeiten ausgelegt ist: jeder Satz, jeder Abschnitt im Buch steht dort, weil er nützlich und wichtig für die verwaltungsrechtliche Klausur ist. Von Exkursen, bei denen es mehr um das Abstrakte geht, sieht das Werk ab.
Der letzte Abschnitt widmet sich ganz dem Verwaltungsprozessrecht, also dem verwaltungsrechtlichen Prüfungsaufbau. Erst, wer die theoretischen Aspekte der vorhergehenden Kapitel richtig in die Klage einzubauen weiß, erhält schließlich eine gute Benotung in der Klausur. Zunächst werden die allgemeinen Zulässigkeitsvoraussetzungen vorgestellt und dann die besonderen Zulässigkeitsvoraussetzungen sowie die Begründetheitsprüfung unter die einzelnen Klagearten gefasst. Die Sonderformen des Rechtsschutzes und der vorläufige Rechtsschutz erhalten aufgrund ihrer Komplexität einen eigenen Abschnitt. Dieser Aufbau weicht von der üblichen Prüfungsreihenfolge ab und kann deshalb zu Beginn etwas verwirrend sein. Jedoch wird die Systematik der Aufteilung durch einen Blick ins Inhaltsverzeichnis schnell deutlich und man kann dann gezielt zu den jeweils benötigten Prüfungspunkten blättern.
Über den Tellerrand hinaus
Einen starken Fokus legt der Detterbeck außerdem auf das von Studierenden oft und gern ausgelassene Staatshaftungsrecht. Er verdeutlicht auch gleich zu Anfang des Kapitels die besondere Prüfungsrelevanz des Rechtsgebiets – lernt man mit dem Detterbeck, kann man sich also darauf verlassen, beim Lernen keine Lücken zu haben und gut vorbereitet zu sein.
Hier und da blickt das Werk sogar über den Tellerrand hinaus und behandelt Themen, die erst Gegenstand des besonderen Verwaltungsrechts oder des zweiten Staatsexamens sind, wie das öffentliche Sachenrecht oder den Herstellungsanspruch. Dies wird jedoch ausdrücklich angemerkt und die Punkte fügen sich gut ins Gesamtbild ein, helfen also beim Verständnis der Pflichtmaterie und bieten einen erkennbaren Mehrwert. Zudem berücksichtigt das Werk auch die wachsende Bedeutung des internationalen Rechts und widmet sich zu Anfang den europa- und völkerrechtlichen Bezügen des deutschen Verwaltungsrechts.
Auch für Kandidat:innen, die sich bereits in der Examensvorbereitung befinden, ist das Lehrbuch somit eine gute Grundlage für die thematische Wiederholung und die sichere Beherrschung des Rechtsgebiets. Allerdings sollten wegen der Kürze der Abschnitte zur Vertiefung der Rechtsprobleme weitere Werke als Ergänzung herangezogen werden. Das gilt auch für all diejenigen, denen die manchmal knappere Darstellung einer Thematik nicht ausreicht, um diese voll zu durchdringen. Denn die Arbeitsweise mit dem Detterbeck gleicht der Arbeitsweise mit einem juristischen Kommentar: an erster Stelle steht die Übersichtlichkeit, also die Verdeutlichung der Gesamtzusammenhänge, für die das Motto „weniger ist mehr“ gilt – dies kommt manchmal auf Kosten einer ausführlicheren Erläuterung, ist aber auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und Lernstils.
Fazit
Der Detterbeck ist ein hervorragendes und gut aufgebautes Lehrbuch für das Verständnis der Grundlagen des allgemeinen Verwaltungsrechts und Verwaltungsprozessrechts. Darüber hinaus behandelt es auch die Schnittstellen zu den verwandten Teilrechtsgebieten und kann so auch gut und gern von Examenskandidat:innen als Ausgangswerk für die Thematik genutzt werden. Der Detterbeck zeigt, dass Lehrbücher keineswegs trocken sein müssen, sondern anschaulich und zugleich kompakt gestaltet werden können.
