Jurastudierenden werden skurrile Kleidereigenschaften nachgesagt. So sollen Jurastudenten am liebsten in Ralph Lauren Poloshirts und Segelschuhen durch die Uni stolzieren. Jurastudentinnen hingegen tragen angeblich am liebsten Perlenohrringe. Ob da was dran ist? Vielleicht ein kleines bisschen! Klar ist aber auch, dass man im Jurastudium – mit Ausnahme der mündlichen Prüfung – eigentlich tragen kann, was man will. Ganz anders sieht das im Referendariat aus. Denn im juristischen Vorbereitungsdienst tritt man in vielen Stationen wie ein:e “echte:r” Volljurist:in oder ein:e Behördenmitarbeiter:in auf. Hier muss man sich also genauer überlegen, welche Kleidung man morgens anzieht. Wir haben Euch die wichtigsten Dos and Dont’s der Kleiderwahl im Rechtsreferendariat hier zusammengefasst.
Kleiderwahl in der Zivilstation
Jogginghose, Hoodie und Turnschuhe: Was während des Jurastudiums und der Examensklausuren niemanden stört, kann im Referendariat – je nach Ausbildungsstation – unangenehm werden. Was man im Rechtsreferendariat trägt, richtet sich sehr stark nach der jeweiligen Station. Die Zivilstation verbringen Rechtsreferendar:innen bei einem:r Richter:in am Amtsgericht oder Landgericht. Im Arbeitsalltag halten sich Referendar:innen entweder im Büro des:der Ausbilder:in auf oder sind bei der Sitzungen mit am Richtertisch dabei. Zu den Büroterminen trägt man am besten gepflegte Kleidung. Anzug oder Kostüm müssen es nicht sein. Am einfachsten orientiert man sich an der Kleidung des:der Ausbilderin. Es gibt Richterinnen, die im Sommerkleid im Büro sitzen und Richter, die Blue Jeans tragen. Am ersten Tag kleidet man sich am besten etwas “schicker”.
Ein sicherer Tipp für die Sitzungstage ist “business casual”. Krawatten werden hier von Rechtsreferendar:innen nicht erwartet. Blue Jeans sind aber auch eher unangemessen. Garantiert nichts falsch macht man mit einer schwarzen Stoffhose und einer hübschen Bluse / einem neutralen Hemd.
Die Strafstation – endlich Robe tragen!
Die Strafstation ist für die meisten Referendar:innen mit der größten Aufregung verbunden. Denn hier darf man erstmals alleine (!) Sitzungsdienste als Staatsanwalt oder Staatsanwältin leisten. Vor Gericht ist die Kleiderwahl hier aber besonders einfach – weil sie bundesweit vorgeschrieben ist. Staatsanwält:innen tragen in ihrer Rolle eine schwarze Hose und eine weiße Bluse beziehungsweise ein weißes Hemd. Die Männer zusammen mit einer weißen Krawatte. Darüber kommt eine schwarze Robe, die man sich am Gericht bzw. bei der Staatsanwaltschaft ausleihen kann.
Männer aufgepasst: Ihr solltet Euch vor der Strafstation unbedingt eine weiße Krawatte kaufen oder klären, ob Ihr Euch eine Krawatte von Eurem Staatsanwalt ausleihen könnt! Mit der hier für unter 10 Euro macht Ihr aber garantiert nichts falsch (klick). Frauen haben es hier wieder etwas einfacher: Sie dürfen statt einer schwarzen Hose selbstverständlich auch einen schwarzen Rock tragen. Der weiße Blusenkragen darf durch ein weißes Halstuch ersetzt werden. Da das jedoch eher ungewöhnlich ist, raten wir der Einfachheit und Tradition halber zur klassischen weißen Bluse.
Weniger förmlich in der Verwaltungsstation
Tipps für die Verwaltungsstation sind schwierig. Denn diese können Referendar:innen an ganz verschiedenen Orten verbringen. Der Klassiker: Regierungspräsidium, Landratsamt und Stadtverwaltung. Aber auch beim Landtag, in einem Ministerium oder bei der Polizei ist die Station möglich. Das Problem: In jeder Behörde kleiden sich die Mitarbeitenden anders.
Das hängt unter anderem davon ab, was der:die Chefin für angemessen hält und welche Termine wahrgenommen werden müssen. Auch in der Verwaltung gilt deswegen der Universaltipp aus der Zivilstation: Orientiere dich bei dem, was du trägst, an deinem:r Ausbilder:in. Gerade in der Stadtverwaltung kann es gut sein, einer Behördenleitung in Jeans und T-Shirt zu begegnen. Auf Nummer sicher gehst du, wenn du am ersten Tag etwas formeller erscheinst als üblich.
Die Anwaltsstation – “dress for the job you want, not for the job you have”
Spannend wird es in der Anwaltsstation. Auch hier kommt es stark darauf an, wo genau du deine Station absolvierst. Als Faustregel gilt: In Großkanzleien wird Businesskleidung erwartet, in einer kleineren Kanzlei eher nicht. Das heißt: Am ersten Tag tragen Referendare Anzug mit Krawatte und Referendarinnen einen Hosenanzug oder ein Kostüm in dezenten Farben. Denn viele Großkanzleien haben sogar einen offiziellen Dresscode, in dem beispielsweise vorgegeben ist, dass keine knalligen Farben getragen werden dürfen oder, dass Röcke mindestens Knielänge haben müssen. Die 50er lassen grüßen? Ja, deswegen sieht man das üppige Gehalt in den Großkanzleien einfach als Schmerzensgeld an.
Auch wenn man als Referendar:in für den:die Ausbilder:in Gerichtstermine wahrnimmt, trägt man am besten zumindest business casual. So fällt man garantiert nicht negativ auf. In kleineren Kanzleien wird die Kleiderordnung oft nicht so strenggenommen. Und auch junge Chef:innen legen immer mehr Wert darauf, dass sich ihre Mitarbeitenden wohlfühlen. Hier darf man dann auch in dunklen Jeans und einem bequemen Pulli im Büro sitzen.
Die AGs und das Zweite Staatsexamen
Am ersten Tag vor dem Rechtsreferendariat findet in allen Bundesländern in einem kleinen feierlichen Rahmen die Vereidigung, also die Aufnahme ins Referendariat, statt. Viele angehende Jurist:innen stehen am Abend vor der Vereidigung ratlos vor dem Kleiderschrank. Was anziehen? Heide Günther, Ausbildungsleiterin für Referendar:innen am Landgericht Detmold empfiehlt gegenüber der LTO: „Hier finde ich ein etwas schickeres Outfit, also Anzug für die Herren und Kostüm für die Damen, angemessen. Schließlich zählt der erste Eindruck.“ In Realität sind die Referendar:innen meistens etwas legerer gekleidet. Dunkle Jeans, ein hübsches Oberteil und Jackett/Blazer halten die meisten Referendar:innen im Nachhinein für absolut ausreichend. Am besten trägt man also etwas, in dem man sich wohlfühlt und das gepflegt und ordentlich aussieht.
In den Arbeitsgemeinschaften ist bei der Kleidung dann alles vertreten. Vom Anzug bis zum Schlabber-Hoodie mit Sandalen. Aber auch hier ist ein guter Tipp: Bloß nicht negativ auffallen. Es ist wahrscheinlich, dass man die Ausbildungsleiter:innen nach dem Referendariat nie wieder sieht. Es kann aber auch sein, dass eine:r der mündlichen Prüfung beiwohnt oder man ihm:ihr später im Anwaltsalltag begegnet. Da ist es natürlich von Vorteil, einen guten Eindruck hinterlassen zu haben.
Die schriftlichen Klausuren laufen dann ähnlich ab wie im Ersten Examen. Hier kann man getrost in Jogginghose erscheinen. Denn wichtig ist nur, dass man sein Bestes gibt. Egal, wie man dabei aussieht. Ganz anders ist das aber bei der mündlichen Prüfung. Hier sollten Männer unbedingt im Anzug und Frauen im Kostüm/Hosenanzug erscheinen. Das ist einfach immer noch so üblich. Gepflegte, etwas schickere Kleidung ist immer ein Zeichen dafür, dass man auch als Nachwuchsjurist:in die Sache ernst nimmt. Leider gilt noch immer: “Kleider machen Leute”.
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