Als die Juristin Dr. Abir Haddad im Sommer 2020 nach einem Netzwerk für Jurist*innen mit sogenannter “Migrationsgeschichte” suchte, war sie verblüfft, dass keines in Deutschland existierte. Diese Realisation war die Geburtsstunde des Netzwerks multikultureller Jurist*innen e.V. (NmkJ). Dr. Haddad und eine Gruppe von Mitstreiter*innen gründeten im Jahr 2021 den gemeinnützigen Verein mit dem Ziel des Austauschs und der Förderung multikultureller Jurist*innen.
Bisherige Aktivitäten des NmkJ
Als junges Netzwerk hat das NmkJ schon einiges erreicht. Neben regelmäßigen Netzwerktreffen im digitalen Raum gab es vielfältige digitale Veranstaltungen zu Themen wie “Multikulturell Promovieren”, “Künstliche Intelligenz und Diskriminierung” oder “Multikulturelle Berufsvorbilder” mit bis zu 100 Teilnehmenden. Diese fanden oft in Kooperation mit anderen Organisationen oder Kanzleien statt. Darüber hinaus wurde ein Mentoring-Programm ins Leben gerufen. Ergänzend zum digitalen Angebot gab es bereits mehrere Stammtische in Berlin mit der Möglichkeit, sich auch persönlich zu vernetzen.
Bei allen Aktivitäten steht ein Aspekt stets im Vordergrund: Das Netzwerk ist ein authentischer Ort, an dem sich die Mitglieder wohlfühlen sollen. Im Sinne einer zeitgemäßen Handhabe wird Wert auf einen lockeren und offenen Umgang miteinander gelegt, der keinen versteiften Regeln unterliegt. Bei der ersten Vorstandssitzung in Präsenz saßen die Vorstandsmitglieder im Schneidersitz auf dem Boden eines Kellers im bunten 70er Jahre Style ausgestattet mit Leckereien aus aller Welt.
Multikulturalität als Zusatzqualifikation
Für Dr. Haddad ist die Vernetzung und das Empowerment der Mitglieder das zentrale Ziel des Vereins: “Mehrsprachigkeit und Multikulturalität sind berufliche Zusatzqualifikationen und innovationstreibend. Leider wird dies noch nicht überall so empfunden. Gerade in der heutigen globalisierten Welt besteht jedoch mehr denn je die Notwendigkeit, in mehreren Sprachen und kulturellen Kontexten zu denken. Rechtsprobleme müssen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Diese Fähigkeiten bringen multikulturelle Jurist*innen regelmäßig mit.”
Dem jungen Verein ist die positive Sicht auf Multikulturalität ein besonderes Anliegen, gerade weil viele multikulturelle Jurist*innen auch Ausgrenzung und Diskriminierung erlebt haben. Deswegen haben sich die Gründungsmitglieder bewusst für den Begriff “multikulturell” und gegen Begriffe wie “migrantisiert” oder “mit Migrationserfahrung” entschieden. “Wir möchten uns selbst definieren und dabei – ohne die Widrigkeiten, die viele von uns erlebt haben, zu vergessen – die Bereicherung durch unsere Multikulturalität betonen”, stellt Dr. Haddad klar.
Die Ziele des NmkJ
Zahlreiche multikulturelle Jurist*innen aus ganz Deutschland konnten durch das NmkJ schon miteinander verbunden werden. Daraus sind nicht nur karrierefördernde Kontakte, sondern auch echte Freundschaften hervorgegangen. Insbesondere jüngere multikulturelle Jurist*innen haben im Netzwerk Vorbilder, Ansprechpersonen und Unterstützung gefunden.
Die positiven Rückmeldungen haben gezeigt, dass ein Ort wie das NmkJ dringend gebraucht und gewünscht ist. Es besteht daher der Anspruch, so viele multikulturelle Jurist*innen aus ganz Deutschland zu erreichen, wie möglich. Dafür soll das Angebot an Netzwerk- und Kennenlernmöglichkeiten weiter ausgebaut werden. Neben den alle zwei Monate stattfindenden digitalen Netzwerktreffen sind weitere Stammtische in anderen Teilen Deutschlands geplant. Auch das Mentoring-Programm soll erweitert und ein Eins-zu-Eins Mentoring sowohl für Studierende als auch für Young Professionals ermöglicht werden. Weiterhin werden spannende Themenveranstaltungen stattfinden, die den Teilnehmenden neuen Input und Perspektiven geben.
Durch einen stetig wachsenden sicheren Raum, sollen nicht nur multikulturelle Jurist*innen Multikulturalität als das sehen, was sie ist: Eine Bereicherung und Zusatzqualifikation im privaten wie im beruflichen Kontext.
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Kontakt: info@nmkj.de